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Emre Can exklusiv in UNFILTERED: "Ich merke, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat"

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Emre Can exklusiv in UNFILTERED: "Ich merke, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat"DAZN

Emre Can ist wohl einer der vielseitigsten Fußballer in Deutschland, der sich auch in England und Italien durch seine körperliche Präsenz auf dem Platz durchsetzen konnte.

In " UNFILTERED " blickt Emre Can auf seinen bisherigen Werdegang zurück: die Kindheit in Frankfurt, die Jugend bei den Bayern, seine Weggefährten, seine Erfolge im europäischen Fußball und er spricht zum ersten Mal offen über die Tumorerkrankung an der Schilddrüse, wegen der er vor vier Jahren operiert werden musste.

Das komplette Feature ist auf DAZN abrufbar.

Emre Can exklusiv bei DAZN in Unfiltered über ...

... den Trubel um seine Person und Autogrammwünsche von Kindern

"Da muss ich ehrlich sein: Es gibt Tage, da will man einfach mit der Familie oder Freunden unterwegs sein und hat da weniger Bock drauf. Aber ich finde, es ist auch eine Pflicht von mir, das zu machen. Ich habe noch nie zu einem Kind gesagt: Geht nicht, heute keinen Bock. Das bringe ich nicht übers Herz, so bin ich nicht. [ab 2:36] Jeder von uns war mal Kind. Und jeder weiß, wie es war, wenn man einen Promi sieht, der Fußball spielt, der im Fernsehen ist. Es ist krass, was es für ein Kind bedeutet, wenn du ein Foto mit ihnen machst oder ein, zwei Sätze mit ihnen redest. […] Du tust eine kleine Tat, aber für ein Kind ist es etwas extrem Großes."

… seine Jugend im Brennpunkt Nordweststadt

"Bei mir war's auch nicht immer einfach in der Jugend. Ich hatte auch mal Schlägereien, muss ich ehrlich zugeben. Das kam in der Jugend und Schulzeit vor. Aber ich hatte nie Kontakt zu Drogen oder Freunden, die zu Drogen gegriffen haben. Das war mir und meinen Eltern wichtig."

… Alltag als Kind

"Als Kind war es eigentlich nur der Fußball. Das hört sich jetzt einfach an, aber wenn ich Freizeit hatte, habe ich einfach nur mit Freunden Fußball gespielt. […] Wir sind von der Schule nach Hause gekommen, haben Hausaufgaben gemacht - nicht immer, aber oft - und dann ging's schon raus zum Fußball spielen. Mein Leben bestand nur aus Fußball."

… sich als Straßenjungen á la Underground of Berlin

"Auf jeden Fall. Ich habe das auch alles durchgemacht - die in Berlin, ich in Frankfurt. Wenn sonntags 15-, 16-jährige Jugendliche zum Fußball spielen gekommen sind - die waren älter als ich, ich war immer einer der jüngsten -, gab's keine Trinkpausen. Das hört sich vielleicht krass an, aber die Leute haben Pausen gemacht, um einen Joint zu rauchen. So bin ich aufgewachsen, das habe ich alles miterlebt. Das war für die normal. Ich bin ein Junge von der Straße, weil ich dort jahrelang Fußball gespielt habe, was mir extrem weitergeholfen hat. Ich bin dadurch härter geworden und vielleicht habe ich hier gelernt, wie man sich durchsetzt."

… seine Eltern

"Meine Eltern sind alles für mich. Sie sind mit Abstand die wichtigsten Personen in meinem Leben und das wird auch immer so sein. Jeder, der meine Eltern kennt, weiß, was für herzensgute Menschen sie sind. Ich komme nicht aus einem reichen Elternhaus, es war nie einfach für meine Eltern. Mein Vater hat damals 13, 14 Stunden aufm Bau gearbeitet, egal bei welchem Wetter. Meine Mama hat für 400 Euro jeden Tag geputzt. Trotzdem haben sie mich immer zum Training gefahren. Ich bin einfach nur dankbar für alles, was sie für mich getan haben und werde das nie zurückgeben können."

… die Eltern, die immer noch im Problembezirk wohnen

"Da wird's jetzt wieder Vorurteile geben nach dem Motto: Guck mal, der verdient so viel Geld und seine Eltern wohnen immer noch da. Aber glaub mir: Ich kämpfe seit Jahren mit meinen Eltern, dass sie dort wegziehen und sich etwas Größeres und Schöneres suchen. Aber ich schaffe es einfach nicht. Die fühlen sich da wohl, haben ihre Freunde und das Umfeld dort. Egal, was für eine Villa oder Haus ich in Frankfurt bauen werde - sie werden nie umziehen."

