Bei Ajax Amsterdam herrscht Chaos, der niederländische Traditionsverein taumelt durch eine dicke Krise. Eine erste Konsequenz traf nun Sportdirektor Sven Mislintat: Der Ex-Stuttgarter wurde entlassen.
Grund dafür sei der "Mangel an breiter Unterstützung innerhalb der Organisation" für Mislintat, hieß es auf der Homepage. "Verschiedene Versuche, eine breitere Basis herzustellen, haben nicht zu dem gewünschten Effekt geführt, und das führt zu Unruhe in und um den Klub herum. Das kommt auch durch die enttäuschenden Leistungen", wurde Interimsgeschäftsführer Jan van Halst zitiert.
Mislintat habe in den letzten Monaten enorme Anstrengungen für Ajax unternommen, dafür sei man dankbar: "Es liegt nun im Interesse von Ajax, mit vereinten Kräften weiterzumachen und wieder zu sportlichen Erfolgen zu finden", sagte van Halst. Trainer Maurice Steijn steht zwar ebenfalls in der Kritik, blieb aber zunächst im Amt.
Verpflichtungen schlagen nicht ein
Mit dem Wirbel um den Transfer von Borna Sosa soll die Entlassung Mislintats aber nichts zu tun haben. Am letzten Tag der Transferperiode sicherte sich Ajax die Dienste von Sosa, der zuvor beim VfB Stuttgart spielte. Dabei wurde möglicherweise gegen die Corporate-Governance-Richtlinien des an der Börse gelisteten Vereins verstoßen. Der Grund: Der Transfer von Sosa wurde mithilfe der Beratungsagentur "AKA Global" durchgeführt, die wiederum an der Firma "Matchmetrics GmbH" beteiligt ist. Mislintat hatte diese Firma im Jahr 2016 mitgegründet und besitzt dort einen Anteil von 35 Prozent.
Unter der Regie Mislintats, der im Mai nach drei Jahren beim VfB Stuttgart zu Ajax gewechselt war, waren im Sommer rund ein Dutzend Spieler für mehr als 100 Millionen Euro verpflichtet worden. Sportlich schlitterte der Klub aber in eine Krise: Ajax hat mit nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen den schlechtesten Saisonstart seit 1965 hingelegt. Der neueste Tiefpunkt war der Abbruch des Spiels gegen Feyenoord Rotterdam am Sonntag.
Rotterdam lag zu dem Zeitpunkt bereits mit 3:0 in Führung. Ajax-Fans provozierten den Abbruch, indem sie Pyrotechnik abbrannten und auf den Platz warfen. Schiedsrichter Serdar Gözübüyük pfiff die Partie schließlich in der 55. Minute ab.
Tumulte und Auseinandersetzungen
Anschließend gab es vor dem Stadion Tumulte und Auseinandersetzungen zwischen einigen Fans und der Polizei. "Das hat nichts mit Fußball und Fansein zu tun. Sie spielen mit der Sicherheit der Spieler, ihrer Mitfans und sich selbst. Schämen Sie sich", schrieb Justizministerin Dilan Yesilgöz–Zegerius auf X.