Nachdem sich schon das Lager des dreifachen Schwergewichtschampions Oleksandr Usyk verächtlich über die Pläne von WBC-Weltmeister Tyson Fury geäußert hat, blieb auch eine Reaktion von Anthony Joshua nicht aus. Auch wenn es, ganz AJ-typisch, etwas reservierter und differenzierter ausfiel, was er im Interview mit IFL TV sagte.
Zwar wartet auch Joshua ähnlich wie Fury, der einen Vereinigungskampf anstrebt, sehnsüchtig darauf, den Gypsy King, der seit 15 Monaten keinen Boxkampf mehr bestritten hat, mal vor die Fäuste zu bekommen. Dass Fury nun aber erstmal mit großem Brimborium und für die große Börse, aber fernab jeglicher sportlicher Relevanz in Saudi-Arabien gegen den MMA-Athleten Francis Ngannou in einem Schaukampf antritt, quittiert der Ex-Champion weitestgehend mit einem Achselzucken.
"Ich habe drei Gedanken dazu", holt AJ aus, "erster Gedanke: Ich sollte einen Scheiß darauf geben. Es geht mich nichts an. Es ist nichts, das mich betrifft, nichts, das meine Geschäfte angeht." Joshua erholt sich derzeit gewissermaßen von seinen zwei schmerzhaften Niederlagen gegen Oleksandr Usyk, hat insgesamt sogar drei seiner letzten fünf Kämpfe verloren. Nicht der Anspruch für einen, dem nachgesagt wurde, eine Ära prägen zu können. Im April mühte sich Joshua stattdessen zu einem Sieg gegen Jermaine Franklin, am 12. August kämpft er gegen Dillian Whyte.
Entsprechend hat Joshua gerade andere Probleme und Ziele, als sich mit den Geschäften des sprunghaften wie unberechenbaren Gypsy Kings auseinanderzusetzen. Trotzdem sagt AJ, "zweiter Gedanke", angesichts des Kampfes gegen Käfigathlet Ngannou aber auch: "Warum? Er sollte um die unangefochtene Schwergewichts-Weltmeisterschaft kämpfen. Ernsthaft. Das ist Blödsinn. Sein Fehler."
Geschäft vor Ambitionen
Ein Vereinigungskampf zwischen Usyk war für April vorgesehen, der Kampf platzte, obwohl Usyk teils erniedrigende Bedingungen bereit war zu akzeptieren. Am Ende fiel der Ukrainer auf die Lügen des Engländers hinein. Nun muss Uysk am 26. August gegen den Pflichtherausforderer Daniel Dubois seine Gürtel verteidigen. Nicht nur AJ wäre ein Vereinigungskampf lieber gewesen.
Mit dem dritten Gedanken erkennt Joshua aber auch das Geschäft hinter Fury und dessen Vorgehen an. "Wenn wir sein Geschäftssinn betrachten, viel Glück man. Mach dein Ding. Wenn es das Richtige für dich ist, was hat das mit mir zu tun?" Joshua spielt damit auf die üppige Börse an, die der Schaukampf in Fernost gegen Ngannou für beide Kämpfer nach sich ziehen wird und womöglich höher ausfällt, als es ein regulärer Schwergewichtskampf zwischen Fury und Usyk in England getan hätte.
"Das sind meine drei Sichtweisen auf die Dinge", schließt Joshua seine Ausführungen.