Wenn Patrick Mahomes zum großen Lob ausholt, dann muss die betreffende Person wirklich Qualitäten besitzen. Und so sprach Mahomes im vergangenen Sommer fast schon ehrfürchtig über einen Mann, der gar nicht mehr bei den Kansas City Chiefs war.
"Es wird auf jeden Fall hart sein, ihn zu verlieren. Ich habe so viel Respekt vor EB. Er ist ein großartiger Trainer und ein großartiger Mensch." Mit EB meinte Mahomes Eric Bieniemy. Der heute 54-Jährige war von 2013 bis Ende der Saison 2022 Teil der Kansas City Chiefs. Zunächst war er der Coach der Running Backs, 2018 wurde er Offensive Coordinator.
Es war exakt jene Saison, in der Mahomes den Posten als Starting Quarterback übernahm. Der folgende Aufstieg des Spielmachers zu einem der besten Spieler, die es auf dieser Position jemals gegeben hat, ist auch eng mit dem Namen Eric Bieniemy verbunden. Doch inzwischen ist der leuchtende Stern zu einem großen Teil verglüht.
Bieniemy wurde ligaweit geschätzt für die Art und Weise, wie er die Offense der Chiefs in ein Monster verwandelte, das jeden Gegner genüsslich verspeiste. Zwar hatte Head Coach Andy Reid stets das letzte Wort über die endgültigen Spielzüge, doch Bieniemy war ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Chiefs in den vergangenen Jahren. Die derzeitige Dynastie, die Kansas City in der NFL etabliert hat, trägt ganz klar die Handschrift von Bieniemy.
Kein Wunder, dass er über Jahre stets als heißer Kandidat galt, wenn irgendwo in der NFL ein neuer Head Coach gesucht wurde. Doch Bieniemy blieb in Kansas City, manch einer meinte, nicht ganz freiwillig.
Eric Bieniemy: Schwieriges Umfeld bei den Washington Commanders
Nach der Saison 2022, die die Chiefs mit dem Super-Bowl-Sieg gegen die Philadelphia Eagles beendeten, bekam er dann doch seine Chance. Die Washington Commanders suchten einen neuen Offensive Coordinator, der allerdings weitaus mehr Macht bekommen sollte, als sie Bieniemy bei den Chiefs hatte.
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Er wurde nicht nur erstmals alleinverantwortlich der Playcaller einer Offense, sondern auch direkter Assistent von Head Coach Ron Rivera. Doch mit dem jungen Quarterback Sam Howell und in einem turbulenten Umfeld blieb der Erfolg aus, die Commanders beendeten die Saison 2023 mit nur vier Siegen bei 13 Niederlagen.
Rivera wurde gefeuert, und auch Bieniemy wurde Opfer der Umstrukturierungen. Der neue Head Coach Dan Quinn übernahm ihn nicht in seinen Trainerstab. Doch nicht nur das: Bieniemy, der maßgeblich an der Entwicklung von Patrick Mahomes beteiligt war, kam nicht mehr in der NFL unter.
Bieniemy geht zurück ans College
Statt selbst irgendwo Head Coach zu werden, wie es einst nur eine Frage der Zeit schien, erlebt er gerade einen beruflichen Absturz. Bieniemy, das steht inzwischen fest, verlässt die NFL und muss sich mit einem Posten im College Football zufriedengeben. Er wird Offensive Coordinator und Associate Head Coach der UCLA Bruins in Kalifornien.
Für Bieniemy ist es eine Art Heimkehr, er ist in Kalifornien geboren und aufgewachsen und arbeitete zwischen 2003 und 2005 bereits für die Bruins. Dass eine Rückkehr an die UCLA sein Traumjob ist, darf aber bezweifelt werden. Das zeigt auch ein Statement, aus dem "ESPN" zitiert.
"Ich habe zahllose Gespräche und Interviews mit vielen Teams geführt, und ich wurde gelobt und gelobt", schrieb Bieniemy dort: "Ich kann nicht sagen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen oder nicht getroffen wurden, aber es hatte nichts damit zu tun, dass mir etwas gefehlt hätte."
Womöglich ist es für Bieniemy nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zurück in die NFL. Vielleicht aber ist der Mann, der Patrick Mahomes maßgeblich entwickelt und die Dynastie der Kansas City Chiefs ermöglicht hat, nun für immer raus aus der besten Football-Liga der Welt.