Colin Kaepernick hat seine Karriere geopfert. Sie endete, als er anfing, gegen Rassismus, Ungerechtigkeit und Polizeigewalt auf die Knie zu gehen.
Sein Protest während der US-Hymne sorgte 2016 für Aufsehen, für Diskussionen, und auch dafür, dass der Quarterback nach dem Auslaufen seines Vertrags bei den San Francisco 49ers keinen neuen Arbeitgeber mehr fand. Am 1. Januar 2017 absolvierte er sein letztes Spiel in der NFL.
Der harte Kampf gegen Rassismus
Seitdem ist viel passiert. Er hat immer wieder versucht, in die Liga zurückzukehren, gleichzeitig kämpfte er weiter gegen Rassismus.
Doch jetzt zog der inzwischen 36-Jährige eine ernüchternde Bilanz, denn er empfindet die gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre in den USA als "brutal frustrierend".
Der alltägliche Rassismus und die Vorurteile gegen einzelne Bevölkerungsgruppen hätten ein Level erreicht, "das ich nicht erwartet habe", sagte der frühere NFL-Star im Interview mit GQ Germany: "Es wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, die Situation sogar noch zu verschärfen und Fortschritte, die gemacht wurden, wieder rückgängig zu machen.“
Eigentlich hatte Kaepernick mit seinen Protesten viel erreicht, er erhielt außerhalb der NFL jede Menge Unterstützung, auch durch die "Black Lives Matter"-Bewegung, vor allem nach dem Tod von George Floyd im Jahr 2020.
"Wir haben es geschafft, dass so viele Menschen aufstehen und sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Dass so viele Menschen sich dieses Problems bewusst werden – und gleichzeitig wird das Problem noch größer. Das bereitet mir große Sorgen“, so Kaepernick.
"Die Lage wurde noch schlimmer"
Es habe eine Aufbruchstimmung gegeben, "dass sich alles in die richtige Richtung bewegt, dass sich jetzt tatsächlich etwas ändern kann und dass wir alle auf eine bessere Zukunft zusteuern. Aber gleichzeitig war 2022 das Jahr, in dem die meisten Menschen durch Polizisten getötet wurden – in der Geschichte der USA. Die Lage wurde also noch schlimmer."
Er betonte, sein oberstes Ziel sei es, "das Leben der Menschen um mich herum und der gesamten Black Community zu verbessern", so Kaepernick: "Es ist nicht immer der einfachste Weg, den ich dann einschlage, aber die Richtung ist dadurch eindeutig vorgegeben."