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Fussball

Änis Ben Hatira und Co. exklusiv in Underground of Berlin: "Ich habe meinen Namen und meinen Ruf geopfert"

Änis Ben Hatira und Co. exklusiv in Underground of Berlin: "Ich habe meinen Namen und meinen Ruf geopfert"DAZN
Die Profis Änis Ben-Hatira, Chinedu Ede und Kevin-Prince Boateng erlebten durch persönliche Schicksalsschläge und folgenschwere Entscheidungen alle Höhen und Tiefen der Fußballwelt. In der 3. Staffel des DAZN Originals Underground of Berlin erzählen sie ihre Geschichte.

Am 08. Mai veröffentlicht DAZN die finale dritte Staffel der Erfolgsserie "Underground of Berlin".  In der erzählt Änis Ben-Hatira vom Durchbruch beim Hamburger SV und seiner Rückkehr zur Hertha, wo er aufgrund eines blauen Auges vom Hof gejagt wurde. Es folgte ein berauschendes halbes Jahr bei Eintracht Frankfurt - und der "freie Fall" bei Darmstadt 98. Plötzlich wurde der wuchtige Offensivspieler zum Staatsfeind der Bundesrepublik. Und auch im Ausland konnte Ben-Hatira auf seiner ganz persönlichen Odyssee seinen Namen nicht wieder reinwaschen. 

Chinedu Ede verlor derweil sein Herz an Union Berlin - und damit als West-Berliner ausgerechnet an den verhassten Stadtrivalen der Hertha aus dem Osten. Es war die einzige Station seiner turbulenten Karriere, in der er so etwas wie Glück fand. In Underground of Berlin gibt er seine schonungslose Abrechnung mit dem Profigeschäft preis, erzählt, welchen Einfluss der Tod seiner Mutter auf sein Leben hatte und wie er mit Drogen verschiedener Art handelte. 

Über den Tod von Edes Mutter äußert sich auch sein Jugendfreund Kevin-Prince Boateng. Darüber hinaus ordnet er den Pokalsieg mit der Eintracht in seine bunte und weitreichende Karriere ein und vergleicht seine Erfolge mit denen seines Bruders Jerome.

Das alles gibt's in der 3. Staffel von Underground of Berlin exklusiv und jederzeit auf Abruf nur auf der Plattform von DAZN.  

Änis Ben-Hatira über …

 

… den Hamburger SV 2006

"Das war schon `ne coole Truppe, Barbarez, Boulahrouz, der Kannibale. Die Charaktere der Mannschaft haben mich mehr angezogen. Und wenn ich nicht gut genug gewesen wäre, hätte der HSV niemals den Aufwand betrieben, um mich nach Hamburg zu holen. Aber: Hamburg war in dem Alter definitiv nicht der richtige Verein für mich."

… seine Rückkehr nach Berlin nach fünf Jahren

"Ich bin aus privaten Gründen zurückgegangen. Als ich meiner Mutter erzählt habe, dass ich die Möglichkeit habe, zurückzukommen, hat sie vor Freude geweint. So kam ich als verlorener Sohn zurück."

… sein Image bei Hertha BSC

"Mich hat es extrem gestört, dass ich als verletzungsanfälliger Spieler dargestellt wurde. Ich habe mich öffentlich über die rustikale Gangart der Gegenspieler gegen mich beschwert und dass ich nicht in Schutz genommen wurde. Ich stand nach vielen Spritzen Woche für Woche auf dem Platz. Hätte jemand zu der Zeit meinen Fuß gesehen, er hätte mich für verrückt erklärt, warum ich das mache."

Underground of Berlin Staffel 3 Banner

… sein Aus bei Hertha BSC nach einer Auseinandersetzung mit Mitchell Weiser

"Ich rede da öffentlich nicht drüber. Alles, was ich sagen kann, ist, es ist etwas passiert, was in jeder Mannschaft vorkommt. Es wurde so dargestellt, als hätte ich ein Massaker im Bus veranstaltet. Dass ein blaues Auge wegen seiner Hautfarbe entstanden ist, war unglücklich. Ich hatte das Gefühl, dass ich für Pal Dardai unangenehm sein könnte. Deshalb hat er das hinterher immer schön auf Michael Preetz geschoben. Von diesem Zeitpunkt an hatte ich kein gutes Verhältnis mehr zur Hertha. Ich bin Hertha auf jeden Fall dankbar. Ich konnte hier meinen Traum leben. Aber war Hertha dankbar, dass ich da war?"

