Anthony Joshua hatte eigentlich keine große Lust auf Kritik. Der Brite hatte gerade einen sehenswerten Knockout geliefert, er war seiner Favoritenrolle gegen Robert Helenius gerecht geworden, auch wenn er den Finnen erst in der siebten Runde auf die Bretter schickte. Mit einer krachenden Rechten. Trotzdem ein bisschen spät für den Geschmack einiger Beobachter (Hier gibt es den Kampfabend zum Nachlesen).
"Wenn ich es früher hätte tun können, hätte ich es getan", sagte Joshua auf der Pressekonferenz nach dem Kampf: "Es gibt viele Wege, eine Katze zu häuten, und ich habe es am Ende geschafft."
Spektakel sieht anders aus
Ein Spektakel sieht allerdings anders aus. Joshua dominierte seinen Gegner, beide Kämpfer lieferten aber wenig Höhepunkte, was das Publikum in London unruhig werden ließ, Unmutsäußerungen inklusive. Die Buhrufe waren deutlich zu hören.
"Haben sie mich oder Helenius ausgebuht? Das ist die Frage", fragte Joshua. Er fügte hinzu: "Hat irgendjemand von ihnen schon einmal geboxt? Sie verstehen nicht, dass es sich um Wettkampfboxen handelt. Es ist ein Schachspiel und von außen betrachtet ist Schach langweilig."
Die große Frage, die sich viele stellen: Hat Joshua es noch drauf? Oder hat er das gewisse Etwas verloren? Zuletzt hatte er 2020 einen K.o.-Sieg gefeiert, in der ersten Hälfte eines Kampfes schaffte er es zuletzt 2016, seinen Gegner vorzeitig auf die Bretter zu schicken. Reicht das für Wilder und Fury? "Er kann nicht einfach nur dastehen und Jabs anbringen, das funktioniert nicht gegen Wilder. Er wird durch ihn hindurchgehen", warnte der ehemalige Weltmeister David Haye Joshua bei BBC Radio 5 Live.
Joshuas Manager Eddie Hearn sprang seinem Schützling bei DAZN zur Seite, verriet, dass es nun gegen Deontay Wilder gehen soll, und dann gegen Tyson Fury. Der Wilder-Deal soll "in den nächsten Tagen" abgeschlossen werden. Ein Mega-Zahltag wartet. Und möglicherweise dann auch irgendwann die Chance, WM-Gürtel zu gewinnen.
"Ein reifes Schwergewicht"
"Wir glauben, dass er Deontay Wilder schlagen kann. Josh ist bereit für diesen Kampf. Er hat alles für diesen Sport gegeben, er hat alles für den britischen Boxsport gegeben. Er ist jetzt bereit für einige große Kämpfe“, so Hearn.
Er betont, dass Joshua "jetzt schlauer" sei, "er wird sich Zeit lassen. Kein Risiko, kein Verlieren mehr. Heute Abend hat man das gesehen, ein Kerl, der sich Zeit genommen hat, versucht hat, mit der rechten Hand die Reichweite zu finden und sie auf verheerende Art und Weise geliefert hat. Er ist jetzt ein reifes Schwergewicht."