... die Frage, ob einen so bescheidene Eltern erden?

"Auf jeden Fall. Ich bekomme auch die andere Perspektive mit, dass Eltern von Fußballern fast das ganze Geld, einen Ferrari oder ein Haus wollen. Meine Eltern sind genau das Gegenteil. Auch wenn ich heute bei meinen Eltern bin und das Haus verlasse, fragt mich mein Papa: Hast du Geld in der Tasche? Soll ich dir was geben? Sie sehen mich immer noch als kleinen Jungen, denen ist egal, wie viel ich verdiene. Ich bleibe immer der kleine Emre für sie. Meine Eltern waren immer stolz, aber sie haben nie damit angegeben oder herumgeprahlt, dass sie jetzt mehr Geld haben. Ich bin stolz darauf, dass meine Eltern so sind."

Emre Can UnfilteredDAZN

… (falsche) Freunde als Jugendlicher

"Klar gibt's Jungs, mit denen ich früher sehr gut war, mit denen ich heute keinen Kontakt mehr habe. Genau aus dem Grund, dass sie mir nicht gutgetan, einen anderen Weg eingeschlagen und vielleicht zu Drogen gegriffen haben. Ich habe aber immer noch meine fünf, sechs, sieben Freunde, mit denen ich aufgewachsen bin, zu denen ich Brüder sagen kann, weil ich sie seit über 20 Jahren kenne. Bei meinen Freunden war es zum Glück immer so: Wenn die mal Alkohol getrunken haben, haben sie gesagt: 'Wenn du Alkohol anfasst, gibt's Ärger für dich.' Deswegen bin ich dankbar, dass ich in meinem Umfeld bis heute die richtigen Leute hatte."

… den Traum Profifußballer

"Schule war schon ein bisschen wichtig, aber wichtiger war der Fußball (lacht). Bei mir gab's Plan A, ich wollte Fußballer werden. Und ich hatte keinen Plan B. Ich hatte Glück, dass ich sehr früh sehr talentiert war. Bei mir hat man früh erkannt, dass der Weg dahin geht, dass ich eines Tages Fußballer werde. Klar kann man nie wissen, was passiert. Viele talentierte Spieler schaffen es nicht - aber diesen Gedanken hatte ich nie."

… den Leistungsunterschied zu anderen Nachwuchskickern

"Ich war schon immer gut, wenn ich auf der Straße mit meinen Freunden gespielt habe. Als Sechsjähriger wollte ich unbedingt zum Verein gehen und meine Mama hat mich zu Blau-Gelb Frankfurt gebracht. Als ich den ersten Tag zum Training gekommen bin und mit meinem 94er-Jahrgang trainiert habe, haben die nach einer Einheit gesagt: Der kann nicht hier spielen, der ist zu gut für die Jungs, der ist schon viel weiter. Dann habe ich beim 93er-Jahrgang gespielt. Als ich neun oder zehn war, wollte mich die Eintracht, damals ging das aber nicht, weil es keinen Fahrdienst gab, ich zu jung war, alleine U-Bahn zu fahren und meine Eltern mich nicht zum Trainingsgelände bringen konnten. Mein Papa hat gesagt, ich müsse noch warten. Als 12- oder 13-Jähriger war es dann so weit, dass ich U-Bahn fahren konnte und ich nach sechs Jahren Blau-Gelb zur Eintracht gewechselt bin."

… sich als schüchternes Kind

"Ich war sehr schüchtern und habe nicht viel geredet. Wenn ich jemanden kennengelernt habe, war es ganz schwierig, eine Unterhaltung zu führen. Es hat immer gedauert, bis ich mit jemandem warm werde. […] Ich weiß noch, als ich mit meinem Berater das erste Mal nach München zum Internat gefahren bin. Das war eine Fahrt, die vier, fünf Stunden ging. Und wir haben keine zwei Sätze ausgetauscht. Er hat damals an einer Tankstelle Gummibärchen geholt und ich hatte so Lust auf diese Gummibärchen, aber ich war zu schüchtern, etwas davon zu essen."

