Im exklusiven DAZN-Interview vor der anstehenden Darts-WM verrät Ricardo Pietreczko, dass sein Ziel ist, Weltmeister zu werden, er über Hass-Kommentare im Internet nur lachen kann und er normalerweise nie trainiert.
Vor der World Darts Championship 2024 haben unsere Kommentatoren Adrian Geiler und Tom Kirsten mit allen fünf deutschen Teilnehmern über ihre Vorbereitungen auf das größte Turnier des Jahres gesprochen.
Ricardo Pietreczko über…
…Darts: Diesen Knackpunkt ‚Ich werde jetzt Profi‘, den hatte ich nie. Ich liebe es einfach. Ich liebe den Nervenkitzel. Ich plane alles um Darts herum. Und ich kann mir ein Leben ohne Darts nicht mehr wirklich vorstellen. Abseits des Darts gibt es bei mir eigentlich gar nichts.
…den Sieg gegen Peter Wright: Den kann man schlagen. Hab ich schon mal in Leverkusen, kann auch noch mal passieren (lacht). In dem Moment geht einem gar nichts durch den Kopf. Ich konnte es einfach nicht glauben, weil ich von den Emotionen komplett überwältigt wurde. Ich glaube, das haben meine Eltern auch ganz besonders gemerkt, weil ich immer wieder zu ihnen heruntergeschaut und eigentlich nur mit dem Kopf geschüttelt habe.
…eine schwierige Karriere-Zeit: Das erste halbe Jahr war sehr, sehr schwierig für mich. Da habe ich auch überlegt, meine Tourcard zurückzugeben, weil ich einfach ziemlich frustriert war. Ich habe versucht, irgendwie aus dem Tal herauszukommen. Das hat dann auch ganz gut funktioniert. Das zweite Jahr hat ungefähr so angefangen, wie das erste Jahr aufgehört hat. Ich bin dann immer besser reingekommen, auch gleich mit dem Halbfinale in Leverkusen, wo ich sehr gut gespielt habe. Und dann hat sich das alles so ergeben, dass ich jetzt da bin, wo ich bin.
…sein Ansatz bei einem Turnier: Ich gehe in ein Turnier, weil ich es gewinnen will. Wenn ich mit dieser Einstellung nicht in ein Turnier gehe, brauche ich gar nicht anzutreten. Ich will deshalb auch Weltmeister werden.
Ricardo Pietreczko: Auftaktgegnerin? "Mikuru ist tatsächlich auch eine meiner Lieblingsspielerinnen"
…die Gegnerin Mikuru Suzuki: Nach der Auslosung habe ich mir gedacht: ‚Nein, bitte nicht.‘ (lacht) Denn Mikuru ist tatsächlich auch eine meiner Lieblingsspielerinnen, wenn nicht sogar meine Lieblingsspielerin. Aber auf der Bühne muss man das komplett ausschalten. Sie ist ein Gegner wie jeder andere. Am Ende will ich da oben gewinnen. Gerade weil ich gegen eine Frau spiele, wird es wahrscheinlich viele Buhrufe geben und es werden wohl auch viele versuchen, mich aus dem Konzept zu bringen. Aber ich glaube, das wird nicht mehr so schnell passieren. Ich werde das Publikum komplett links liegen lassen, denn wenn man mich nicht auf der Bühne sehen will, warum sollte ich dann mit dem Publikum interagieren?
…Hass- Nachrichten: Wenn ich Hassnachrichten lese, dann denke ich mir: ‚Geht ihr mal oben auf die Bühne, dann sehen wir weiter.‘ Solange man mir oder meiner Familie nicht droht, ist alles gut. Hass-Kommentare kann ich, glaube ich, gut ab. Und ich lache tatsächlich manchmal darüber. Aber ich verstehe, warum viele Profisportler in Depressionen verfallen, weil das doch ziemlich viel ist, gerade wenn man sich das zu Herzen nimmt. Dann ist das tatsächlich echt extrem. Ruhig bleiben in dem Sinne kann man da gar nicht, denn entweder man nimmt sich das zu Herzen oder nicht.
…Training: Trainiert habe ich in dem Sinne eigentlich fast nie. Ich habe sehr viel online gespielt, gerade auch in der Corona-Zeit. Ich habe sehr, sehr viel gespielt. Aber trainiert in dem Sinne, dass ich mich alleine ans Board gestellt und gespielt habe, habe ich eigentlich fast nie.
…den Profi-Status: Dieser Profi-Status ist schon ein bisschen was anderes. Das macht etwas im Kopf. Ich persönlich sehe mich aber noch nicht wirklich hundertprozentig als Profi. Ich glaube, das macht mich auch ein bisschen aus, dass ich zum Beispiel auch auf kleinere Turniere fahre bei uns. Ich persönlich habe mich eigentlich gar nicht verändert. Ich bin immer noch der Gleiche wie vorher. Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt ändern sollte. Ich bin immer noch ein Mensch. Ich versuche immer noch sympathisch zu sein. Ob man mich jetzt mag oder nicht, das sei dahingestellt. Aber ich werde mich für keinen ändern. Das habe ich noch nie, und das werde ich nie.