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Bayer-04-Boss Carro exklusiv: Alonso? "Wenn er nicht da wäre, würde nicht gleich alles zusammenfallen"

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Bayer-04-Boss Carro exklusiv: Alonso? "Wenn er nicht da wäre, würde nicht gleich alles zusammenfallen"Getty Images

­In Barcelona geboren nahm Fernando Carro bereits früh den Ruf des Fußballs wahr. Seine Mutter brachte Barcelona-Größen wie Hans Krankl Deutsch bei, der Vater versuchte, ihn von Real Madrid zu überzeugen. Die Faszination Fußball blieb, auch wenn ihn der Weg erst bis in den Vorstand von Bertelsmann brachte. Nach dem Ausscheiden 2017 machte der 59-Jährige seinen Kindheitstraum war und heuerte 2018 als Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer 04 Leverkusen an.

Carro war maßgeblich an den Entwicklungen beteiligt, welche die Werkself an die Tabellenspitze der Bundesliga beförderten. Im DAZN-Interview* verrät der Geschäftsführer, welche Bausteine zum Erfolg verholfen haben, warum er Xabi Alonso als Trainer so sehr schätzt und wie er über die 50+1-Regel denkt.

Fernando Carro exklusiv im Interview bei DAZN ...

...über die 50+1-Regel: "Es würde dem deutschen Fußball guttun, diese allgemeine Regelung nicht zu haben."­

...über Leverkusen als Traditionsklub: "Ich und die meisten anderen sehen uns nicht als Pillen- oder Plastikklub, sondern wir sind hundertprozentig ein Traditionsverein."­

­...über Xabi Alonso: "Wir sind froh, dass er da ist. Aber er bleibt ein Puzzleteil des Ganzen. Wenn er nicht da wäre, würde nicht gleich alles zusammenfallen."­

­...über die Führung in Leverkusen: "Diese Vierertruppe aus Wenning, Alonso, Rolfes, Carro ist für die Transfers entscheidend gewesen."

Bayer Leverkusen Mainz 05 Bundesliga DAZN 22022024

...über Leverkusen als Traditionsklub:

"Wir werden in diesem Jahr 120 Jahre alt, nachdem der Verein 1904 von den Mitarbeitern der Bayer-AG gegründet worden ist. Mit 45 Jahren hintereinander ohne Abstieg sind wir fest in der Bundesliga etabliert. Mit Blick auf die Reichweite der internationalen Fans sind wir nach München und Dortmund die Nummer drei. Ich weiß, welche Strahlkraft Bayer Leverkusen international hat, da ich mit der UEFA und ECA in einigen Komitees sitze."

"Ich und die meisten anderen sehen uns nicht als Pillen- oder Plastikklub, sondern wir sind hundertprozentig ein Traditionsverein, der vielleicht eine Under-Governance hat bzw. eine Ausnahme der 50+1-Regel ist, aber Tradition zu hundert Prozent."

...über Potenziale bei der Werkself:

"In den letzten Jahren haben wir bereits einige Potenziale herausgeholt. Es ist erst einmal wichtig in einem Verein, eine große Einheit zu sein – also keinen Bruch zwischen Sport und dem Rest zu haben, sondern als Einheit aufzutreten und darauf aufbauend die Potenziale überall zu entdecken. Am wichtigsten ist das natürlich auf dem Fußballfeld und in der Mannschaft, in der Professionalität, der Qualität des Trainerteams, des Staffs um die Mannschaft herum, aber auch in allen anderen Bereichen des Vereins."

"Wir haben noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, aber wir sind in den letzten Jahren aufgestiegen, was Digitalisierung und Reichweite angeht. Wir sind präsent in der Sportpolitik und wir haben natürlich die Anzahl der Mitglieder, der Dauerkarten, der ausverkauften Spiele über die letzten Jahre extrem gesteigert." 

"Natürlich haben wir noch mehr Potenzial – auch was das Thema Sponsoren angeht. Alles, was wir in den letzten Jahren an Potenzial gesehen und erkannt haben, wollen wir in der Zukunft ausschöpfen – alles mit einem Ziel: sportlich so erfolgreich wie möglich zu sein."

...über die Qualitäten des Teams:

"Mir gefällt diese Gier, der Biss, die Professionalität, diese Fokussierung und der Zusammenhalt in der Mannschaft. Aber gleichzeitig weiß ich auch, dass Fußball ein sehr kurzfristiges Geschäft ist und dass wir heute da sind und morgen woanders sein können. Deswegen geht es jetzt darum, sich weiterhin professionell und fokussiert aufzustellen, auf uns zu konzentrieren – so zu bleiben, wie wir bis jetzt gespielt haben und aufgetreten sind."

