Roberto Mancini ist nicht mehr Trainer der italienischen Nationalmannschaft. Ein Jahr vor dem Start der Europameisterschaft in Deutschland, bei der die Squadra Azzurra als Titelverteidiger an den Start gehen will, stand Italien Mitte August plötzlich ohne Trainer da. Mit Neapels Meistertrainer Luciano Spalletti wurde schnell hochwertiger Ersatz gefunden, Spalletti wurde extra aus seinem Sabbatical herausgeholt. Damit ist das Thema aber längst noch nicht beendet.
Denn in der Aufarbeitung des plötzlichen Rücktritt Mancinis entwickelt sich nun ein Kräftemessen zwischen dem Europameistertrainer von 2021 und Verbandspräsident Gabriele Gravina. Der wehrt sich jetzt nämlich gegen die Vorwürfe, die Mancini öffentlich angebracht habe. Mancini bemängelte, dass Gravina ihm in die Zusammenstellung des Trainerstabs hereingeredet haben soll. Außerdem forderte der 58-jährige Fußballlehrer "Respekt für meine Entscheidung", zumal sie mit einem angeblichen Angebot aus Saudi-Arabien nichts zu tun haben soll.
"Ich habe ihm niemals in die Aufstellung hineingeredet oder ihm empfohlen, diesen oder jenen Spieler zu nominieren", sagt Gravina nun in der Corriere della Sera, "im Gegensatz zu anderen Präsidenten war ich auch niemals auf dem Spielfeld. Diese Anschuldigungen habe ich nicht verdient." Der 69-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Vorwürfe von Mancini getroffen haben. "Es waren sehr offensive Anschuldigungen gegenüber meiner Person", so Gravina.
Mancini schickt den Anwalt vor
Auch von einem mangelnden Vertrauensverhältnis will der Verbandspräsident nichts wissen. "Ich habe ihm einen Vertrag bis 2026 gegeben. Und ihm zum Koordinator der U 20 und U 21 gemacht. Wie kann er da behaupten, ich hätte kein Vertrauen in ihn gehabt? Ich frage mich wirklich, warum er solche Dinge gesagt hat. Roberto weiß ganz genau, dass das Gegenteil der Fall ist. Seine Argumentation ist sehr schwach", echauffiert sich Gravina.
Auch über die Art und Weise des Rücktritts zeigt sich Gravina, der seine Ausführungen eigentlich damit beginnt, dass er "kein Öl ins Feuer" gießen will, da Mancini "immer ein Mann mit Stil" war, empört. Nicht nur sei der Rücktritt ein "Blitz aus heiterem Himmel gewesen", auch hat er den persönlichen Kontakt zum Verbandschef gemieden.
"Er hat mir niemals gesagt, dass er aufhören möchte. Dass er zurücktreten möchte, habe ich von seinem Anwalt und seiner Frau erfahren. Ich hege keinen Groll, aber der Zeitpunkt dieser Scheidung macht mich ratlos. Nach alldem, was wir persönlich zusammen erlebt haben, hätte ich mir mehr von ihm erwartet. Er hätte mir bei seinem Rücktritt in die Augen sehen müssen", sagt Gravina. Wie Mancini reagiert, darauf wird in Italien nun gespannt gewartet.