… seinen Wechsel zum FC Bayern

"Am Anfang ist mir das nicht schwergefallen. Wenn Bayern München ruft, denkst du nur: Boah, krass, ich will bei Bayern spielen! Das ist das Größte, was es in Deutschland gibt. Schwieriger war es, als der Hype etwas nach unten ging, ich zwei, drei Monate in München war und dort niemanden kannte. […] In Frankfurt kannte ich jede Ecke, in München war es eine komplett andere Welt. Aus der Nordweststadt an die Säbener. Klar gab es auch mal Gedanken: Ey, geh einfach zurück nach Frankfurt, da hast du ein schönes Leben. Aber dann gab's auch andere Gedanken: Nee, ich will es nach ganz oben schaffen, ich will sehr erfolgreich im Fußball sein. Das habe ich dann durchgezogen."

… seine Anfangszeit in München

"Ich war komplett alleine. Ich bin am Internat abgesetzt worden, bin in mein Zimmer gegangen, ab da kannte ich keinen Menschen in München. Keinen. Im Internat haben damals einige gelebt, auch David Alaba. Damals hat man mich immer fertig gemacht wegen meines "isch, isch, isch", weil ich aus Frankfurt kam (schmunzelt). Für mich war's normal, die haben anders geredet. Die Anfangszeit war cool, aber nach ein paar Monaten war's schwierig. Ich habe meine Eltern vermisst; damals war es nicht so einfach, von Frankfurt nach München zu kommen. Freunde konnten auch nicht kommen, die waren noch in der Schule."

Emre Can FC Bayern München David AlabaGetty Images

… sein Motto

"Mein Motto im Leben war immer: Egal, ob Putzfrau oder Präsident, versuche jeden Menschen gleich zu behandeln. Klar ist das nicht immer möglich. Aber das habe ich versucht, über die Jahre mitzunehmen."

... seinen Sprung in den Herrenfußball

"Das schwierigste Jahr in meiner Karriere war der Sprung in die Herrenmannschaft. Ich habe damals die U17-WM in Mexiko gespielt, dann kam ich zurück und sollte als 17-Jähriger in der zweiten Mannschaft der Bayern in der Regionalliga spielen. Ich hatte einen Spielstil, bei dem ich den anderen körperlich überlegen war und wenn ich den Ball hatte immer an drei, vier Spielern vorbeilaufen konnte. Im Herrenfußball, auch wenn's die Regionalliga war, ging das nicht. Ich musste mich daran gewöhnen, meine Leistungen haben nicht mehr gestimmt, ich war nicht mehr der Beste und habe nicht gut gespielt. Viele haben sich auch gefragt: Was ist mit dem Jungen los? Schafft er es nicht mehr? Ich habe ein Jahr gebraucht, dann ging es aber wieder bergauf."

… die Ersatzbank beim FC Bayern

"Ich kannte es aus der Jugend, dass ich nur gespielt habe und einer der besten war. Dann war ich auf der Bank und konnte das persönlich sehr schlecht einordnen. Es hat mich sauer gemacht, dass ich nicht gespielt habe, ich konnte das nicht einsehen, dass ich auf der Bank sitze. Ich weiß noch, als wir einmal in China waren und ich in einem Freundschaftsspiel nicht gespielt habe. Damals saß Mario Gomez neben mir und meinte: 'Junge, was ist los?' Ich meinte dann, ich spiele so wenig, das kann doch nicht sein. Dann sagt er: 'Was willst du eigentlich? Du bist 17, 18 Jahre. Guck mal, was das für eine Mannschaft ist. Du trainierst hier mit, hast ein paar Minuten Einsatzzeit. Wenn ich in deinem Alter hier wäre, wäre ich einfach nur froh.' Aber das war ich nicht, ich war vom Typ her nicht so. Im Jahr, als sie das Triple gewonnen haben, habe ich sieben Einsätze gehabt. Wenn ich jetzt zurückdenke, kann ich sagen: Als 17-, 18-Jähriger war das schon eine gute Leistung."

… Gespräche mit Pep Guardiola

"Er war extrem ehrlich zu mir. Er meinte: Emre, sie haben das Triple gewonnen, ich bin der neue Trainer, du bist jung, musst dich beweisen und ich glaube nicht, dass du viel Einsatzzeit haben wirst. Das konnte ich gut einschätzen und habe das respektiert. Dann habe ich zu mir gesagt: In dem Alter musst du Fußball spielen auf einem Topniveau."

