Die 0:5-Niederlage seiner Mainzer gegen den VfL Wolfsburg war der schlechteste Auftritt der Mannschaft von Bo Svensson in dieser Bundesligasaison. Wie geht man als Trainer damit um? Welche Worte richtet man nach dem Spiel an die Mannschaft? Antworten auf diese Fragen gibt Bo Svensson in der 128. Folge des KMD-Podcast. Außerdem spricht der Coach über die vielfältigen Herausforderungen als Trainer und wie sich die Fußballwelt für Trainer von der für Spieler unterscheidet.
Wie in jeder Woche wird darüber hinaus der vergangene Spieltag ausgiebig analysiert. Außerdem blicken Alex Schlüter und Benni Zander gemeinsam mit kicker-Reporter Michael Richter in den Abstiegskampf nach Bielefeld.
Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:
Bo Svensson über…
… das Wochenende nach der 0:5-Niederlage am Freitagabend
"Das Wochenende mit mir war bestimmt nicht allzu schön, aber ich habe auch eine Vorbildfunktion gegenüber meinen Kindern. Sie und meine Frau können nichts dafür, dass wir uns am Freitag so schlecht angestellt haben. Ich hoffe, dass sie nicht so sehr gelitten haben. Mein jüngster Sohn ist elf. Er fiebert sehr mit. Wenn wir so eine Klatsche wie am Freitag bekommen, muss meine Frau ihn trösten."
… den Umgang mit Niederlagen
"Als Spieler ist es genauso schlimm zu verlieren wie als Trainer, aber du trägst die Niederlage nicht so lange mit dir herum wie als Trainer. Man macht sich viel mehr Gedanken. Als Spieler warst du sehr verärgert, aber beim nächsten Training schon war der Fokus auf das, was kommt. Als Trainer trägt man das ein bisschen länger im Rucksack mit sich herum."
… sein Leben in Mainz
"Die Leute hier unterstützen die Mannschaft und den Trainer, auch wenn sie Fehler gemacht haben. Nach einer Niederlage kommen beim Bäcker vielleicht auch ein paar kritische Töne. Meist ist es aber unterstützend. Die Mainzer mögen ihre Fußballmannschaft, haben aber auch eine gesunde Distanz zum Geschäft."
… seinen Weg nach Mainz
"Ich bin in Kopenhagen aufgewachsen und bin mit 26 nach Deutschland gekommen (zu Borussia Mönchengladbach, Anm.). Ich dachte, dass es ein kurzes Intermezzo im Ausland wird. Wie es im Leben manchmal läuft, kann man das nicht planen. Hätte mir vor 15 Jahren gesagt, dass ich so lange in Deutschland bleibe, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich dachte, dass ich meine aktive Fußballkarriere in Dänemark fortsetzen würde. Der vorgesehene Klub dort ist dann allerdings abgestiegen. Das wollte ich nicht. Dann wurde ich gefragt, ob ich ins Trainergeschäft schnuppern will, dann kam der dänische Trainer Kasper Hjulmand nach Mainz und fragte mich, ob ich das Bindeglied zwischen ihm und der Mannschaft sein wollte. Auch meine Frau konnte sich gut vorstellen, dass ich Trainer werde. Am meisten Überzeugung habe ich selbst gebraucht."
… das Ende seiner aktiven Karriere
"Am Ende meiner aktiven Karriere war ich satt von der Fußballbranche. Mein Körper war durch. Mental war ich durch. Ich dachte, dass in meiner Persönlichkeit andere Qualitäten stecken, die ich versuchen sollte, woanders einzubringen. Ich fand es auch interessant, etwas ganz anderes zu machen und mich neu zu beweisen. Die Fußballwelt ist schon speziell."
… den Übergang vom Spieler zum Trainer
"Dazwischen lag nur ein Sommerurlaub. Ich habe angefangen, ohne zu wissen, was mich erwartet. Ich habe schnell gespürt, dass man als Trainer ganz andere Fähigkeiten braucht, denn als Spieler. Das fand ich von Anfang an interessant und dennoch hatte ich lange Zweifel, ob das der richtige Weg für mich ist."
