DAZN UNFILTERED
Von 2014 bis 2018 schnürte Emre Can seine Fußballschuhe für den FC Liverpool . In DAZN Unfiltered spricht der Mittelfeldspieler exklusiv über seine Zeit bei den Reds, die Ankunft von Jürgen Klopp an der Merseyside. Er erklärt, warum das Treffen mit dem Erfolgstrainer wie "Liebe auf den ersten Blick" war, er aber dennoch deutliche Ansagen vom Coach bekommen hat. Außerdem verrät er, dass Liverpool-Legende Steven Gerrard ihm das Amt des Reds-Kapitäns zugetraut hat.
Das komplette Feature " UNFILTERED mit Emre Can "ist auf DAZN abrufbar.
Emre Can exklusiv bei DAZN in Unfiltered über ...
… seine Wechsel zu Leverkusen und Liverpool
"Für viele war's ein Schritt rückwärts, aber für mich war's ein Schritt vorwärts, weil ich gespielt habe. In der Bundesliga, in der Champions League, als 18-, 19-Jähriger. Ich wurde damals aber nicht zu 100 Prozent verkauft, sondern Bayern München hatte eine Rückkaufoption. In meinem Vertrag hatte ich auch eine Option, dass ich, wenn ein Verein kommt, der eine gewisse Ablösesumme X zahlt, zu einem beliebigen Verein gehen kann. Dann habe ich in Leverkusen ein Jahr lang gute Leistungen gezeigt – und dann kam Liverpool. Sie wollten mich unbedingt verpflichten. Und damals war es eine andere Zeit, da haben noch nicht viele Deutsche in der Premier League gespielt. Ich war 20, aber ich hatte mir das Fußballspielen in England zugetraut, weil ich schon immer Selbstvertrauen hatte. Ich wollte unbedingt diesen Weg machen, ich wollte unbedingt nach England und da Fußball spielen. Und das war die richtige Entscheidung. Ich habe die Sprache nicht beherrscht, mein Englisch war nicht gut – und in Liverpool reden sie auch kein Englisch, sondern ganz was anderes (lacht). Sportlich war es auch nicht einfach, weil ich in Leverkusen Stammspieler war. Dann kommst du nach Liverpool zu einem extrem großen Verein und spielst wieder weniger."
… seine Zeit in Liverpool
"Ich hatte nie den Gedanken, dass ich dort verbrenne oder es nicht schaffe, so weit habe ich gar nicht gedacht. Ich hatte immer positive Gedanken: Ich werde dahin gehen und mich durchsetzen, da Fußball spielen und es ihnen zeigen. Am Ende hat sich das ausgezahlt. Ich habe vier Jahre in Liverpool gespielt und war eigentlich immer Stammspieler, wenn ich fit war. Ich habe extrem viel gelernt, als Fußballer, als Mensch. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt, eine neue Sprache gelernt, ich habe Autofahren auf der anderen Seite gelernt (lacht). Es war eine unheimlich schöne Zeit."
… Zeit zu Hause
"Ich habe Deutschland unheimlich vermisst. Liverpool ist eine ganz andere Welt. Ich hatte zum Glück meinen besten Freund bei mir, das hat mir unheimlich geholfen. Ich habe jemanden an meiner Seite gebraucht. Bis ich 20 war, war ich immer unterwegs. Vom Training in die Stadt, von der Stadt ins Restaurant, abends nach Hause, schlafen, dann wieder Training. In Liverpool habe ich gelernt, zu Hause zu sein. Nach dem Training kommst du nach Hause und verbringst dort sechs, sieben, acht Stunden. Das war eine andere Lebenssituation. Aber das ist das Profileben. Du hast extrem viel Zeit. Du spielst nicht 24 Stunden Fußball. Ich habe um 11 Uhr Training, dann bin ich um zwei, drei Uhr zu Hause und habe Zeit für mich."
