Episode 144 des Podcasts kicker meets DAZN ist eine besondere. Statt eines Gastes, begrüßen Benni Zander und Alex Schlüter gleich drei Gesprächspartner in ihrer Sendung. Im Zuge der Vorbereitungen für das Champions-League-Spiel zwischen RB Leipzig und Real Madrid (Dienstag ab 21.00 Uhr live auf DAZN ) konnten die Gastgeber mit Leipzig-Coach Marco Rose, Real-Verteidiger Antonio Rüdiger und Real-Trainer Carlo Ancelotti sprechen.
So konnte mit Rose die Aufholjagd der Leipziger beim 3:3 gegen den FC Augsburg rekapituliert werden, gleichzeitig spricht der 46-Jährige voller Respekt und Demut über seinen Trainer-Kollegen Ancelotti, dem er morgen gegenübersteht. Wenn es um Ancelotti geht, glänzen auch bei Rüdiger die Augen, der wie so viele Spieler vor ihm die menschliche Seite des Star-Coaches hervorhebt.
Und dann ist da noch Ancelotti selbst, der erzählt, was das Erfolgsgeheimnis der vergangenen Spielzeit war und wie er es schafft, eine so enge Beziehung zu all seinen Spielern aufzubauen.
Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:
Marco Rose über …
… die Lehren aus dem 3:3 gegen Augsburg
"Augsburg war eine besondere Geschichte, die man so nicht planen kann. Wir hätten gerne auf drei Gegentore verzichtet und wollten das Spiel gewinnen. Aber wie wir es am Ende fast noch ganz gekippt haben, war gut, wichtig und richtig. Wir sind drangeblieben, haben das Momentum der Gelb-Roten Karte genutzt und nicht aufgegeben. Das zeigt mir, dass eine Menge im Team stimmt."
… das Hinspiel gegen Real Madrid
"Wir haben gut und kompakt verteidigt und lange wenig zugelassen. Wir hatten keine hohen Ballgewinne, aber wir hatten ein paar Ballgewinne. Wir haben zwei, drei richtig gute Chancen liegen gelassen. Und wenn du nicht umschalten kannst, dann geht es darum, Madrid mit dem Ball zu beschäftigen, selbst mutig zu spielen, die Bälle nicht zu schnell herzugeben. Das haben wir in Madrid lange richtig gemacht. Einen Konter haben wir dann zugelassen, und da hat Real hohe Qualität. Da müssen wir höllisch aufpassen und es morgen besser machen."
… Carlo Ancelotti
"Ich habe großen Respekt vor allen meinen Kollegen, aber es gibt so ein paar wie Carlo Ancelotti, zu denen schaust du besonders auf. Er hat so viele Champions-League-Titel. Ich habe mit Salzburg schon gegen Neapel mit ihm gespielt. Seine Ruhe und Ausstrahlung, seine Klarheit - und trotzdem siehst du auch immer wieder, wie viel Feuer er noch hat. Wie er sich über Tore freut und enge Siege. Er lebt Fußball und weiß, worauf es ankommt, um Spiele zu gewinnen. Seine Mannschaften haben eine klare Handschrift, und es ist nicht immer die gleiche. Napoli hat anders gespielt als Real jetzt. Das bedeutet, er passt sich der Qualität der Mannschaft an. Er ist ein toller Trainer und eine tolle Persönlichkeit, von der ich mir einiges abschauen kann."
… Ancelottis Handschrift bei Real
"Er selbst hat jetzt gesagt, es ei der wahrscheinlich beste Kader, den er jemals trainiert hat, das sagt dann schon einiges aus. Er hat nicht von Einzelspielern gesprochen, sondern vom Kader, damit meint er sicherlich die Breite. Er weiß, dass er starke Eins-gegen-Eins-Spieler auf den Flügeln hat mit Vinicius und Valverde. Er hat einen Weltklasse-Stürmer vorne, und wenn der mal nicht kann, spielen Rodrygo oder Hazard mit viel Tempo. Dann hat er viele Spieler, die eine hohe Qualität am Ball haben. Die im zentralen Mittelfeld die Situation gut und schnell erkennen, Räume öffnen und nutzen. Und drumherum hat er Jungs, die die nötige Arbeit verrichten oder so wie gegen Donezk, wenn es hinten raus mal eng wird, arbeitet man mit vielen Flanken und dann ist ein Toni Rüdiger da, der einen einnickt. Er hat für jeden die richtige Rolle gefunden."