… seine Wechsel zu Leverkusen und Liverpool

"Für viele war's ein Schritt rückwärts, aber für mich war's ein Schritt vorwärts, weil ich gespielt habe. In der Bundesliga, in der Champions League, als 18-, 19-Jähriger. Ich wurde damals aber nicht zu 100 Prozent verkauft, sondern Bayern München hatte eine Rückkaufoption. In meinem Vertrag hatte ich auch eine Option, dass ich, wenn ein Verein kommt, der eine gewisse Ablösesumme X zahlt, zu einem beliebigen Verein gehen kann. Dann habe ich in Leverkusen ein Jahr lang gute Leistungen gezeigt – und dann kam Liverpool. Sie wollten mich unbedingt verpflichten. Und damals war es eine andere Zeit, da haben noch nicht viele Deutsche in der Premier League gespielt. Ich war 20, aber ich hatte mir das Fußball spielen in England zugetraut, weil ich schon immer Selbstvertrauen hatte. Ich wollte unbedingt diesen Weg machen, ich wollte unbedingt nach England und da Fußball spielen. Und das war die richtige Entscheidung. Ich habe die Sprache nicht beherrscht, mein Englisch war nicht gut – und in Liverpool reden sie auch kein Englisch, sondern ganz was anderes (lacht). Sportlich war es auch nicht einfach, weil ich in Leverkusen Stammspieler war. Dann kommst du nach Liverpool zu einem extrem großen Verein und spielst wieder weniger."

… seine Zeit in Liverpool

"Ich hatte nie den Gedanken, dass ich dort verbrenne oder es nicht schaffe, so weit habe ich gar nicht gedacht. Ich hatte immer positive Gedanken: Ich werde dahin gehen und mich durchsetzen, da Fußball spielen und es ihnen zeigen. Am Ende hat sich das ausgezahlt. Ich habe vier Jahre in Liverpool gespielt und war eigentlich immer Stammspieler, wenn ich fit war. Ich habe extrem viel gelernt, als Fußballer, als Mensch. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt, eine neue Sprache gelernt, ich habe Auto fahren auf der anderen Seite gelernt (lacht). Es war eine unheimlich schöne Zeit."

… Zeit zu Hause

"Ich habe Deutschland unheimlich vermisst. Liverpool ist eine ganz andere Welt. Ich hatte zum Glück meinen besten Freund bei mir, das hat mir unheimlich geholfen. Ich habe jemanden an meiner Seite gebraucht. Bis ich 20 war, war ich immer unterwegs. Vom Training in die Stadt, von der Stadt ins Restaurant, abends nach Hause, schlafen, dann wieder Training. In Liverpool habe ich gelernt, zu Hause zu sein. Nach dem Training kommst du nach Hause und verbringst dort sechs, sieben, acht Stunden. Das war eine andere Lebenssituation. Aber das ist das Profileben. Du hast extrem viel Zeit. Du spielst nicht 24 Stunden Fußball. Ich habe um 11 Uhr Training, dann bin ich um zwei, drei Uhr zu Hause und habe Zeit für mich."

… Ablenkung in der Freizeit

"Man muss sich Aktivitäten suchen, damit einem nicht langweilig wird. Ich interessiere mich extrem für Mode und habe meine eigene Marke rausgebracht. Das macht mir unheimlich viel Spaß. Deswegen ist der Fußball trotzdem noch das Wichtigste."

… Jürgen Klopp

"Er ist ein richtig geiler Typ. Mit ihm und seiner Art und Weise bin ich super zurechtgekommen. Ich kann mich noch an unsere erste Begegnung erinnern, ich kam von der Nationalmannschaft zurück, dann stand er vor mir und hat mich umarmt. Dann war es irgendwie Liebe auf den ersten Blick (lacht). Wir hatten ein extrem gutes Verhältnis. Er hat mir viel Vertrauen geschenkt. Mit seiner Art des Fußballs bin ich sehr gut zurechtgekommen. Er war auch sehr hart zu mir und hat viel gefordert. Manchmal haben wir uns in die Haare gekriegt. Aber was ich an ihm liebe: Er ist überhaupt nicht nachtragend. Wenn du bei ihm marschierst, ackerst und Gas gibst, wirst du dafür belohnt."