… Jürgen Klopp
"Er ist ein richtig geiler Typ. Mit ihm und seiner Art und Weise bin ich super zurechtgekommen. Ich kann mich noch an unsere erste Begegnung erinnern, ich kam von der Nationalmannschaft zurück, dann stand er vor mir und hat mich umarmt. Dann war es irgendwie Liebe auf den ersten Blick (lacht). Wir hatten ein extrem gutes Verhältnis. Er hat mir viel Vertrauen geschenkt. Mit seiner Art des Fußballs bin ich sehr gut zurechtgekommen. Er war auch sehr hart zu mir und hat viel gefordert. Manchmal haben wir uns in die Haare gekriegt. Aber was ich an ihm liebe: Er ist überhaupt nicht nachtragend. Wenn du bei ihm marschierst, ackerst und Gas gibst, wirst du dafür belohnt."
… Streit mit Jürgen Klopp
"Ich bin extrem emotional auf dem Platz. Manchmal gab es Situationen, in denen ich Dinge anders gesehen habe als er oder nicht so reagiert habe, wie er sich das vorstellt. Dann hat er mich zur Seite genommen, mir eine Ansage gemacht. Junge, so geht es nicht, ich bin immer noch dein Trainer, in dem Ton redest du nicht mir. Dann habe ich mich entschuldigt. Und dann ging es auch wieder weiter."
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… Steven Gerrard
"Er war ein Leader. Er hat nicht viel gesagt, aber wenn er was gesagt hat, dann hatte es Gewicht. Jeder hatte Respekt vor ihm. Wenn er den Mund aufgemacht hat, hat jeder zugehört. Ich habe ihn leider nie verstanden (lacht). Ich habe damals kein gutes Englisch gesprochen und seines ist extrem schwierig zu verstehen. Aber durch seine Art und Weise habe ich verstanden, was er gemeint hat."
… seine Fan-Auszeichnung als bester Jungspieler der Saison
"Es gibt keinen schöneren Titel. Da können die Medien schreiben, was sie wollen. Wenn das von den Fans, vom engsten Umkreis kommt, bedeutet mir das viel. Ich war sehr beliebt in Liverpool, habe als junger Spieler oft die Kapitänsbinde getragen und Vertrauen von meinen Trainern und Mitspielern gehabt. Die Zeit habe ich genossen. Nach vier Jahren kam das Angebot, zu verlängern. Doch mein Gefühl sagte mir, etwas Neues sehen zu wollen."
... Führungsqualitäten in Liverpool
"Henderson und Milner waren schon noch anders, einige Jahre älter als ich, sie spielten schon lange in England, sind Kapitän und zweiter Kapitän. Aber wenn ich als junger Spieler etwas gesagt habe, hat man auch auf mich gehört. Man hat mich respektiert, weil ich Leistung gebracht habe. Und weil ich vom Typ jemand bin, der führen möchte. Ich bin auch mal laut auf dem Platz. Das lernt man als Kind und formt sich über die Jahre. Man kann nicht einfach sagen, ich möchte so ein Typ sein. So muss man geboren sein, das hast du in dir oder nicht."
… Loris Karius nach dem verlorenen CL-Finale 2018
"Das war überhaupt nicht einfach für ihn. Wir haben uns super verstanden. Ich will gar nicht wissen, was für Nachrichten er bekommen hat. Nur er wird wissen, wo er durchgegangen ist. Auch für uns als Mannschaft war es nicht einfach. Da trauert jeder mit sich selbst. Nach so einem Spiel bist du sehr mit dir selbst beschäftigt."
… ein Mittagessen mit Steven Gerrard
"Ich war in LA im Urlaub und war mit Steven Mittagessen. Da hat er zu mir gesagt: Ich kann mir vorstellen, dass du der nächste Kapitän in Liverpool wirst. Das war eine extreme Motivation für mich. Gerrard hat einige Spieler gesehen, dass er sowas zu mir sagt, hat mich stolz gemacht."