Spitzenfunktionäre der Deutschen Fußball Liga (DFL) haben um Vertrauen für die Verwirklichung des angestrebten Geschäftsmodells mit einem Investor geworben. "Ich kämpfe nicht seit 20 Jahren für den Erhalt von 50+1, damit ich hier durch die Hintertür ein Trojanisches Pferd in die Bundesliga lasse, das alles, für das ich bis jetzt gestanden habe, konterkariert", versicherte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke am Montagabend auf einer Podiumsdiskussion in Dortmund. "Das ist völlig ausgeschlossen."
Die Gesprächsrunde hatten das Fan-Bündnis "Südtribüne Dortmund" und der Vorstand der Fanabteilung von Borussia Dortmund organisiert. Die DFL will 12,5 Prozent der Anteile einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft, in welche die Medienrechte ausgelagert werden, über 20 Jahre an einen Kapitalgeber verkaufen. Dadurch sollen zwei Milliarden Euro erlöst werden. "Ein bisschen Vertrauen tut in dieser Situation auch gut", sagte Watzke.
Kein Angriff auf die Premier League
DFL-Geschäftsführer Axel Hellmann warb ebenfalls für die Finanzspritze. "Ich vergleiche das immer mit dem Dach von einem Haus, in das es irgendwie reinregnet", betonte er. "Wir haben eine gute Konstruktion, die funktioniert seit Jahren (...), und wir spielen eine ordentliche Rolle." Aber einige Dinge seien "nicht auf der Seite des Fundaments zu bearbeiten, sondern es rieselt ein bisschen ins Dach, und es ist löchrig." Es sei zu bemerken: "International enteilen uns einige, da müssen wir was tun."
Es gehe ausdrücklich nicht darum, "dem modernen, kommerzialisierten Fußball nachzulaufen und die Premier League zu attackieren". Im Fokus stünden zeitgemäße Vermarktung und Wettbewerbsfähigkeit. Es werde auch definitiv keine Auffächerung bzw. weitere Zerfaserung der Spieltage geben. Viele Fans sehen den geplanten Einstieg eines Investors kritisch, was sie in den Stadien zuletzt auf zahlreichen Spruchbändern dokumentierten und auch während der Diskussion vortrugen.
Entscheidung Ende Mai
300 Millionen Euro der Erlöse durch die Zusammenarbeit mit einem Partner sollen zur freien Verwendung an die 36 Erst- und Zweitligisten gehen. 750 Millionen Euro soll die DFL erhalten, um eine eigene Streamingplattform aufzubauen. Der Rest der Einnahmen ist zweckgebunden, die Vereine sollen damit in die Infrastruktur investieren.
Die Vertreter der Klubs werden bei einer Versammlung am 24. Mai darüber entscheiden, ob das Projekt verwirklicht wird. Dafür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den Profivereinen erforderlich. Bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli soll es dann grünes Licht für den ausgewählten Investor geben.