Nach dem Becherwurf-Skandal in Bochum hat Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann harte Strafen gefordert. "Eine flächendeckende Null-Toleranz-Politik mit einem klar definierten und für alle im Vorfeld bekannten und harten Strafmaß sollte ausgearbeitet werden", sagte Gittelmann in einem Interview auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nur so seien "Gewalttaten" gegen die Unparteiischen - vor allem auch "auf den Amateurplätzen" - zu vermeiden.
Gittelmann war im Spiel des VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach nach knapp 70 Minuten von einem gefüllten Bierbecher am Hinterkopf getroffen worden. Schiedsrichter Benjamin Cortus unterbrach zunächst die Partie und brach sie dann endgültig ab.
Schädelprellung und Schleudertrauma
"Der Treffer hat mich mitgenommen, zumal es mich mit voller Wucht und unerwartet am Kopf getroffen hat", berichtete Gittelmann, der sich nach dem Vorfall im Krankenhaus untersuchen ließ. "Es wurde eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma diagnostiziert."
Die Tat mache ihn "fassungslos". Er werde sich ein paar Tage nehmen, "um zur Ruhe zu kommen und die Sache zu verarbeiten". Dann wolle er "schnellstmöglich wieder auf den Platz zurückkehren". Am kommenden Wochenende sei er für einen Länderspiel-Einsatz eingeplant.
Zwei Verfahren beim DFB
Der Kontrollausschuss des DFB wird am Montag die Ermittlungen nach dem Abbruch aufnehmen. "Es werden sich zwei Verfahren entwickeln", sagte Stephan Oberholz, Vorsitzender des Sportgerichts, dem SID, "einmal das Spielwertungsverfahren und dann ein Strafverfahren gegen den Klub, dessen Anhänger sich entsprechend verhalten haben."
Man werde zunächst die Berichte des Sicherheitsbeobachters vor Ort und des Schiedsrichters abwarten und die Stellungnahmen der Vereine anfordern, erläuterte Oberholz.
VfL Bochum entschuldigt sich
Auch der VfL Bochum hat nach dem abgebrochenen Spiel Konsequenzen für den Bierbecherwerfer angekündigt. "Im Falle einer Identifizierung wird der VfL weitere Schritte einleiten, zum Beispiel Stadionverbot, Vereinsausschluss oder Einzug der Dauerkarte, und behält sich Schadenersatzansprüche vor", teilte der Verein am Samstag mit: "Denn wir gehen davon aus, dass der VfL verbandsseitig bestraft wird."
"Im Mittelpunkt steht nun die Täterermittlung, die Auswertung der Bilder läuft noch", hieß es im Bochumer Statement: "Der VfL hofft auf eine schnelle Aufklärung und wird die Polizei bei ihren Ermittlungen tatkräftig unterstützen. Wer sachdienliche Hinweise zur Identifizierung beitragen kann, wendet sich bitte an die Polizeidienststelle Bochum."
Bei Gittelmann bat der Verein um Entschuldigung "für dieses nicht tolerierbare Verhalten". Der Freitagabend lasse den Klub "fassungslos und traurig" zurück: "Die Taten Einzelner beschädigen erheblich das positive Bild, das der VfL Bochum und seine Fans in den vergangenen Monaten abgegeben haben. Wir stehen für Toleranz und Fair Play. Das Werfen von Bechern und Gegenständen gehört definitiv nicht dazu."