… die Herausforderungen als Trainer
"Eine der spannendsten Dinge am Trainerjob ist, dass man sehr viel über sich selbst lernt. Ich habe mich entwickelt, zum Beispiel darin, wie ich Niederlagen verarbeite, ohne meine Familie zu belasten. Als Spieler ist das sehr ego-geprägt. Du sitzt vorne im Bus. Es geht sehr viel um dich. Als Trainer geht es darum, das Potenzial von anderen in den Vordergrund zu stellen. Wichtig ist auch, ein Verständnis, eine Empathie für Spieler zu entwickeln, die einem persönlich, kulturell und vom Profil nicht nahestehen. Die Toleranz, die es dafür braucht, ist sehr entwickelnd. Das hat nichts damit zu tun, ob wir 4-4-2 spielen oder hoch pressen. Das ist die Arbeit mit Menschen und man lernt neue Seiten an sich kennen."
… die Verbindung von Trainer und Spieler
"Gute Trainer macht aus, dass man zu allen Spielern – ganz egal, welcher Charakter – eine enge Bindung aufbaut. Das hört sich viel leichter an, als es ist. Ich bin da immer noch in der Entwicklung. Es hat viel mit dir selbst zu tun. Es ist spannend, sich selbst in dieser Konfrontation kennenzulernen. Der Fußball ist inzwischen so global. Wir haben Jae-Sung Lee aus Korea. Moussa Niakhate ist Moslem. Jean-Paul Boetius ist aus den Niederlanden mit Wurzeln in Suriname. Stefan Bell ist um die Ecke hier aufgewachsen. Sie müssen lernen, zusammen zu funktionieren und ich muss ein Verständnis dafür bekommen. Sonst erreiche ich die Leute nicht. Wenn man sich nicht versteht, ist es schwer, auf der gleichen Ebene zu sprechen. Das heißt nicht, dass wir die gleiche Sicht auf die Welt haben müssen, aber ich muss eine Empathie entwickeln für die Person, die mir gegenübersitzt."
… die Ansprache nach der Niederlage am Freitag
"Ich habe deutliche Worte gefunden. Es war die schwächste Saisonleistung, aber es war auch eine Tendenz in unserem Spiel. Da geht es nicht nur ums Fußballerische. Ein Spieler muss auch mal die Wahrheit vertragen. Ich war der Meinung, dass das einen Tag nach dem Spiel nötig war. Selbst wenn wir am Freitagabend scheiße waren, gibt es genug Qualität in der Mannschaft. Daran glaube ich. Ich werde sie wieder aufbauen. Was am Freitag war, können wir nicht mehr verändern, aber wir können darauf reagieren und daraus lernen."
… das Erreichen des Saisonziels Klassenerhalt
"Bei mir war das kein Thema und bei der Mannschaft habe ich auch nicht gespürt, dass das ein Thema war. Wir hatten die Woche mit den drei Auswärtsspielen. Das war der Knackpunkt. In Gladbach müssen wir eigentlich gewinnen, in Augsburg haben wir eine gute zweite Halbzeit gespielt und in Köln haben wir ein super Auswärtsspiel gemacht und sind hart bestraft worden. Daran haben wir zu knabbern. Das ist ein harter Schlag. Trotzdem musst du die Kraft finden und besser spielen. Dass die Luft raus ist seit dem Klassenerhalt, ist eine Ausrede und keine Erklärung."
… die Regelung der Roten Karte als Zeitstrafe
"Ich finde, dass Rote Karten das Spiel kaputtmachen. Gleichzeitig ist es wirklich schwierig, eine Linie zu finden. Es gibt Rote Karten, die so sind und Rote Karten, die so sind. Es gibt viele Problemzonen bei einer Veränderung der Regel."