Nach dem katastrophalen Start ins neue Fußball-Jahr hat Werder Bremens Ole Werner einen eindringlichen Appell an seine Spieler und das gesamte Umfeld gerichtet. "Klar ist, dass uns so etwas nicht nochmal passieren darf. Jeder muss jeden Tag 100 Prozent geben. Wenn wir das nicht tun, wird es so aussehen wie heute, dann werden wir Probleme kriegen", sagte Werner bei Sky nach dem 1:7 (1:5) beim 1. FC Köln.
Die Mängelliste seiner Mannschaft in diesem Spiel sei so lang, dass er sie im TV-Interview gar nicht aufzählen könnte, führte Werner aus: "Wir haben uns in der Zweikampfführung ergeben und vorne kaum einen Ball an den Mann gebracht. Unterm Strich eine wirklich desaströse Leistung von uns." Seine Schlussfolgerung lautete: "Nichts, aber wirklich gar nichts hat funktioniert. Da sollte man nichts beschönigen."
Für Köln trafen Linton Maina (9.), Steffen Tigges (15., 21.), Ellyes Skhiri (30., 54.) und Denis Huseinbasic (36.). Dazu kam ein Eigentor von Marco Friedl (76.), auf der Gegenseite war einzig Bremens WM-Fahrer Niclas Füllkrug (38.) erfolgreich. Für Werder war es die dritte Niederlage nacheinander - mit einem Torverhältnis von 3:15.
Werder hat alles vermissen lassen
"Wir haben Köln eingeladen, Tore zu schießen. Jeden entscheidenden Zweikampf haben wir verloren. Das gehört zu den vielen Punkten, die katastrophal waren", sagte Werner nun: "Es ist wichtig, dass wir die Lehren aus dem Spiel ziehen." Dazu gehöre, dass er als Trainer Stellung beziehe und Analysen durchführe, aber auch: "Dass vielleicht auch der eine oder andere Spieler eine Erklärung hat. Dass wir so auseinanderfallen, ist etwas, das nicht passieren darf."
Wichtig sei, dass "wir verstehen, dass wir Aufsteiger sind". Es funktioniere nur über vollen Einsatz und die Bereitschaft, alles zu investieren: "Heute waren wir nicht mal bei 98 Prozent, sondern bei acht, neun. maximal. Das reicht nicht, um konkurrenzfähig zu sein."
Ähnlich sah es Clemens Fritz. Der Leiter Profifußball bei den Bremern nannte den Auftritt "eine Frechheit", Eigentorschütze Friedl meinte: "Wir haben alles vermissen lassen, was man vermissen lassen kann." Sein Team habe "alles falsch gemacht". Werders Ex-Kölner Leonardo Bittencourt fühlte sich "vorgeführt", die Kölner hätten "von A bis Z gewusst, was wir machen".
Der Sonntag wird wieder sachlich
Ganz anders dagegen im Lager der Kölner. Sieben Tore zum Start aus der Winterpause, der höchste Sieg seit 40 Jahren - Trainer Steffen Baumgart vom 1. FC Köln ließ sich dennoch nicht zu einer Kampfansage an den nächsten Gegner hinreißen. Denn der heißt Bayern München. "Wir haben am Dienstag eine Mannschaft vor der Brust, die auf diese Weise schon einige Gegner abgeschossen hat", sagte Baumgart nach dem 7:1 (5:1) der Kölner gegen Werder Bremen: "Bei den Bayern kommt sowas häufiger vor."
Am Dienstag (20.30 Uhr/Sky und Sat.1) reisen die Kölner zum Hinrundenabschluss zum Rekordmeister, der deutliche Sieg gegen Bremen kam daher gerade rechtzeitig - zuletzt nämlich war der FC gefährlich nah an die Abstiegsplätze herangerutscht. Fünf Punkte Vorsprung sind es nun wieder auf den Relegationsrang, und auch das Torverhältnis sieht plötzlich wieder deutlich freundlicher aus.
Das Spiel gegen Werder sei eines gewesen, "das du so nicht oft haben wirst", sagte Baumgart, "wir machen aus den ersten fünf Torschüssen fünf Tore, und dann läuft es eben in deine Richtung. Jeder hier weiß das einzuordnen, ab morgen geht es wieder ruhig und sachlich nach vorne."
Köln ist wieder frisch
Wichtiger noch als die vielen Tore sei ohnehin die Erkenntnis gewesen, "dass wir wieder auf Tempo gekommen sind und wieder unser Spiel spielen können." Vor der WM-Pause nämlich wirkte das Team müde, wurde durch einige Verletzungen dezimiert, Baumgarts Pressing-Fußball wurde löchrig. Vier Niederlagen aus fünf Spielen waren das Ergebnis.
Die lange Pause scheint nun geholfen zu haben, gegen Bremen wirkte der FC durchgehend frisch. Und wie geht es nun weiter? "Wir werden versuchen, auch in München zu gewinnen", sagte Baumgart am späteren Abend im ZDF-Sportstudio: "Das ist aber keine Ansage. Wir wollen einfach erfolgreich Fußball spielen."