… Streit mit Jürgen Klopp

"Ich bin extrem emotional auf dem Platz. Manchmal gab es Situationen, in denen ich Dinge anders gesehen habe als er oder nicht so reagiert habe, wie er sich das vorstellt. Dann hat er mich zur Seite genommen, mir eine Ansage gemacht. Junge, so geht es nicht, ich bin immer noch dein Trainer, in dem Ton redest du nicht mir. Dann habe ich mich entschuldigt. Und dann ging es auch wieder weiter."

Emre Can FC Liverpool Jürgen KloppGetty Images

… Steven Gerrard

"Er war ein Leader. Er hat nicht viel gesagt, aber wenn er was gesagt hat, dann hatte es Gewicht. Jeder hatte Respekt vor ihm. Wenn er den Mund aufgemacht hat, hat jeder zugehört. Ich habe ihn leider nie verstanden (lacht). Ich habe damals kein gutes Englisch gesprochen und seines ist extrem schwierig zu verstehen. Aber durch seine Art und Weise habe ich verstanden, was er gemeint hat."

… seine Fan-Auszeichnung als bester Jungspieler der Saison

"Es gibt keinen schöneren Titel. Da können die Medien schreiben, was sie wollen. Wenn das von den Fans, vom engsten Umkreis kommt, bedeutet mir das viel. Ich war sehr beliebt in Liverpool, habe als junger Spieler oft die Kapitänsbinde getragen und Vertrauen von meinen Trainern und Mitspielern gehabt. Die Zeit habe ich genossen. Nach vier Jahren kam das Angebot, zu verlängern. Doch mein Gefühl sagte mir, etwas Neues sehen zu wollen."

... Führungsqualitäten in Liverpool

"Henderson und Milner waren schon noch anders, einige Jahre älter als ich, sie spielten schon lange in England, sind Kapitän und zweiter Kapitän. Aber wenn ich als junger Spieler etwas gesagt habe, hat man auch auf mich gehört. Man hat mich respektiert, weil ich Leistung gebracht habe. Und weil ich vom Typ jemand bin, der führen möchte. Ich bin auch mal laut auf dem Platz. Das lernt man als Kind und formt sich über die Jahre. Man kann nicht einfach sagen, ich möchte so ein Typ sein. So muss man geboren sein, das hast du in dir oder nicht."

 … Loris Karius nach dem verlorenen CL-Finale 2018

"Das war überhaupt nicht einfach für ihn. Wir haben uns super verstanden. Ich will gar nicht wissen, was für Nachrichten er bekommen hat. Nur er wird wissen, wo er durchgegangen ist. Auch für uns als Mannschaft war es nicht einfach. Da trauert jeder mit sich selbst. Nach so einem Spiel bist du sehr mit dir selbst beschäftigt."

… seinen Medizincheck bei Juventus Turin

"Ich hatte den Check und ein, zwei Monate später hat mich mein Berater angerufen und mir gesagt, dass da was rausgekommen ist. Ich hatte einen Tumor in der Schilddrüse und brauchte dringend eine Operation. Die Schilddrüse musste raus. Das hat einiges in meinem Leben verändert. Da stehst du da und weißt nicht, wie es weitergeht. Es war nie lebensbedrohlich, das muss ich dazu sagen, es war auch anders als zum Beispiel beim Hodenkrebs, wenn du eine Chemo machen musst. Man musste operiert werden und muss das Leben lang Tabletten nehmen, jeden Morgen. Es stellte sich heraus, dass der Tumor nah an den Stimmbändern war und es gut war, dass es so schnell entdeckt wurde. Mir geht es Gott sei Dank gut, ich habe keine Nachwirkungen."

… die Tumorerkrankung

"Mein Berater hat mich öfter angerufen und mir gesagt, wir müssen da zum Arzt und da zum Arzt. Er hat mir gar nicht richtig gesagt, was los ist. Er hat nur gesagt, ich muss kontrolliert werden. Ich bin ins Krankenhaus gefahren, Blutwerte wurden genommen, die Schilddrüse kontrolliert. Ich wusste gar nicht, was abging. Ich kannte mich damit ja nicht aus, habe noch nie etwas von einer Schilddrüse gehört und wusste nicht, dass da ein Tumor sein kann. Ich bin durch diese Zeit gegangen, heute geht es mir gut. Man merkt, du kannst so viel Geld haben, du kannst alles haben, aber Gesundheit ist das Wichtigste. Und ich bin dem Verein Juventus auch dankbar, dass die das herausgefunden haben. Allein dafür hat sich der Wechsel gelohnt."

