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Fussball

Chinedu Ede exklusiv im KMD-Podcast: "Ich wollte nur ein bisschen Dribbeln und dann wieder nach Hause"

Chinedu Ede exklusiv im KMD-Podcast: "Ich wollte nur ein bisschen Dribbeln und dann wieder nach Hause"DAZN
Chinedu Ede wollte es nie und ist dennoch Profi geworden. In der aktuellen Folge kicker meets DAZN spricht er mit Alex Schlüter und Benni Zander über seine Anfänge in Berlin und erklärt, was ihn am Profifußball stört und wieso er seine Karriere frühzeitig beendet hat.

Seit gut zehn Tagen gibt es auf DAZN die erste Staffel Underground of Berlin zu sehen. Chinedu Ede ist einer der Protagonisten, die DAZN begleitet. In der 114. Folge des KMD-Podcasts spricht er mit Alex Schlüter und Benni Zander über seine fußballerischen Anfänge und den Beginn der Karriere. Zudem erklärt er, wieso er aus dem Business ausgestiegen ist

In der Folge gibt es außerdem den Abschluss der Bundesliga-Hinrunde mit der Analyse des 17. Spieltags. Mit kicker-Reporter Matthias Dersch werfen Alex und Benni einen Blick nach Dortmund und verteilen einige Hinrunden-Awards.

Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:

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Chinedu Ede über…

 

… den ersten Drehtag

"Zum ersten Drehtag bin ich einfach nicht erschienen. Da waren wir auch ein bisschen abgefuckt. Leuten aus den Medien begegne ich aufgrund der Vorgeschichte mit Skepsis. Ich wusste nicht, was sie vorhaben und ob sie uns am Ende nicht eher in die Pfanne hauen wollen. Wir haben die Balance auf jeden Fall gefunden."

… sein Vorbild Jay-Jay Okocha

"Ich war riesen Okocha-Fan. Als er bei Frankfurt war, hatte ich ein Trikot. Er ist aus Nigeria wie mein Vater. Die Fußballer, die Spaß vermitteln, bleiben im Kopf. Das fehlt in den Nachwuchsleistungszentren. Der Spaß bleibt auf der Strecke. Es geht nur noch um Effektivität. Defensiv brauchst du eine Struktur, damit sich jeder auf seinen Nebenmann verlassen kann. Im Verlauf meiner Karriere habe ich gemerkt, dass sie auch offensiv den Spielern ihre Kreativität nehmen wollen. Doch dann macht es keinen Spaß mehr. Dann fühlt es sich wie ein Beruf an, als wärst du ein Roboter, der den Matchplan vom Trainer umsetzt."

… seine Kindheit in Berlin

"Zu meiner Zeit haben sich die Kinder unten im Hof oder in so einem Käfig zum Spielen getroffen. Früher gab es keine sozialen Medien. Wenn wir etwas im TV sehen wollte, mussten wir auf die richtige Uhrzeit warten. Ich musste von der Schule nach Hause rennen, damit ich Tsubasa Ozora gucken konnte. Unser Leben hat sich draußen abgespielt. Zu Hause war es einfach zu voll. Du hattest gar keinen Bock, zu Hause zu sein. Ich habe den Ranzen in die Ecke geworfen und habe gespielt, von früh bis spät."

… die Art des Spiels auf der Straße

"Bei uns war ein Tunnel oft mehr wert als ein Tor. Das sind die Sachen, die besonders waren. Wenn du eine neue Finte auspackst, die du bei YouTube gesehen hast, dann feiern die Leute."

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… die Anfänge in der Bundesliga

"Diese Unbekümmertheit auf dem Platz haben wir uns behalten. Wäre es medial nicht ab und zu so eskaliert, wäre das wahrscheinlich auch so geblieben. Das Schöne am Fußball ist, dass du keine Zeit hast, nachzudenken. Wenn’s losgeht, geht’s los. Du hast erst danach Zeit, das alles zu realisieren."

… die Gründe, warum er mit dem Fußball aufgehört hat

"Ich hatte ganz lange keine Lust mehr auf Bundesligafußball. Ich hatte einen klaren Finanzplan. Mir war klar, dass ich keine Lust mehr auf diesen Zirkus habe. Es war nur noch Geldverdienen für mich. Am Ende wollte ich Work-and-Travel mit Fußball machen. Zum Schluss war ich ja auch in Thailand und wollte dann noch weiter nach Australien, in die MLS oder nach Neuseeland. Ich hätte gerne noch ein oder zwei Jahre weitergespielt. Weil ich mich aber von meiner Ex-Frau getrennt habe und sie mit meinem Sohn zurück nach Berlin gegangen ist, habe ich beschlossen aufzuhören. Ich hatte Angst um das Sorgerecht."

