Der frühere FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe geht den Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Lichte der jüngsten Fehlentscheidungen in der Bundesliga hart an. "Es wird Zeit, nachdem der DFB die Schiedsrichterei strukturell und personell zwölf Jahre gegen die Wand gefahren hat, die Verantwortungsfrage zu stellen", schrieb Gräfe in einem Gastbeitrag für die Bild-Zeitung .
Werde "trotz eindeutiger TV-Bilder" falsch entschieden, fehle es laut Gräfe "oft an der notwendigen Fußballkompetenz – oder an der Linie, wann man eingreifen soll oder wann nicht. Dort ist seit Jahren ein Hin und Her zu beobachten." Es sei "eigentlich unvorstellbar, dass selbst mit Bildern so viele Fehlentscheidungen (...) die Spiele beeinflussen".
Gräfe kritisierte, beim DFB gelte nicht das Leistungsprinzip. So sei es früher "bei den Bossen Fandel und Krug" gewesen, "heute bei Fröhlich, Meyer und Drees". Fehlentscheidungen hätten "offensichtlich keine notwendigen Konsequenzen, da man lieber nach persönlichen, regionalen oder politischen Aspekten die Schiedsrichter für Positionen oder Aufgaben auswählt".
Zwei Fehlentscheidungen am Wochenende
Manche Schiedsrichter seien für bestimmte Aufgaben nicht oder noch nicht geeignet. "Wenn es in einem Verein oder in einer Firma über Jahre nicht funktioniert, wird auch irgendwann zu Recht die Managementebene zur Verantwortung gezogen", schrieb Gräfe, der einen Neustart forderte.
Gräfe (48) war wegen Erreichen der Altersgrenze aus dem Kreis der Bundesliga-Schiedsrichter ausgeschieden. Er klagte wegen Altersdiskriminierung und ist seitdem einer der schärfsten Kritiker des Verbandes.
Jochen Drees, DFB-Projektleiter für den Videobeweis, hatte nach dem Topspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund (3:1) einen Fehler eingeräumt. Der BVB hätte nach einem Foul von Benjamin Pavard an Jude Bellingham demnach einen weiteren Elfmeter bekommen müssen. Zudem sei Union Berlin bei RB Leipzig (2:1) zu Unrecht ein Elfmeter verwehrt worden.