… seine Zeit in Frankfurt und Darmstadt

"Das halbe Jahr in Frankfurt hat sich angefühlt wie drei Jahre. Was die Fans uns an Anerkennung entgegengebracht haben, war unglaublich. Und dann Darmstadt: Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Kein Hurensohn wollte etwas mit mir zu tun haben!"

… die Nähe seiner Stiftung zum vom Verfassungsschutz als salafistisch eingestuften Ansaar international e.V.

"'Änis Ben-Hatira gegen Bundesrepublik Deutschland'  (eine Schlagzeile, Anm.) . Das war krass. Wie hört sich das an? Das ist wie ein Film. Die Leute hatten auf einmal Angst vor mir. Verantwortliche, die mich kennen, wollten sich nicht mehr mit mir an einen Tisch setzen. Danach war es ein freier Fall."

… seinen Umgang mit den Vorwürfen

"Ich habe mich immer wieder davon distanziert. Aber ich habe mich nicht von meinen Projekten distanziert. Ich weiß nicht, was ich sonst noch machen soll. Ich stand nicht als Anwalt oder so für Ansaar, sondern nur für mich selbst. Ich habe meinen Namen und meinen Ruf geopfert für die Menschen und die Kinder, denen ich geholfen habe. Mein Image war mir in dem Moment scheißegal."

… die Folgen

"Meine Brüder hatten Probleme wegen ihres Nachnamens. Sie wurden von Banken blockiert, meiner Schwester gekündigt. Dieses Raunen, wenn man den Ball hat und etwas Besonderes machen will: Das wurde mir genommen und ich musste es in anderen Ländern machen, in denen ich mich nicht wohlgefühlt habe, in denen ich nie sein wollte und nie gespielt habe. Da werde ich mental nie einen Strich drunter machen können."

… seine Zeit in Tunesien

"Ich bin zu Esperance Tunis gewechselt. Das ist sowas wie das Real Madrid von Afrika. Da geht’s um alles oder nichts, die spielen um ihr Leben. Da wirst du mit Steinen beworfen. Das ist richtig gefährlich. Da kannst du nicht einfach so ins Stadion gehen. Dann wurde mein Vertrag dort umgeschrieben. Ich habe auf meinen Gehaltscheck geguckt und gedacht: Da fehlt Geld. Dann habe ich in den Vertrag geguckt und da waren Sachen mit Kugelschreiber durchgestrichen. Da stand dann was anderes drin. Das hat mich richtig angekotzt."

… sein Aus beim HSV, wo er sich 2021 fit gehalten hat, bis seine Stiftung vom Innenministerium verboten wurde

"Ich war in Berlin, als mich Horst (Hrubesch, Anm.)  angerufen hat. Er meinte, nichts sei in Ordnung. Seine Tonart hat mir schon ein Zeichen gegeben, dass etwas nicht stimmt. Er sagte: Wegen dir! Wie wegen mir, was habe ich gemacht? Ich merkte, dass Leute zuhören. Es kam irgendwann dieser scheiß Brief oder diese E-Mail an vom Innenministerium. Ich wusste, worauf er hinauswollte, auf diese alte Geschichte, die vor vier, fünf Jahren passiert ist. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, eigentlich stünde da gar nichts drin. Aber es war halt scheiße, dass die überhaupt geschrieben haben. Ich meine, warum schreibt das Innenministerium einen Verein an? Das war ein Punkt, an dem ich gespürt habe, es holt mich wieder ein. Deswegen war mein Plan beim HSV schnell wieder zunichte. Da hatte ich das Gefühl: Ich habe kein Bock mehr auf gar nichts."

… seine Rückkehr nach Berlin zum Berliner AK

"Ich bin jetzt zu Hause. Fußball zu spielen ist, was mich am Leben hält. Mal gucken, wie lange die Geschichte jetzt geht. Dass es irgendwann vorbei sein wird, weiß jeder. Die Frage ist nur, wann. Was gebe ich mir noch? Mit dem Schritt zum BAK haben sich viele Leute gedacht, warum gibt er sich das? Ich habe mich bewusst für den BAK entschieden."

