Das enttäuschende Vorrunden-Aus der deutschen U21 bei der EM vor wenigen Wochen sendete Schockwellen durch den deutschen Fußball. Womöglich wäre vieles anders gelaufen, wenn die Mannschaft von Trainer Antonio di Salvo am 22. Juni zum Auftakt gegen Israel gewonnen hätte. Dass es nicht dazu kam, lag besonders an einem Spieler, der nun aller Voraussicht nach zum FC Bayern München wechseln wird.
Torwart Daniel Peretz brachte die deutsche Offensive an jenem Abend im georgischen Kutaisi immer wieder zur Verzweiflung, vor allem aber blieb seine Leistung in Erinnerung, weil er gleich zwei Elfmeter hielt. Zunächst in der ersten Halbzeit gegen Youssoufa Moukoko, später in Hälfte zwei gegen Jessic Ngankam. Peretz hatte auch in den Spielen danach großen Anteil daran, dass Israel bis ins Halbfinale kam und sich somit für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr qualifizierte.
Jetzt steht Peretz vor einem gewaltigen Schritt in seiner Karriere. Der FC Bayern München hat den 23-Jährigen als Neuzugang auserkoren, die Verhandlungen mit seinem Klub Maccabi Tel Aviv stehen - so berichten es diverse Medien - kurz vor dem Abschluss. Wer ist der junge Kerl, der zunächst mit Sven Ulreich um die Rolle als Nummer zwei hinter dem bald zurückkehrenden Manuel Neuer konkurrieren soll, aber mittelfristig den Bayern-Kapitän aber sogar ablösen könnte?
Peretz hat einen deutschen Pass
Peretz wurde am 10. Juli 2000 in Tel Aviv geboren. Er besitzt neben der israelischen Staatsangehörigkeit auch den deutschen Pass, was auf seine aschkenasisch-jüdischen Vorfahren zurückgeht. Schon als Sechsjähriger kam Peretz in die Jugend von Maccabi Tel Aviv und durchlief dort seither sämtliche Nachwuchsmannschaften. Gleiches gilt für den israelischen Verband, für den er von der U17 bis zur U21 spielte. Im November 2022 debütierte er sogar bereits für die A-Nationalmannschaft.
Nach einer Leihe zum Zweitligisten Beitar Tel Aviv in der Saison 2019/20 war Peretz in der Spielzeit 2020/21 zunächst die Nummer zwei bei Maccabi hinter Daniel Tenenbaum, seit Sommer 2021 ist er Stammkeeper des 24-maligen israelischen Meisters. In der vergangenen Woche verabschiedete er sich bereits unter Tränen von den Fans. "Ich werde immer Gelb bleiben", sagte er.
Für den früheren Bundesligaprofi Almog Cohen ist Peretz nicht nur auf dem Papier ein möglicher Neuer-Nachfolger. "Daniel ist Manuel Neuer 2.0., der israelische Neuer!", sagte Cohen der Bild-Zeitung. Der heutige Sportdirektor von Maccabi Netanya begründet dies mit einem "guten Gesamtpaket aus Reflexen und Strafraum-Beherrschung" und ergänzt: "Er ist ein richtig großes Talent. Ich verfolge ihn seit drei, vier Jahren - da hat er noch einmal eine große Entwicklung genommen."
Daniel Peretz: Irgendwann Top-15 der Welt?
Eine Soforthilfe sei Peretz für die Bayern jedoch nicht, betonte der Ex-Profi unter anderem des 1. FC Nürnberg und des FC Ingolstadt. "Um Bayern wirklich helfen zu können, muss Daniel in allen Bereichen noch besser werden", hielt Cohen fest. Jedoch habe er "das Potenzial, sich auf dieses Niveau hochzuarbeiten und Bayerns Sieger-Mentalität zu lernen".
Wenn ihm das gelingt, stehen Peretz laut Cohen alle Türen offen - zumal er bei den Bayern die besten Lehrmeister habe. "Wenn Peretz noch ein Jahr mit Neuer und Ulreich bei Bayern arbeiten darf, kann er irgendwann in den Zirkel der 15 besten Torhüter der Welt kommen - und durchaus auch Bayerns Nummer eins werden, wenn Neuer irgendwann aufhört", glaubt er.