… Ansprechpartner im Krankheitsfall

"Wenn es um meine Gesundheit geht, kontaktiere ich eher nicht meine Eltern. Das versuche ich vor meine Mama immer zu verstecken, weil sie sonst in Panik gerät. Für sie ist es immer schlimmer als für mich. Ich habe mit meinem Freundeskreis gesprochen. Mein bester Freund war mit mir in Liverpool und das erst Jahr auch in Turin. Mit meinem Berater bin ich sehr eng, wir haben uns oft ausgetauscht. Beide haben mit mir im Krankenhaus im selben Zimmer geschlafen. Die standen an meiner Seite. Sowas ist wichtiger als jeden Vertrag, den du aushandelst."

Beide haben mit mir im Krankenhaus im selben Zimmer geschlafen. Die standen an meiner Seite

… den Umgang mit der Erkrankung

"Ich wollte nicht, dass das öffentlich wird. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Wir haben gesagt, dass ich operiert werden muss, aber wir haben nicht genau kommuniziert, was ich habe. Das ist das erste Mal, dass ich das in der Öffentlichkeit sage. Ich habe gesagt, wenn ich bei diesem Format hier mitmache, packe ich alles aus. Die Erfahrung gehört zu meinem Leben dazu."

… die Lehren aus der Erkrankung

"Es ist wichtig, regelmäßig kontrolliert zu werden. Das habe ich gelernt. Ich wollte früher keinen Bluttest oder dass jemand die Schilddrüse kontrolliert, ich war immer gelangweilt von so Sachen, aber das gehört im Leben dazu. Das rate ich jedem, egal, wie gesund er ist. Wenn man so Dinge rechtzeitig feststellt, kann man handeln. Bei mir war es rechtzeitig und dafür bin ich den Ärzten extrem dankbar. Jeden Morgen, wenn ich eine halbe Stunde vor dem Essen meine Tabletten nehme, merke ich, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat. Das gehört jetzt zu mir."

… seine Rückkehr auf den Platz

"Ich war zwei Monate nach der Operation wieder auf dem Trainingsplatz. Ich wollte mich in Turin durchsetzen und hatte Bock auf Fußball. Mir ging es gesundheitlich gut."

… Cristiano Ronaldo

"Mit Cristiano Ronaldo auf dem Trainingsplatz zu stehen ist krass. Er war nicht der Grund, warum ich nach Turin gegangen bin, er hat ja nach mir unterschrieben. Er ist nur meinetwegen dahin gekommen (lacht). Er ist eine krasse Persönlichkeit, einer der besten Fußballer aller Zeiten, Tormaschine. Ich habe selbst gesehen, was er alles für den Erfolg macht. Ich habe gesehen, wie professionell er ist. Bei ihm ist nichts wichtiger als Fußball. Er macht jeden Tag das, was er zu machen hat. Trainingsgelände, Physio, Gym, auch wenn es nur zwei Minuten sind. Das zieht er nicht eine Woche oder ein Jahr durch, sondern seit er professionell Fußball spielt, über so viele Jahre. Wir sind um zwei, drei Uhr morgens vom Auswärtsspiel gekommen, da ist er noch in die Eistonne gegangen. Er ist deswegen dort, wo er ist, weil er Dinge gemacht hat, die andere nicht machen." 

… Ronaldo als Mitspieler

"Er ist kein normaler Mitspieler. Sein Leben möchte ich nicht haben. Er kann nicht einfach auf die Straße gehen und einen Kaffee trinken. Zum ersten Pflichtspiel sind wir nach Verona mit dem Zug gefahren. Wir konnten zu Fuß zum Hotel gehen, hatten drei, vier Sicherheitsmänner dabei. Wir sind aus dem Zug ausgestiegen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Menschen sich auf ihn gestürzt haben. Wir anderen waren irgendwo unsichtbar dazwischen und haben uns zum Hotel gedrängelt. So viele Menschen. Egal, wo du hingehst. Unfassbar viele Fans."

