Sean Payton ist eine Trainer-Legende in der NFL. Fachlich ist der 59-Jährige über jeden Zweifel erhaben, in seinen 16 Jahren bei den New Orleans Saints gewann er mit dem Team 2010 den Super Bowl. 2012 wurde er allerdings wegen des "Bounty-Skandals" für ein ganzes Jahr gesperrt.
Nach der Saison 2021 hatte er erst einmal genug vom Trainer-Geschäft, er zog sich zurück, der Saints-Vertrag wurde auf Eis gelegt. Nach einem Jahr Pause, die er als TV-Analyst verbrachte, ist Payton nun wieder zurück – als Coach der Denver Broncos.
Und in dieser Funktion sorgt er jetzt mal wieder für Schlagzeilen. Für negative. Und er macht sich damit in der Liga unbeliebt.
Verbaler Rundumschlag
Er hatte in einem Interview-Rundumschlag seinen Vorgänger Nathaniel Hackett schlecht gemacht, "die Leistung des Trainerstabs war eine der schlechtesten, die ich in der NFL-Geschichte je gesehen habe", sagte Payton. Hackett ist jetzt Offensive Coordinator bei den New York Jets.
Die Jets bekamen sowieso ihr Fett weg, Payton meinte, sie hätten alles gegeben, um in Sachen PR und Aufmerksamkeit in der Offseason die Nase vorne zu haben. Es verwundert nicht, dass Payton 40 Minuten nach dem Interview selbiges schon bereute, wie er später zugab.
Payton rudert zurück
Der Gegenwind war beträchtlich, und Payton ruderte dann auch kleinlaut zurück, räumte ein, dass es "offensichtlich ein Fehler“ war: "Ich brauche ein bisschen mehr Filter. Ich habe gesagt, was ich gesagt habe, und offensichtlich brauche ich ein bisschen mehr Zurückhaltung. Und ich bedaure das." Er habe noch seinen TV-Experten-Hut aufgehabt und weniger seinen Trainer-Hut.
Denn keine Frage: Dass ein Coach einen anderen Coach öffentlich so harsch kritisiert, ist ein No-Go und in der Branche verpönt.
Auch Sätze über die Broncos-Verantwortlichen musste er im Nachhinein geraderücken, denn seinen sportlichen Vorwurf hatte er er "an den Cheftrainer, den GM (George Paton), den Präsidenten (Damani Leech) und alle anderen, die das alles mit angesehen haben", gerichtet.
Autsch.
Rodgers keilt zurück
Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. "Ja, ich liebe Nathaniel Hackett, und diese Kommentare waren sehr überraschend - dass ein Trainer so etwas über einen anderen Trainer sagt", erklärte Jets-Quarterback Aaron Rodgers bei "NFL+". Und weiter: "Ich finde, das war völlig daneben, unangebracht, und ich denke, er sollte den Namen meines Trainers nicht mehr in den Mund nehmen."
Rodgers vermutet, Payton habe sich mit den Aussagen vorab schon einmal selbst ein Alibi liefern wollen, falls es sportlich mit den Broncos nicht laufen sollte. Das erklärte Ziel mit Quarterback-Superstar Russell Wilson sind die Playoffs.
"Es gibt mir kein gutes Gefühl, wenn jemand wie Payton, der in der Liga viel erreicht hat, so verunsichert ist, dass er einen anderen Mann niedermachen muss, um sich selbst zu rüsten, sollte es im kommenden Jahr nicht gut für sein Team laufen", sagte Rodgers.
Das Gute: Alle Beteiligten können den Zwist Auge in Auge ausräumen: In Week 5 kommt es zum direkten Duell.