Es war einer der Aufreger des 30. Spieltags in der Bundesliga: Borussia Dortmund erhielt beim 1:1-Remis gegen den VfL Bochum keinen Elfmeter, nachdem VfL-Verteidiger Danilo Soares BVB-Offensivakteur Karim Adeyemi im Sechzehner zu Fall brachte.
Schiedsrichter Sascha Stegemann stand im Blickpunkt - und räumte später ein, einen falsche Entscheidung getroffen zu haben.
In der neuen Folge "kicker meets DAZN" äußert sich nun mit Felix Brych ein Kollege und Unparteiischer, der sonst die Öffentlichkeit meidet. Er verrät unter anderem, warum der VAR heutzutage "alternativlos" ist.
Hier gibt es die besten Aussagen auf einen Blick. Die komplette Folge gibt es wie immer überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
Schiedsrichter Felix Brych im Kicker meets DAZN-Podcast über ...
... das Verhalten von Schiedsrichter Stegemann nach dem Spiel Bochum gegen Dortmund:
"Das kann ich gut verstehen, dass er nach dem Spiel nichts gesagt hat. Da muss man das alles erst einmal verarbeiten. Das kostet eine Nacht, in dem Fall sogar noch mehr."
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... die Dynamik im Fußball:
"Der Fußball hat sich in den letzten 30 Jahren unglaublich verändert. Er ist unglaublich schnell und intensiv geworden. Die Trainer lassen sich immer wieder neue Taktiken einfallen, damit stellen sie nicht nur den Gegner vor neue Challenges, sondern auch die Schiris."
... den VAR:
"Ich finde den VAR alternativlos, weil es mich vor diesen Maximalfehlern schützen kann und ganz oft schon geschützt hat. Wir können es mit dem VAR momentan nicht allen recht machen - und wir werden es auch nicht jedem recht machen können."
... die Einführung des VAR:
"Die Vereine haben irgendwann gesagt: 'Wir brauchen technische Hilfsmittel'. So ging es los, wir Schiris haben uns immer dagegen gewehrt. Wir haben immer gesagt: 'Wir wollen das Ganze gerne lieber ohne machen'."
"Die Vereine haben schon vor zehn, 15 Jahren angefangen zu sagen: 'Wieso haben wir keine Videosequenzen? Wieso haben wir keine technischen Hilfsmittel?'"
"Die Schiris haben sich damals immer dagegen gesträubt. Irgendwann wurde es dann entschieden, und für uns war es am Anfang auch nicht einfach, Fußball analog und digital zu verbinden."
... Stegemanns Statement und die eigene Scheu vor der Öffentlichkeit:
"Der Gang nach vorne ist immer ganz gut. Das ist auch die erste Form der Verarbeitung, man muss sich den Fehler dann auch selbst eingestehen."
"Das habe ich auch oft falsch gemacht, dass ich mich selbst angelogen und gesagt habe: 'Das habe ich richtig gemacht, obwohl es eher falsch war.' Das bringt nichts, um daraus Schlüsse zu ziehen."
"Grundsätzlich finde ich, dass wir Schiedsrichter zu viel reden. Ich habe mich immer zurückgehalten, dadurch habe ich versucht, wenig Angriffsfläche zu bieten. So ein bisschen unantastbar und unnahbar war ich dadurch schon. Das ist gar nicht verkehrt im Ausland, weil die Spieler dich nicht dauerhaft challengen."
... die Wahrnehmung der Arbeit der Offiziellen:
"Wir Schiris werden grundsätzlich nicht gelobt. Für uns ist das Lob die Nichterwähnung. Das hat mir geholfen, mich aber auch geärgert, dass ich über die Jahre immer performed habe und es niemand wirklich wahrgenommen hat."