In der ersten Folge des neuen Jahres teilt der ungarische Nationalverteidiger Willi Orban von RB Lepzig im KMD-Podcast sein Fachwissen über Schlaf, Ernährung und Regeneration. Außerdem blickt er auf die besten Stürmer der Bundesliga und gibt Einblicke in die Ansprachen des neuen Leipziger Trainers Domenico Tedesco.
Nach dem Interview analysieren die beiden Hosts Alex Schlüter und Benni Zander den 18. Spieltag der Bundesliga. Ein besonderer Blick geht nach Hoffenheim. Die TSG steht nach diesem Spieltag auf dem dritten Platz. Was bei der TSG alles richtig läuft, erklärt kicker-Reporter Michael Pfeifer
Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:
Willi Orban über…
… Neujahrsvorsätze
"Sport machen werde ich genug. Gerade weil die erste Halbrunde nicht so gut war, setzt man sich natürlich Vorsätze. Auch im persönlichen Bereich habe ich mir Vorsätze gesetzt: Ich möchte ein paar Bücher lesen und mehr Tore machen."
… die Winterpause
"Es war ein Vorteil, dass wir mal eine ganze Trainingswoche hatten. Domenico Tedesco hatte vor Weihnachten wenig Zeit, neuen Input zu geben. Ich glaube, das hat man auch auf dem Spielfeld gegen Mainz gesehen. Wir wussten, was uns erwartet. Die Mainzer haben eine brutale Intensität gegen den Ball und rennen wie Tiere jeden Ball an. Da mussten wir sie ein bisschen bändigen und zähmen mit lockendem Ballbesitz, um Räume zu kreieren. Der Spielverlauf hat uns natürlich in die Karten gespielt."
… die Bedeutung seiner Rolle im RB-Spiel
"Wenn du den Anspruch hast, mit dem Ball zu spielen, ist es unglaublich wichtig, eine gewisse Ruhe mit dem Ball und eine gute Entscheidungsfindung zu haben. Dafür musst du wissen, wo dein Mitspieler hinläuft. Die weite Lösung musst du im Blick haben. Kannst du den Stürmer anspielen? Es geht darum, zielorientiert zu spielen. Mit Tedesco haben wir aber definitiv wieder einen ganzheitlicheren Ansatz, nicht nur mit dem Fokus auf Pressing und vertikalem Spiel."
… das Problem mit Jesse Marsch
"Es hat vom Timing nicht gepasst. Jesse ist ein klasse Mensch, ein super Typ und ein hervorragender Trainer - das hat er in Salzburg bewiesen. Wir hatten gute Spiele, aber unter dem Strich waren es zu wenige Punkte. Der Schritt zu Domenico war folgerichtig."
… die Sprache von Domenico Tedesco
"Er macht das gut, gerade die letzte Ansprache vor einem Spiel. Er trifft den richtigen Ton. Bei so vielen Spielern ist es schwierig, die richtige Frequenz zu finden, um jeden zu motivieren. Sein großer Vorteil ist, dass er viele Sprachen spricht. Das kommt gut an. Er ist ein akribischer Typ und ein intelligenter Mensch. Das merkst du."
… seine Corona-Infektion
"Das Wichtigste ist, dass der Herz-Check und alle Organe in Ordnung sind, damit du keine langfristigen Folgen mitnimmst. Mir ist ein Stein von Herzen gefallen. Die ersten Tage nach der Infektion sind brutal, wie nach einer schweren Grippe auch. Das Energielevel ist nicht das Höchste. Für mich war es heftig, weil ich direkt in eine englische Woche mit drei Spielen geworfen wurde. Ich habe drei Kreuze gemacht, als ich da verletzungsfrei rausgekommen bin. Es ist nicht zu unterschätzen. Ich bin froh, dass es bei den meisten in unserer Mannschaft mild verlaufen ist."
… seinen ganzheitlichen Blick auf Gesundheit und das Profigeschäft
"Der Auslöser war meine erste schwere Knieverletzung. Ich wollte alles optimieren und habe angefangen, Bücher über Trainingslehre und Ernährung zu lesen. Das war der Moment, wo ich angefangen habe, alles aus meinem Potential herauszuholen. Ich hatte nichts mehr zu verlieren."
… den optimalen Schlafrhythmus
"Aus meiner Sicht gibt es drei entscheidende Punkte zum Thema Schlaf: 1. vor 23 Uhr ins Bett gehen, 2. Durchschlafen und 3. ohne Wecker zwischen 6 und 8 Uhr aufwachen."
