Kai Havertz gehört zweifelsfrei zu den talentiertesten und beeindruckendsten Fußballern in Europa. Sagenhaft, wie er als Teenager über Jahre hinweg der wichtigste Spieler von Champions-League-Team Bayer Leverkusen war. In der DFB-Elf will Bundestrainer Hansi Flick seine Mannschaft um Havertz herum aufbauen. Und bei seinem aktuellen Verein FC Chelsea hat sich Havertz schon in seiner Premierensaison mit seinem Siegtreffer im Champions-League-Finale 2021 gegen Manchester City zur Legende aufgeschwungen.
Was ihn dabei nie verlassen hat: seine Bodenständigkeit. Mit der bewahrt er einen klaren Kopf und den Fokus auf das Wesentliche. Wo er die herhat? Von seiner Familie.
Denn Kai Lukas Havertz, so sein kompletter Name, ist das typische Dorfkind. Der heute 23-Jährige ist in Mariadorf bei Aachen aufgewachsen und das jüngste von drei Kindern. "Ich war nicht derjenige, der groß auf den Straßen rumgelaufen ist", erinnert sich Havertz im Interview mit DAZN an seine Kindheit, "sondern war immer im Garten Fußball spielen, mit Freunden und Geschwistern. Und ein Freund hatte einen Bauernhof, da waren wir oft zu Besuch. Das klassische Dorfleben."
Zocken auf der Wiese statt im NLZ
Früh zeichnete sich ab, dass Havertz ein besonderes Talent mit dem Ball am Fuß mitbringt. Doch auch das sorgte nicht für hastiges Treiben oder Gier in der Familie Havertz. "Meine Eltern haben mir nie den Druck gemacht, dass ich Fußballprofi werden soll", sagt der Chelsea-Profi, "das hat mir die Freiheit gegeben, ohne Druck Fußball zu spielen. Ich habe angefangen, weil es mir Spaß gemacht und der Ball etwas Besonderes in mir ausgelöst hat. Ich glaube immer noch jedes Mal, wenn ich einen Ball sehe, muss ich dagegentreten. Meine Eltern haben mir aber immer gesagt: Mach das so lange, wie du Bock hast, und wenn du keine Lust mehr hast, dann hörst du auf."
So wurden erste Abwerbungsversuche von Nachwuchsleistungszentren abgeblockt, als Havertz noch ein 8-jähriges Kind war. Stattdessen wurde weiter auf den Wiesen des Dorfes gezockt: "Da haben meine Eltern mir gesagt, ich könne nicht einfach von meiner Schule und von meinen Freunden weggehen. Und falls es dann nicht klappen würde, wärst du sauer, dass wir dich aus deinem Umfeld gezogen haben. Als Kind versteht du das nicht, denkst dir, sie wollen dir was Böses, lassen dich nicht gehen. Mittlerweile weiß ich, dass es genau die richtige Entscheidung war."
Havertz trägt das Herz auf der Zunge
In die Leverkusener Jugend ging es dann erst 2014 als 15-Jähriger, schon zwei Jahre später folgte das Profidebüt, so nahm der rasante Aufstieg seinen Lauf. Dabei immer an seiner Seite: Seine Großmutter. "Wir haben ein extrem enges Verhältnis", erzählt Havertz, "ich bin ihr Patenkind, sie hatte immer eine besondere Bindung zu mir. Sie ist eine unfassbare Frau."
Auch heute besucht Oma Havertz ihren Enkel regelmäßig in London. "Es ist überragend, wenn sie hier ist. Man sieht, wie viel Spaß sie hat, wenn sie zu den Spielen geht und einen unterstützt. Sie ist jetzt 85. Zu sehen, wie glücklich ich sie mit dem Fußball mache. Mein Opa war auch immer fußballverrückt. Sie ist ein extrem wichtiger Teil in meinem Leben."
Nicht nur genießt Havertz die Zeit mit seiner Großmutter. Vielmehr hat sie auch einen wichtigen Einfluss auf sie: "Sie hat das Herz auf der Zunge und sagt auch mal Sachen, die einem nicht so passen. Natürlich muss man manchmal aufpassen, was man sagt, aber mittlerweile finde ich das ganz cool. Sie sagt, was sie denkt, und ist eine ehrliche Seele", so Havertz, der mit einer persönlichen Weisheit schließt: "Es bringt nichts, sich groß anzulügen oder Sachen zu verstecken. Wenn man sagt, was man denkt und wie man sich fühlt, fährt man am besten."
Kai Havertz exklusiv im Interview: Hier gibt es alle Aussagen