Änis Ben-Hatira Chinedu Ede Käfig Underground of BerlinDAZN

Chinedu Ede über …

 

… den Profifußball

"Manchmal hat es Spaß gemacht, manchmal nicht. Ich habe es nicht erzwungen, so wie andere. Das war der Unterschied. Ich habe mich nicht den Umständen angepasst oder angefangen, wie ein Geisteskranker zu grätschen oder mit dem Ellbogen reinzufliegen, nur weil das Spiel das gerade verlangt hat. Dafür hat mir leider das Herz gefehlt."

… den Fußball

"Fußball ist ein Asi-Sport. Auf dem Platz wollen sie, dass du der Dreckigste bist. Und neben dem Platz sollst du dich benehmen wie ein Samariter. Ich hatte das Glück, dass die meisten Dinge nie rausgekommen sind. In Duisburg war ein Fan, der mich komplett durchbeleidigt hat. Die glauben, du wärst Allgemeingut, sie könnten mit dir machen, was sie wollen. Ich hab‘ ihn die komplette Straße kaputt runtergeschlagen."

… das Anderssein im Profifußball

"Um in dieser Fußballerblase anders zu sein, brauchst du auch Mut. Ich bin damals den Jakobsweg gelaufen und die haben mich alle ausgelacht. Oder wenn ich ein Buch gelesen habe, dann waren die sauer. Ich hab‘ mal vor einem Spiel, bei dem ich spielen sollte, ein Buch gelesen. Die haben gesagt, ich sei nicht konzentriert und dann habe ich nicht mehr gespielt. Ich würde das nicht ernst nehmen. Aber wo ist der Unterschied, ob ich Musik höre oder ein Buch lese?"

… Union Berlin

"Union war der einzige Verein, bei dem ich ein Stück weit mein Herz gelassen habe. Und es ist schon hart für einen West-Berliner, das über einen Ost-Berliner Verein zu sagen. Müsste ich mich für einen Klub entscheiden: Ich würde Union nehmen. Union ist anders, da ist das ganze Stadion immer dabei. Und die sind dankbar: Wenn du dir den Arsch aufreißt, dann stehen die hinter dir. Das sind einfache Leute und das war in etwa so, wie als ich angefangen habe."

… ein Termin mit Thomas Tuchel beim FSV Mainz 05

"Ich hatte ein Perspektivgespräch morgens um halb acht oder neun Uhr mit Thomas Tuchel. Ich war aber bis sechs Uhr saufen, aus dem Club geflogen und bin dann direkt zu dem Termin. Ich habe ihm einen Motivationsvortrag gehalten, den ich in dem Moment sogar selbst geglaubt hatte. Ich habe ihn Thomas genannt, obwohl ich immer nur Trainer gesagt hatte ..."

… seine Karriere

"Wenn du nach Zypern gehst, dann bist du als Fußballprofi eigentlich tot. Ich habe das gemacht, weil ich einen kompletten Tapetenwechsel brauchte. Ich konnte die ganzen Fressen hier nicht mehr sehen. Dann hat mich ein holländischer Sportdirektor angefragt. Ich habe die Stadt eingegeben (Famagusta, Anm.) , hab Strand gesehen und dachte: Jo, machste mal. Es war entspannter dort. Eine ganz andere Lebensqualität. Dann bin ich nach Holland, weil der Sportdirektor aus Zypern zu Twente gewechselt ist. Es geht da schon lockerer zu. Aber eigentlich hast du im Fußball überall die gleichen Leute. Das ist überall die gleiche Scheiße, nur eine andere Sprache."

… sein Karriereende

"Am Ende wollte ich nur noch Work and Travel mit Fußball machen. Ein halbes Jahr hier, ein Jahr dort. Aber ich hatte ein Kind und mich dann von meiner Ex getrennt. Und um das Sorgerecht nicht zu verlieren, bin ich zurück nach Berlin und hab aufgehört, Fußball zu spielen."

… den Tod seiner Mutter

"Ich war 19, und eine Woche nach meinem ersten Bundesligaspiel in Dortmund ist sie gestorben. Sie hatte zwei, drei Monate Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es war sehr hart, sie so leiden zu sehen. Irgendwann wünschst du ihr auch, dass es vorbei ist. Durch die Tabletten und Schmerzmittel war sie nicht mehr dieselbe Person: Kein Strahlen mehr in den Augen, einfach alles leer. Du wünschst dir, dass sie einfach erlöst wird."

