Christoph Kramer gibt in der neuen Folge kicker meets DAZN Einblicke in den Ablauf vor, während und nach einem Spiel, spricht über die Atmosphäre in Stadien und den Ansporn, beschimpft zu werden. Des Weiteren erzählt er, wieso er sich in Gladbach so wohlfühlt und er sich mit dem Verein identifizieren kann, wie gut das Mannschaftsgefüge passt und wie sich Gladbach ein bisschen der "Elf Freunde müsst ihr sein"-Mentalität bewahrt.
Auch über den mentalen Reifeprozess während einer Profikarriere und seinen Exkurs als Fernsehexperte spricht Kramer mit den Moderatoren Alex Schlüter und Benni Zander.
Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:
Christoph Kramer über…
… die Rückkehr der Fans in die Stadien
"Ich weiß noch den ersten Moment, als 10.000 Fans im Borussia-Park waren. Da dachte ich: "Boah, wie geil ist das denn! Die Bude wird wieder voll!" Wir wissen das zu schätzen und freuen uns jedes Mal aufs Neue, rauszugehen. Wenn du mehrere Jahre Bundesliga spielst, stumpfst du dahingehend auch ein bisschen ab. Da hat man nicht immer das Gänsehautgefühl. Jetzt hat man das schon wieder."
… den Unterschied zu Geisterspielen
"Wenn man auf den Platz geht und es sind Fans im Stadion, hat man ein anderes Adrenalinlevel. Während des Spiels bist du im Tunnel, da ist es gleich, aber gerade davor und danach gibt dir das schon viel. Es hat keiner von uns wegen des Geldes mit dem Fußball angefangen, sondern weil man in großen Stadien spielen, Menschen begeistern und vor der Kurve feiern will. Das treibt einen an."
… seinen ersten Auftritt in der 2. Liga
"Mich hat die Atmosphäre in einem Stadion immer angespornt. Das erste Mal vor richtig vielen Zuschauern war mein erstes Zweitligaspiel bei Fortuna Düsseldorf: Montagabend, 2. Liga, ich habe bei Bochum gespielt und dann kam ich in der 75. Minute rein. Und dann wurde der Wechsel angesagt: "Spielerwechsel bei Bochum. Der neue Spieler, mit der Nummer 23, Christoph …", und dann haben alle Fortunen "Arschloch" gerufen. Das spornt einen an, das ist geil!"
… Anspannung nach den Spielen
"Nach den Spielen kann ich nicht so gut einschlafen. Gerade nach Abendspielen, so wie letzte Saison in der Champions League. Da bin ich teilweise erst um drei oder vier Uhr eingeschlafen. Man merkt schon, dass das etwas mit einem macht, obwohl man es nicht denkt. Du bist in jedem Spiel mitten im Kindheitstraum. Du hast so viele Emotionen während eines Spiels. Da sind so viele Themen, mit denen du dich emotional beschäftigst. Mit meinem besten Freund telefoniere ich meistens nach den Spielen, um eine kurze Einschätzung zu bekommen. Das ist zur Routine geworden. Danach setze ich mich mit einem Gin Tonic auf meine Hollywoodschaukel und lasse alles Revue passieren."
… seine Verletzung
"Ich bin ein ganz großer Freund davon, Sachen auskurieren zu lassen. Da bin ich wirklich eine Mimi. Wenn ich merke, dass mein Bein nicht zu 100 Prozent okay ist, dann kann ich nicht. Da bin ich blockiert. Die Reha nervt mich brutal, aber ich mache es gewissenhaft, weil ich weiß, dass ein Sinn dahintersteckt."
… die Beziehungen zu Physiotherapeuten
"Ich habe jemandem, von dem ich am liebsten angefasst werde. Meine Physiotherapeutin weiß, dass ich ein bisschen schief bin, weil sie mich schon so oft in der Hand hatte. Wenn ich zu jemand anderen gehe, dann macht er mich gerade, was in der Norm perfekt ist, für meinen Körper aber eine Katastrophe. Deswegen gehe ich zu Steffi. Sie weiß, der Kramer steht schief. Und wenn ich geradestehe, dann macht sie mich schief."