Emre Can Juventus Turin Cristiano RonaldoGetty Images

… die Ex-Mitspieler Ronaldo, Mane, Salah und Haaland

"Du merkst schon, dass sie einen anderen Ehrgeiz haben. Die wollen echt die Besten sein. Sie haben eine andere Einstellung zum Fußball, sie ordnen dem alles unter. Mo Salah zum Beispiel, wenn du seinen Körper jetzt mit dem von vor zehn Jahren vergleichst, dann siehst du, wie viel er arbeitet. Ronaldo genauso. Mane habe ich in Liverpool erlebt, extrem guter Zocker, auch eine richtige Maschine. Fußball ist für sie alles. Sie ernähren sich gut, gehen ins Gym, geben Gas, haben das richtige Mindset. Darin ähneln sie sich alle."

… die Herausforderung, auf diesem Level zu arbeiten

"Glaub mir, das ist schwierig. Jeder schafft es, das ein halbes Jahr durchzuziehen, vielleicht ein Jahr, vielleicht auch zwei. Aber diese Typen machen das über 10, 15 Jahre. Das ist das Schwierige. Jeden Tag, 15 Jahre lang. Das schaffen nicht viele."

… Maurizio Sarri bei Juventus

"Ich kann mir das bis heute nicht erklären. Ich glaube, er hat meine Nase einfach nicht gemocht oder sonst was. Im ersten Freundschaftsspiel habe ich das schon gemerkt, ich kam als siebter, achter Spieler rein, das war schon komisch. Dann wollte Juventus Mittelfeldspieler loswerden, zwei sind nicht gewechselt, dann war ich der dritte, den sie angesprochen haben. Obwohl ich Stammspieler bei Juventus war. Trotz der Krankheit habe ich in der Vorsaison 39 Pflichtspiele gespielt. Ich sagte, wenn ihr mich nicht wollt, klar, dann wechsele ich. Ich war kurz davor, nach Paris zu gehen. Herr Sarri hatte zu der Zeit eine Lungenentzündung. Er war vier Wochen nicht da, dann kam er wieder, ich war fast schon in Paris, und er sagte nee, ich möchte nicht, dass du wechselst. Ich wusste da schon, dass es Härtefälle für die Champions-League-Liste geben wird. Ich habe gesagt, ich bleibe nur, wenn ich auf der Liste stehe. Das wurde mir zugesichert. Am 1. September war ich dann bei der Nationalmannschaft und die Liste musste abgegeben werden. Dann habe ich einen Anruf von Herrn Sarri bekommen. ‚Hallo, du bist nicht auf der Liste.‘ Ich dachte, er will mich verarschen. Er sagte, wir würden es diskutieren, wenn ich zurück bin und hat dann aufgelegt. Das war ein Telefonat von vielleicht 20 Sekunden. Ich wusste nicht, was abgeht. Ich bin zurück nach Turin, wir haben hunderte Gespräche geführt, Pavel Nedved (Teammanager, Anm.) hat es auch nicht verstanden. In den sechs Monaten bis Januar habe ich dann ein Pflichtspiel von Anfang an gespielt. Ich weiß bis heute nicht, woran es gelegen hat, das hat man mir nie gesagt."

… die Lehren aus der Zeit unter Sarri

"Ich habe die andere Seite des Fußballs kennengelernt. Die Jahre davor war ich immer ein gestandener, wichtiger Spieler. Im Januar habe ich dann gesagt, ich muss hier weg. Ich habe in Turin sehr, sehr gutes Geld verdient, schönes Wetter, alles war gut. Ich hätte auch den Vertrag aussitzen können und gucken, was passiert. Geld ist wichtig, wie viel man verdient ist wichtig, jeder, der was anderes behauptet, lügt, aber es ist nicht das Wichtigste für mich. Also habe ich gesagt, ich muss dringend weg. Ich hatte einige Optionen, wollte aber zurück nach Deutschland. Es gibt Spieler, die ins Ausland gehen und sagen: nie wieder Deutschland. Ich habe Deutschland vermisst. Deswegen habe ich mich für den BVB entschieden."

