Die große Tyson-Fury-Show, sie gipfelt am 28. Oktober im ultimativen Zirkus-Event. Kein Vereinigungskampf mit Oleksandr Usyk. Kein Battle of Britain gegen Anthony Joshua. Stattdessen Zahltag in Saudi-Arabien mit einem Schaukampf gegen MMA-Fighter Francis Ngannou. Dessen Karriere im Oktagon ist bemerkenswert. Hat mit dem Boxsport aber nichts zu tun. Nicht wenige Experten sehen Ngannou völlig chancenlos in den Ring treten gegen den ungeschlagenen Gypsy King im Schwergewichtsboxen.
Dass dem Boxsport damit eine große Chance auf echte sportliche Rivalität, Herausforderung und Brisanz genommen wird, ist Fury egal. Er preist den Kampf gegen Ngannou als Suche nach dem "Badest Man on Planet" an und erwartet die dicke Börse aus Fernost mit Dollarzeichen in den Augen. Usyk, Joshua und Co. schauen kopfschüttelnd hinterher.
So auch Zhilei Zhang. Der chinesische Schwergewichtsboxer gehört in Europa vielleicht nicht zu den ganz großen Namen der Branche. Weist mit 25 Siegen in 27 Schwergewichtskämpfen, davon 20 per Knockout, aber eine beeindruckende Bilanz auf und mit seinen 40 Jahren eine beachtliche Erfahrung. Auch Zhang schielte auf einen Kampf gegen Fury, nachdem er im April dieses Jahres in der Wembley Arena Joe Joyce in sechs Runden ausknockte.
Auch Hearn ist enttäuscht von Fury
Weil Joyce aber eine Rückkampfklausel zog, ist Zhang erneut gegen den Briten gefordert. Somit bleibt kein Platz, um Fury herauszufordern. Das hindert Zhang aber nicht daran, mit seiner unmissverständlichen Meinung zu Fury publik zu gehen. "Tyson Fury ist Olesandr Usyk und Anthony Joshua aus dem Weg gegangen - er ist eine Schande für den Boxsport. Er sollte sich schämen", sagte Zhang dem Evening Standard via Free Bets.
Auch Zhang habe Respekt vor dem Athleten Ngannou. Im Boxen bezeichnet der Chinese den gebürtigen Kameruner aber als "Anfänger" und sagt: "Wenn er in den Ring steigt, ist das eine andere Geschichte."
Vor Zhang äußerte sich auch Eddie Hearn zur Causa Fury. Der AJ-Promoter vermisst bei Fury vor allem den eigenen Antrieb, seine Legacy voranzutreiben, womit im Kampfsport gerne die Reputation und Wirkung eines Boxers für die Nachwelt beschrieben wird. "Tyson Fury hat den Kampf gegen Oleksandr Usyk abgelehnt, den wichtigsten Kampf im Boxen, um in Saudi-Arabien gegen einen MMA-Fighter zu kämpfen, der noch nie einen Boxkampf bestritten hat. Lasst uns ehrlich sein: Tyson Fury geht es nur um eins - Geld", so Hearn bei TalkTV.
Statt alle Gürtel im Schwergewicht mit einem Kampf gegen den Ukrainer zu vereinen, geht es in den Golfstaat für ein Showevent. Für das Erbe von Fury wird diese Veranstaltung keinen Wert haben. "Er hat Wladimir Klitschko geschlagen und Deontay Wilder - das sind seine Siege", so Hearn, "er muss Oleksandr Usyk schlagen und Anthony Joshua. Dann können wir darüber reden, ob er - was ich glaube - einer der größten Schwergewichtler der Geschichte ist."