… die fehlende Anerkennung in Deutschland für Toni Kroos
"Das scheint ein deutsches Phänomen zu sein, das Toni in dem einen oder anderen Interview schon mal hat durchblicken lassen. Wahrscheinlich hat er nicht unrecht. Wir schauen häufig danach, was nicht funktioniert, statt auf das, was herausragend klappt. Aber wenn irgendeiner die Qualität von Toni Kroos in Deutschland in Frage stellt, mit wie vielen Champions-League-Titeln? Wie vielen deutschen, wie vielen spanischen Meisterschaften? Dann ist demjenigen vielleicht auch irgendwann nicht mehr zu helfen."
Antonio Rüdiger über …
… seine Anfangszeit in Madrid
"Ich ziehe bislang ein positives Fazit. Dass man hier direkt Stammspieler wird nach so einer Saison, die Real Madrid hatte, ist ein bisschen unwahrscheinlich. Da muss man Geduld mitbringen. Ich wurde in allen Partien eingesetzt. Auch in Hinblick auf die WM bin ich positiv gestimmt."
… seine neue Heimat
"Ich habe meinen Ort gefunden. Wo ich lebe, ist es sehr ruhig und friedvoll. Da ist alles super."
… seinen Anspruch auf Spielzeit
"Letztlich stehe ich morgens auf und gehe zum Training, um Stammspieler zu sein. Auf lange Sicht ist das natürlich mein Ziel. Aber momentan läuft es so gut mit der Rotation, da muss man sich anpassen."
… Carlo Ancelotti
"Ich habe noch nie einen Trainer gehabt, der mit großen Persönlichkeiten so einfach umgehen kann. Dadurch hat er Akzeptanz und Respekt. Wahrscheinlich haben ja alle gelesen, wie er zu mir nach Hause gekommen ist, sich hingesetzt und mit mir und meiner Familie gequatscht hat. Das hat so noch kein Trainer gemacht in meiner Karriere. So ein großer Mann macht sowas. Das war wow."
… die Führungsspieler bei Real Madrid
"Wie sie führen, zeigen sie jedes Mal, wenn sie auf den Platz gehen. In Deutschland sagt man gerne, dass man Leader braucht, die laut sind und rumschreien. Das ist bei uns anders. Diese Leute hört man gar nicht. Auf dem Platz, wenn der Schiri anpfeift, dann sind sie da."
Carlo Ancelotti über …
… den Titelhunger bei Real Madrid
"Das ist schwierig zu erklären. Das ist einfach die Realität. Spieler, die fünfmal die Champions League gewonnen haben, sind immer noch motiviert. Es ist ihr Charakter. Das sieht man in jedem Training und in jedem Spiel."
… Reals heutige Führungsspieler im Vergleich zu Lautsprechern wie Sergio Ramos damals
"Sie haben eine andere Persönlichkeit und andere Beziehungen. Sie regeln das mit ihrer Attitüde und ihrem Verhalten. Sie sind jeden Tag ein gutes Beispiel und demütig. Und sie sind sehr respektiert von den anderen. Die Verbindung zwischen den Veteranen und den Jungstars war im letzten Jahr der Schlüssel, um erfolgreich zu sein."
… sein Umgang mit den Spielern
"Ich versuche, eine Beziehung zum Menschen aufzubauen, nicht zum Spieler. Du bist kein Spieler, sondern eine Person, die Fußball spielt. Das ist ein Unterschied."
... seine Art, zu coachen
"Wir versuchen, die Spieler auf dem Feld in ihre Komfortzone zu bringen. Wenn sie dort sind, haben sie genug Erfahrung. Toni und Luka spielen seit langer Zeit zusammen, sie wissen genau, was sie auf dem Feld zu tun haben und wo sie stehen müssen. Das ist schwer zu coachen."