… seine Wertschätzung in Deutschland

"Ich weiß, dass ich nicht zu 100 Prozent erfüllt habe, was erwartet wurde. Ich bin der erste, der sagt, wenn ich scheiße gespielt habe. Ich kann das gut einschätzen. Ich finde es aber immer hart, wenn gesagt wird: Der Junge verdient so viel Geld, dafür muss er die Leistung bringen. Das finde ich nicht fair. Mir ist egal, wie viel ich verdiene oder an Ablöse gekostet habe, ich konzentriere mich auf meinen Fußball. Natürlich will ich Leistung bringen und es war nicht alles top. Aber so schlecht, wie es viele machen, so schlecht ist es nicht. Es gab eine Zeit, ein Zeitraum von so sechs Monaten, da habe ich einige Fehler gemacht. Elfmeter verschuldet, Gegentore verschuldet, das war nicht alles schön. Aber dass es die letzten drei Jahre immer so ist, stimmt nicht. Das vergessen die Leute. Ich habe vergangene Saison persönlich eine gute Runde gespielt. Ich habe zu 95 Prozent als Innenverteidiger gespielt und habe einen Fehler gemacht, der zu einem Gegentor geführt hat, das war gegen Leipzig. Die Leute denken aber immer an die sechs Monate von damals und dass ich jede Saison zehn Fehler mache. Aber das ist nicht die Wahrheit. Geht meine Spiele durch. Ich weiß, ich kann besser spielen. Aber so schlecht ist es auch nicht."

… Gründe für fehlende Wertschätzung

"Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich habe in top Mannschaften gespielt und mich immer durchgesetzt, habe einige Länderspiele. Ich habe in Liverpool schon gespürt, dass ich in Deutschland keine Wertschätzung habe, obwohl ich Stammspieler war, in jungen Jahren zweiter, dritter Kapitän war. Das sage ich nicht erst, seit ich in Dortmund bin, sondern seit Jahren. Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht stellen sich die Leute in Deutschland den Fußball anders vor. Und sie sagen in England: Hey, der kann grätschen, mal einen langen Ball spielen, Tore schießen, ist körperlich stark. Vielleicht passt das besser nach England als nach Deutschland."

… seinen persönlichen Werdegang

"Früher war ich schüchtern, heute habe ich eine eigene Meinung. Früher war ich mehr der Ja-Sager, heute sage ich meine Meinung ganz ehrlich, sei es innerhalb oder außerhalb des Fußballs. Ich bin ein gestandener Junge geworden, der viel im Leben gelernt hat und hoffentlich bald eine Familie gründet. Ich habe mich weiterentwickelt."

… sein Modelabel ÆCE

"Das hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Mir war es immer wichtig, gut gekleidet zu sein. Ich wollte schon immer meine eigene Marke, habe mir schon immer vorgestellt, wie meine Freunde, meine Familie meine Marke tragen. Ich bin mit dabei, ÆCE zu entwickeln. Langfristig ist es geplant, eine gestandene Marke draus zu machen, die sich Jugendliche leisten können."  

… die Kehrseiten als Profifußballer

"Du musst jeden dritten Tag Leistung bringen, sonst wird auf dich geschossen. Das unterschätzen viele. Und viele unterschätzen, dass dich jeder anschaut und du dich ständig beobachtet fühlst. Es ist einfach zu sagen, ihr Fußballer verdient Millionen. Aber wenn du einmal Fußballer bist, siehst du, dass es so einfach nicht ist. Es ist der beste Job der Welt und ich würde es immer wieder so machen. Aber so einfach, wie die Leute es sagen, ist es nicht."

Emre Can Borussia Dortmund BVBGetty Images

… ein Mittagessen mit Steven Gerrard

"Ich war in LA im Urlaub und war mit Steven Mittagessen. Da hat er zu mir gesagt: Ich kann mir vorstellen, dass du der nächste Kapitän in Liverpool wirst. Das war eine extreme Motivation für mich. Gerrard hat einige Spieler gesehen, dass er sowas zu mir sagt, hat mich stolz gemacht."

… eine Kontaktperson in München

"In München hat mir eine Person am meisten geholfen, das war Gertrude Wanke. Sie hat damals mit uns im Internat gelebt, ich habe heute noch guten Kontakt zu ihr. Sie hat mir beigebracht, wie man Auto fährt, da war ich noch 16 oder 17. Sie hat mir bei den Hausaufgaben geholfen, hat mir Wäsche waschen und Disziplin und ganz viele wichtige Dinge für das Leben beigebracht. Sie ist sehr wichtig in meinem Leben."

… die Jugend heute

"Das Smartphone und das Internet hat die Welt verändert. Ich finde es schade. Ich war ein Kind, das auf den Baum geklettert, runtergefallen ist und Wunden hatte. Und so nach Hause gegangen ist. Die Jugend ist anders geworden. Man kriegt das Kind beim Essen nur noch ruhig, wenn es am iPhone sitzt. So ist das heute. Ob das besser ist, muss jeder für selbst wissen. Meine Zeit war wunderschön und ich würde es wieder so machen."