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Heftige Proteste gegen Messi und Neymar: Was ist los bei PSG?

Heftige Proteste gegen Messi und Neymar: Was ist los bei PSG?Getty Images

Steht das Projekt PSG steht vor dem endgültigen Zusammenbruch? Am Mittwoch demonstrierten hunderte Ultras vor der Geschäftsstelle von Paris Saint-Germain gegen die Superstars um Neymar, Lionel Messi und Marco Verratti sowie obendrein gegen die gesamte Politik des Vereins. Als "H****söhne" wurde das Trio beschimpft, zudem schrien die Ultras: "PSG, wer bist du? Wohin willst du? Hörst du uns überhaupt zu?"

Vor allem gegen Messi und Neymar, die als Sinnbild der aus ihrer Sicht verfehlten Politik gelten, richtete sich der Wut. Messi wurde als "Abzocker" beschimpft, Neymar wurde von einer aufgebrachten Menge sogar vor seinem Haus aufgesucht. "Neymar, hau ab", skandierten die Fans. Der Klub verurteilte "aufs Schärfste die unerträglichen und beleidigenden Handlungen einer kleinen Gruppe von Personen. Ungeachtet der Meinungsverschiedenheiten rechtfertigt nichts solche Aktionen." Aber wie konnte es nur so weit kommen?

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PSG und seine besondere Beziehung zu den Ultras

PSG ist den meisten Fans außerhalb Frankreichs vor allem als Scheichklub bekannt, der seit 2011 quasi dem katarischen Staat gehört und mit exorbitanten Summen alimentiert wird. Seither gab der Klub weit über eine Milliarde Euro für Transfers aus, um sich den Erfolg und vor allem das Prestige zu erkaufen. PSG sollte zu einer Marke werden, dafür brauchte es die besten Spieler und die größten Stars.

Doch die Historie von PSG geht viel weiter zurück. Der Klub kann vor allem auf eine berüchtigte Fangemeinde blicken, die mit "Erfolgsfans" und Plastikkunden rein gar nichts zu tun hat. Die Ultras sind tief mit dem Verein verwurzelt, wenngleich schon 2010 die Fankultur bei PSG teilweise zerbrach. Damals kam es zu einer Schlägerei zwischen rivalisierenden Fangruppen, ein Mensch starb. PSG führte Restriktionen beim Ticketkauf ein, die Ultragruppen wurden nach und nach zerschlagen.

Während einige Gruppen dem Verein den Rücken kehrten, blieben viele PSG treu - auch wenn sie die Übernahme des Klubs durch Katar scharf kritisierten. Die Meisterfeier 2013 vor dem Eiffelturm musste nach wenigen Minuten abgebrochen werden, weil Mitglieder einer verbannten Ultragruppierung drohten, die Bühne zu stürmen. Die Mannschaft floh, die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein.

Derartige Zwischenfälle sorgten natürlich nicht für Schlagzeilen, die Katar für "sein" Projekt haben wollte. Dennoch gab es 2016 zu einer Annäherung, seither sind Ultras im Stadion wieder zugelassen. Dennoch war das Verhältnis zwischen Fans und Klubführung zuletzt wieder zunehmend angespannt, was vor allem an der Transferpolitik des Klubs liegt. Mit der Verpflichtung von Neymar im Sommer 2017 begann eine Spirale, die die Fans zunehmend nicht mehr hinnehmen wollen.

"Unsere Geduld hat eine Grenze. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie unser Verein zerstört wird, und einer Mannschaft zusehen, die uns nicht repräsentiert. Es ist an der Zeit, unserer Stimme Gehör zu verschaffen, denn dieser Klub bewegt sich in die falsche Richtung", sagte ein Ultra nun der französischen Zeitung Le Parisien.

Lionel Messi PSG Ligue 1AFP/SID/ALAIN JOCARD

Messi wird zum Hassobjekt der PSG-Fans

Die Verpflichtung von Messi vor knapp zwei Jahren war ein weiterer Tropfen, der das Fass stetig zum Überlaufen brachte. Für den Klub passte der Transfer perfekt in die Politik, zur globalen Marke zu werden. Ganz nebenbei profitierte PSG durch Messi von deutlich gestiegenen Einnahmen in nahezu allen Bereichen, ob Sponsoring, Merchandising oder Ticketing. Für die Ultras wurde der Argentinier zuletzt aber immer stärker zur Hassfigur.

Zum einen aus sportlichen Gründen. Von seiner WM-Form ist der 35-Jährige ganz weit entfernt, seine schwachen Auftritte beim Champions-League-Aus gegen den FC Bayern München standen sinnbildlich für die Diskrepanz zwischen Leistung und Gehalt. Zum anderen tat Messi zuletzt wenig dafür, um die Fans auf seine Seite zu ziehen. Sein Vertrag läuft aus, doch trotz seines ohnehin schon astronomischen Salärs (die Rede ist von 63 Millionen Euro jährlich) pokert er offenbar auf eine weitere Gehaltserhöhung.

Oder besser: Er pokerte. Denn inzwischen scheint es besiegelt, dass Messi den Klub im Sommer verlassen wird. Zu Wochenbeginn schwänzte er das Straftraining nach dem 1:3 gegen Lorient und flog stattdessen ohne Zustimmung des Trainerteams nach Saudi-Arabien. Der Klub reagierte und suspendierte Messi für zwei Wochen, das Tischtuch scheint endgültig zerschnitten. Die Ultras nutzten die Gelegenheit und ließen ihrem Frust über die aktuelle Situation des Klubs am Mittwoch freien Lauf.

Die Botschaft: Keine überteuerten Stars mehr, die PSG nur nutzen, um sich die Taschen vollzumachen. Auch Neymar gehört für die Fans in diese Kategorie. Interessant: Kylian Mbappe ist kein Feindbild, im Gegenteil. Der gebürtige Pariser ist trotz seines Theaters um einen Wechsel zu Real Madrid bei den Fans weiterhin hoch angesehen. Für sie ist der 24-Jährige eine Identifikationsfigur, von denen es im Klub mehr geben sollte.

Ob es wirklich zu einem Konsens zwischen Fans und Klubführung kommen wird, ist völlig unklar. Das Projekt PSG, es könnte zerbrechen.