… die Optimierung des Lebensstils für Amateure
"Es ist wichtig, sich gut warmzumachen. Wenn die Basics nicht da sind, kannst du auch mit ein bisschen Kurkuma nicht mehr viel retten. Die Basis muss stimmen, gerade als Leistungssportler. Wenn du da in Sachen Schlaf und Ernährung nicht top bist, ist es schwierig, langfristig ohne Verletzungen durchzukommen."
… seine Ernährung nach dem Spiel
"Nach dem Spiel ist dein Körper voll mit Stresshormonen. Das Stresshormon Cortisol kannst du senken, indem du direkt Kohlenhydrate zu dir nimmst. Nach dem Spiel wartet ein Shake mit einigen Gramm Kohlenhydraten und Protein auf mich. Ich merke dann auch, wie das ganze System runterfährt. Ich werde müde. Serotonin, der Neurotransmitter für Entspannung, wird ausgeschüttet."
… Dehnen
"Ich bin nicht der große Fan vom Dehnen. Es gibt viele Methoden, um nach dem Sport runterzukommen. Du kannst dich auch in die Badewanne legen mit etwas Epsom-Salz, das hat viel Magnesium. Du kannst meditieren, manche machen Yoga."
… die potenzielle Karriere nach der Karriere
"Diese Bereiche interessieren mich sehr, gerade weil ich den Beruf Fußballer ausübe. Das hat viel zu tun mit Gesundheit und Lifestyle. Ich will die chemischen Prozesse verstehen, wissen, warum wir etwas trainieren. Wir werden sehen, ich bin aufgeschlossen. Ich habe nicht vor, Athletiktrainer oder Ernährungsberater zu werden, aber ich lasse mich überraschen. Ich kann mir vieles auf und neben dem Platz vorstellen."
… Karriereziele
"Ich habe mich nicht festgelegt. Ich kann mir ein Karriereende hier bei RB vorstellen, aber ich habe auch andere Möglichkeiten. Ich bin 32, wenn mein Vertrag ausläuft. RB hat ja auch andere Standorte. Vielleicht kann ich mich dort irgendwo reinreden. Ich bin auch offen, für ein, zwei Jahre im Ausland, um mein Englisch zu perfektionieren."
… seinen Kontakt zur ungarischen Nationalmannschaft
"Peter Gulacsi wusste, dass ich einen ungarischen Vater hatte. Schon 2016 während der EM gab es Kontakt zu Bernd Storck, der mich gerne dabei gehabt hätte. Damals war ich noch nicht bereit. Ich habe zwei Mal in der U21 von Deutschland unter Horst Hrubesch gespielt und habe ein bisschen spekuliert. Ich bin ja in Deutschland geboren und kann mich auch mit Deutschland identifizieren. Ich habe mir damals die Deadline zum Confed Cup gesetzt. Dort wurde ich nicht eingeladen und dann habe ich mich für Ungarn entschieden. Die Ungarn haben sich die ganze Zeit sehr um mich bemüht. Mein Vater war unheimlich stolz als ich ihm erklärte, dass ich für Ungarn spielen werde."
… seine Kindheitsträume
"Mein großer Traum war es, in einem Stadion zu spielen in der zweiten oder dritten Liga. Nach und nach hast du gemerkt, dass du Potenzial für den Profibereich hast. Natürlich wachsen dann auch die Ansprüche. Für ein Land zu spielen, ist so mit das Emotionalste, das es gibt. Du repräsentierst eine ganze Nation. Meine Wurzeln liegen in Ungarn. Als ich das erste Mal auf dem Platz stand und die Nationalhymne gehört habe, hatte ich Gänsehaut. Da waren große Emotionen im Spiel."
… unangenehme Stürmertypen
"Bei körperlich starken Stürmern scheppert es ordentlich. Ich komme auch über die Körperlichkeit. Anthony Modeste arbeitet da sehr gut, auch Karim Onisiwo und Wout Weghorst. Ich mag das. Die Duelle machen Spaß. Gegen Erling Haaland und Robert Lewandowski musst du es im Verbund lösen. Lewandowski ist Haaland mit seiner Erfahrung schon noch einen Schritt voraus. Haaland lebt von seinem jugendlichen Wahnsinn, seinem Speed, der Wucht und der Körperlichkeit. In anderen Bereichen muss er noch ein paar Schritte gehen."
… Ballbesitz vs. Pressing
"Langfristig sind die erfolgreichsten Mannschaften die, die das Spiel als ganzheitlich ansehen. Und da gilt es auch einen Plan zu haben für das Spiel mit dem Ball und nicht nur zu verteidigen. Beides muss stimmen. Das Spiel wird immer dynamischer, die Mannschaften gewinnen an Qualität."