… seine Herangehensweise an den Job des Profifußballers

"Viele Leute verbinden sehr viel mit dem Fußball, weil sie entweder selber Fußballer werden wollten oder mit dem Vater früher immer im Stadion waren. Ich habe einfach irgendwann mit dem Fußball angefangen. Wahrscheinlich, weil es der günstigste Sport war, um im Verein zu spielen. Es war nie mein Traum, Profi zu werden. Für viele ist das hart zu akzeptieren, weil es deren Traum ist und deshalb nicht in ihre Realität passt. Es hat mir Spaß gemacht, ich mag Fußball, aber es war mir egal, ob ich vor 60.000 oder vor fünf Leuten spiele."

… den Unterschied zwischen ihm und den anderen Fußballern

"Ich habe den Unterschied schon immer nach dem Training gemerkt. Sie sind draußen geblieben, haben weitergespielt oder irgendwas geübt. Ich war der Letzte, der kam, und der Erste, der ging. Genau umgekehrt also. Ich habe nie großartig an mir gearbeitet. Ich hatte nicht den geilsten Schuss, ich war nie beidfüßig. Das hat mich nicht gejuckt. Ich wollte nur ein bisschen dribbeln und dann wieder nach Hause."

… seinen Charakter

"Mein Charakter passt absolut nicht zum Profifußball. Am Anfang habe ich immer rebelliert. Irgendwann habe ich gelernt, einfach ja zu sagen und dann am Ende doch zu machen, was ich will. Ich habe trotzdem Gas gegeben, wenn ich auf dem Platz stand. Ich mochte meine Mitspieler und wollte niemanden hängen lassen, aber die letzten Prozent haben gefehlt."

… Lebensentscheidungen

"Ich hasse es nachzudenken. Es macht mich langsam. Nicht, dass ich überhaupt nicht nachdenke, aber ich versuche eher, Instinkten zu folgen und Dinge passieren zu lassen, wie sie kommen. Ein Stück weit versuche ich sie natürlich zu lenken, wie ich es möchte, aber im Großen versuche ich, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Egal wie es kommt, ich finde schon irgendwie einen Weg. Irgendwann wird wahrscheinlich der Moment kommen, an dem ich damit komplett an die Wand fahre, aber dann ist es halt so."

… besondere Vorkommnisse, die sein Leben verändert haben

"Durch die Geburt meines Sohnes haben sich die Prioritäten ganz klar verschoben. Wenn ich in der Woche meinen Sohn habe, ist es mir egal, ob auf der Arbeit irgendwelche Abgaben sind. Zudem war da der Tod meiner Mutter. In den ersten drei Jahren war mein Umgang damit toxisch. Da war ich eher reaktiv."

… die Rolle der Musik in seinem Leben

"Ich komme aus einer Musikerfamilie. Meine Eltern waren in einer Band. Mein Vater ist ein sehr guter Gitarrist, meine Mutter hat gesungen. Von klein auf haben wir zu Hause Musik gemacht. Mein jüngerer Bruder ist auch Musiker und erfolgreicher Songwriter."

… seine heutige Beziehung zum Fußball

"Ich spiele in der Ü32 von Hertha. Wir treffen uns eigentlich nur am Wochenende zum Spiel. Wir haben auch Training, aber da kommt selten jemand. In den ersten 15 Minuten bin ich überragend, danach bauen wir alle ab."

… den heutigen Blick auf seine Karriere

"Geldtechnisch würde ich es auf jeden Fall wieder so machen. Es ist sehr leicht verdientes Geld, auch mit Blick auf die Zeit, die man investieren muss. Die Vorbereitung ist eklig. Wenn ich es machen würde, dann ohne Druck und ohne es zu ernst zu nehmen. Mit dem Ganzen, das ich inzwischen gesehen habe, würde ich sonst lieber etwas anderes machen, trotz der Kohle."

… menschliche Verhältnisse im Fußballgeschäft

"Du weißt nicht, wer echt ist, wer dir gut gesonnen ist und wer einfach nur versucht, dich über den Tisch zu ziehen. Du wirst automatisch paranoid. Du hast nicht mehr das Auge für die Guten. Du gehst vom Schlimmsten aus. Von den Beratern kannst du 90% in die Tonne kloppen."

… Stationen außerhalb Berlins

"Es ist was anderes, wenn man ohne Familie und Freunde, mit denen man sich über Jahre den gleichen Humor angeeignet hat, woanders ist. Wenn es läuft, ist alles cool, aber wenn nicht, dann sitzt du da und denkst dir: Was mach‘ ich hier? Nur wegen der Kohle sitze ich hier und bin super unglücklich. Egal wo du hinziehst, am Anfang lernst du erst einmal die ganzen extrovertierten Idioten kennen. Du brauchst ja eine gewisse Zeit, um Leute kennenzulernen, die ähnlich ticken wie du."

… Underground of Berlin

"In den nächsten Staffeln kommt noch mehr Seelen-Striptease rein. Ich stehe zu dem was ich gemacht habe. Ich habe gute Sachen gemacht und schlechte Sachen gemacht. Ich versuche mein Ego immer mehr zu reduzieren. Ich öffne mich schon sehr und ich stehe dazu."