… #comebackstronger
"Eine Verletzung nervt nur. #comebackstronger und diese ganzen Hashtags kannst du in die Tonne kloppen. Das ist eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Nur mental hilft das, weil man einfach so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen will. Wenn du richtig Bock auf die Nummer hast, dann bist du auch besser. Aus rein sportlicher Sicht ist das aber Firlefanz."
… Gewichtszunahme während einer Verletzungspause
"Ich habe gute Gene. Ich bin ein langer Deutscher. Ich habe mit Gewichtszunahme keine Probleme. In der Fettmessung habe ich tatsächlich Prozente verloren. Wenn man verletzt ist, achtet man ja auf dieses und jenes. Ich habe auch ein bisschen mehr auf meine Ernährung geachtet und keinen Zucker mehr gegessen. Ich bin richtig in shape, #comebackstronger."
… die Konkurrenz auf seiner Position bei Borussia Mönchengladbach
"Ich freue mich für Dennis Zakaria. Der hatte letzte Saison das, was Florian Neuhaus und ich in dieser Saison hatten: auf der Bank sitzen. Wir hatten die tollen Highlightspiele in der Champions League. Natürlich sind Kone und Zakaria meine Konkurrenten und ich will spielen, aber bevor es meine Konkurrenten sind, sind es meine Mitspieler."
… seine Freunde in Gladbach
"Ich weiß sehr zu schätzen, was ich in Gladbach habe. Mit Lars Stindl, Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Yann Sommer haben wir so viele Schlachten geschlagen. Wir haben einen richtig geilen Spirit. Nach den Champions-League-Spielen oder den Auswärtsspielen in der Europa League sitzen wir zusammen und trinken was. Privat machen wir auch relativ viel zusammen. Ein bisschen was von diesem "elf Freunde müsst ihr sein" haben wir uns beibehalten. Wenn wir nach Madrid fahren und man weiß, dass das in die Hose gehen könnte, freue ich mich einfach auf das Bier mit den Jungs nach dem Spiel."
… Geld für Nachwuchsspieler
"Mit 13, 14 oder 15 kannst du noch nicht einschätzen, wie viel Geld du für das Leben brauchst. Wenn du dann 10.000 bis 15.000 Euro im Monat verdienst, ist das abartig. Es ist auch immer ein Antrieb, Geld zu verdienen. Bei Fortuna Düsseldorf habe ich in der B-Jugend 20 Euro Fahrtgeld bekommen. Da war ich so stolz drauf. In der A-Jugend bei Bayer Leverkusen habe ich zunächst 250 Euro bekommen und weil ich so gut gespielt habe, habe ich dann die Gehaltsobergrenze von 400 Euro bekommen. Geld hat mich auch angetrieben. Geld ist ein ganz normaler Antrieb, auch von jungen Fußballern. Aber wenn du zu früh zu viel Geld verdienst, verlierst du den Antrieb. Wenn du dir ganz früh viele Sachen kaufen kannst, dann strebst du nicht mehr nach so viel mehr. Du hast schon alles und bist gefühlt der König. Das ist nicht gut für die Entwicklung eines Kindes."
… Leihen von Nachwuchsspielern
"Ich war insgesamt vier Jahre verliehen. Wenn du nichts mit dem Verein zu tun hast, macht eine Leihe keinen Sinn. Ich habe 13 Jahre bei Leverkusen in der Jugend gespielt. Die hatten auf der Sechs Simon Rolfes, Stefan Reinartz, Michael Ballack, Arturo Vidal und Gonzalo Castro. Bei aller Liebe, da durfte ich nicht einmal das Tor tragen. Weil ich keine Chance hatte, habe ich mich ausleihen lassen. Mit Leverkusen hatte ich einen starken Partner. Ich habe mich schon verbunden gefühlt zu meinem Jugendverein. Das gibt einem ein gutes Gefühl. In so einem Fall macht eine Leihe Sinn."
… den Perspektivwechsel als Experte im ZDF
"Ihr Journalisten habt auch einen schwierigen Job. Als Field-Reporter hast du nur ein Fragenportfolio a la "woran hat es gelegen?". Um wirklich in die Analyse zu gehen, bräuchtest du zehn Minuten Zeit, einen Bildschirm und der Spieler müsste Bock drauf haben. Man schimpft oft auf die Journalisten - manchmal auch zu Recht -, aber generell habt Ihr auch keinen einfachen Job."