­...über Emotionalität beim Duell gegen den FC Bayern:

"Im Vergleich zu anderen Spielen war ich relativ relaxt, weil ich wusste, dass die Bayern immer zurückkommen können. Daher habe ich nur beim 3:0, als es wirklich sicher war, dass nichts mehr schiefgehen kann, richtig gefeiert. Bei den ersten zwei Toren habe ich mich gefreut, aber immer in dem Wissen, ich will nicht zu früh feiern. Auch gegen Stuttgart, als wir das Spiel gedreht haben, bin ich immer ruhig geblieben, weil ich wusste, dass unsere Mannschaft das Selbstvertrauen hat und bis zum Ende kämpft."

...über die Zusammenarbeit bei Bayer Leverkusen:

"Als ich 2018 zu Leverkusen gekommen bin, war Rudi Völler noch da. Die Kombination aus den Erfahrungen und dem Wissen, was Rudi Völler hat, mit dem, was ich mitbringe, war ideal. Ich habe mir nicht angemaßt, das Fußballgeschäft von innen zu kennen. Da habe ich von Rudi viel gelernt und werde ihm dafür immer dankbar sein, weil es für mich ohne ihn wahrscheinlich schwieriger gewesen wäre. Wir haben beide akzeptiert, dass wir auf Augenhöhe voneinander lernen können. Das wird jetzt weitergeführt mit Simon Rolfes. Diese Kombinationen hat Werner Wenning als Aufsichtsratsvorsitzender ideal zusammengesetzt."

"Wichtig ist, dass am Ende alle an einem Strang ziehen, als Team zusammenarbeiten und die Stärken ausnutzen. Wir sind ambitioniert und wollen das Maximum erreichen, dabei weiß jeder, wo er seinen Beitrag leisten kann."

...über sein Fazit zur Klubführung:

"Ich glaube, wir sind unter meiner Führung bestimmt professioneller und von der Qualität der Führung viel besser geworden. Gegenseitiges Vertrauen ist das, was uns auszeichnet. Ich würde das nicht als revolutionär betrachten, sondern ich würde sagen wir stellen unsere Egos zurück und dafür den Erfolg des Vereins und der Mannschaft in den Vordergrund. Diese Vierertruppe aus Wenning, Alonso, Rolfes, Carro ist für die Transfers entscheidend gewesen."

­...über den Erfolg mit Xabi Alonso:

"Es verhält sich wie bei einer Kette. Es darf nirgendwo einen Bruch geben. Am Ende ist der Trainer in der Kette eine entscheidende Persönlichkeit. Ein Trainer, der in der Lage ist, die Kabine und die Mannschaft so zu führen, ist sehr viel wert. Das, was mich von Anfang an am meisten überrascht hat, ist die Schwierigkeit des Trainerseins."

"Die Führungsaufgabe eines Trainers, unabhängig von der fachlichen Kompetenz, gibt es in der Wirtschaft nicht. Mit Xabi haben wir einen super Griff gemacht, weil er sehr viele Stärken hat und das sieht man auch."

"Wir sind froh, dass er da ist. Aber er bleibt ein Puzzleteil des Ganzen. Wenn er nicht da wäre, würde nicht gleich alles zusammenfallen."

...über die 50+1-Regel in der Bundesliga:

"Ich sage nicht, dass es 50+1 nicht geben sollte, sondern es sollte jedem Klub selbst überlassen sein, ob sie das machen oder nicht. Wenn ein Verein und die Mehrheit der Mitglieder ein e.V. bleiben will, dann ist es deren Recht. Aber wenn ein e.V. ausgliedern will, sollte das möglich sein. Nur wenn man die Leute involviert, kann man deren vollstes Engagement bekommen."

"Eigentlich müsste jeder Verein in der Lage sein, selbst zu entscheiden. Aber ich bin auch ein Demokrat und wenn die Mehrheit des deutschen Fußballs diese Regel will, dann akzeptiere ich sie. Es würde dem deutschen Fußball guttun, diese allgemeine Regelung nicht zu haben. Ich würde mir wünschen, dass man mehr inhaltlich diskutiert."

 

Das vollständige Interview sehen Sie hier: Interview Fernando Carro auf DAZN