… sein Leben danach

"Ich war danach skrupelloser unterwegs. Eine Zeit lang dachte ich, ich müsste Drogen verkaufen. Zu der Zeit war ich schon Profi. Ich bin mit drei, vier Kilo durch die Gegend gefahren. Viele aus meinem Kreis haben das auch so gemacht und ich dachte: Da steig‘ ich ein, schnelles Geld. Ich habe das nicht lange gemacht und mich auch nicht wohlgefühlt. Wenn teilweise Coke (Kokain, Anm.), Speed oder so abgepackt im Kühlschrank lag: Das war kein geiles Gefühl, so schlafen zu gehen."

… den Ausstieg aus dem Drogengeschäft

"Mein Bruder hat mir gesagt: 'Wärst du nicht mein Bruder, würde ich niemals etwas mit dir zu tun haben wollen. Weil das scheiße ist, was du machst.' Ich habe am Ende das Geld, das ich investiert hatte, wieder genommen und denen gesagt: 'Macht, was ihr wollt. Ich will nichts mehr damit zu tun haben.'"

… seinen Seelenfrieden

"Mein Sohn wird immer das Motiv bleiben, warum ich mich nie komplett aufgeben werde. Ich bin ja auch glücklich mit allem, was ich hab. Aber es ist noch ein weiter Weg zum Frieden. Ich versuche, ihm jeden Tag ein Stück näherzukommen."

Chinedu Ede Kevin Prince Boateng Kindheit Underground of Berlin

Kevin-Prince Boateng über …

 

… die Erfolge seines Bruders

"Natürlich hätte ich wie Jerome auch gerne fünf Mal in Folge die Champions League gewonnen oder wäre zwei Mal Weltmeister geworden. Aber es gibt da nichts zu vergleichen. Es gibt wenige, die so wenig gewonnen haben wie ich und trotzdem so ein Standing haben auf der ganzen Welt. Da gibt’s gar keinen, glaube ich."

… den Tod von Edes Mutter

"Ich kannte Barbara sehr gut und ich bin ganz ehrlich: Ich war vielleicht nicht so als Freund da, wie er es gebraucht hätte, weil es für mich selbst schwierig war. Ich habe ihm das noch nie gesagt, jetzt weiß er es: Dass es für mich schwer war. Wenn ich zurückblicke, weiß ich, dass ich vielleicht etwas mehr hätte machen können."

… die Zeit bei Hertha BSC

"Wir waren die Stars. Für einen Zeitraum. Aber komplette Profis waren wir nie. Wir waren Shootingsstars und ein Shootingstar steigt. Und dann stürzt er ab. Ich war einer der besten Jugendspieler in ganz Europa. Was für eine Mannschaft wir hätten haben können. Wir hätten 20 Jahre spielen können, es wollte ja keiner weg. Wenn wir diesen Rückhalt gehabt hätten und die Steuerung und ein bisschen Betreuung."

… seine Zeit nach der Hertha

"Ich wollte von einem Tag auf den anderen nach Sevilla, drei Tage später zu Tottenham. Ich wollte nur noch weg. Wenn du 20 bist, ich gebe dir ein paar Millionen, du wohnst in einer der schönsten Städte der Welt, die nie schläft: viel Glück! Dann holst du dir woanders deine Freude. Du hast Geld... da verlierst du dich ganz schnell."

… den Pokalsieg mit Frankfurt

"Wir sind immer die gleichen geblieben, egal was wir gewonnen haben. Und das ist, worum es geht im Fußball. Dass die Kinder sehen: Ey, Prince. Hat der nicht mit Ronaldinho gespielt? War der nicht da mit Ibrahimovic? Hat der nicht LaLiga mit Messi und Rakitic und so gewonnen? Natürlich war mein größter Traum immer, die Champions League zu gewinnen. Aber weißt du, was noch schöner ist? Ich bin mit Frankfurt Pokalsieger geworden."

… seine Vorbildfunktion

"Ich sehe mich zu 100 Prozent als Vorbild. Weil ich dafürstehe: Du kannst immer der gleiche bleiben und trotzdem erfolgreich sein. Aber niemals vergessen, wer du bist und warum du hier bist."