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"Automatisch der Böse": Kahn will Sinn der 50+1-Regel überdenken und rät zu einem besseren Umgang

SID
"Automatisch der Böse": Kahn will Sinn der 50+1-Regel überdenken und rät zu einem besseren UmgangAlexander Hassenstein/Getty Images

Oliver Kahn würde die Bundesliga im Ringen um mehr Attraktivität und Wettbewerb für Investoren öffnen. "Man sollte weiter über den Sinn der 50+1-Regel nachdenken", forderte der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters Bayern München im Magazin 11Freunde. Man könne "davon ausgehen, dass unsere Konkurrenz stärker werden könnte, wenn die 50+1-Regel fällt".

Die Vorschrift sei "mittlerweile zu einer Ideologie geworden", meinte Kahn: "Jeder, der das Konzept in Frage stellt oder zumindest mal Gedankenspiele anregt, ist automatisch der Böse." Er selbst sei aber "nicht angetreten, um neue Freunde zu finden, sondern um den FC Bayern in der absoluten Spitze zu halten - und dafür brauchen wir alle eine hochklassige Liga".

Das ist nach zehn Jahren Münchner Dominanz nur bedingt der Fall, das internationale Ansehen und damit die Vermarktungsfähigkeit der Liga leidet. "Wir möchten aus England nicht hören, wir in Deutschland seien eine Art 'Farmers League'", eine Ausbildungsliga also, sagte Kahn (53).

Kahn setzt auf die Nachhaltigkeitsregularien der UEFA

Für wettbewerbsverzerrend halte er es jedoch, "wenn ganze Länder unreguliert die Möglichkeit haben, als Investoren einzusteigen" - eine Spitze gegen internationale Konkurrenten wie Manchester City oder Paris St. Germain. Der FC Bayern selbst wolle ohnehin "unabhängig bleiben, das ist unsere Basis, unsere Kultur", meinte Kahn.

Als Instrument für die Chancengleichheit in Europa setzt er auf die Einführung der Financial Sustainability Regulations, also der Nachhaltigkeitsregularien durch die Europäische Fußball-Union (UEFA). "Spätestens ab 2024/25 werden wir genau hinschauen, dass es zur Anwendung kommt."

Bayern-Boss will kein Blender sein

Kahn hat darüber hinaus die Bedeutung öffentlicher Auftritte in seiner Funktion als Vorstandschef von Bayern München "unterschätzt", wie er dem Fußball-Magazin weitergehend sagte. Ihm sei "klar geworden, dass es als CEO notwendig ist, öffentlich noch präsenter zu sein", sagte der 53-Jährige. Er sei sich inzwischen "bewusst, dass ich in meiner Rolle jederzeit greifbar sein muss".

Kahn reagierte damit auf den in der vergangenen Saison immer wieder laut gewordenen Vorwurf, die Klubspitze mit ihm, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic habe Trainer Julian Nagelsmann bei kniffligen Themen zu oft alleine gelassen. "Wer hier als CEO arbeitet, muss diesem Verein jeden Tag vor den Augen der Öffentlichkeit gerecht werden, Entscheidungen treffen und dafür die Verantwortung übernehmen", sagte Kahn und scherzte: "Ohne Eier wird es beim FC Bayern in der Tat schwer."

Seinen Charakter wolle er aber auch künftig nicht verleugnen, seine Art sei "eben etwas anders" als die der früheren Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Entscheidend sei letztlich nicht das, "was jemand alles in der Öffentlichkeit von sich gibt, sondern wie die Resultate sind. Blender gibt es genug in unserer Welt."