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Kevin Trapp exklusiv im KMD-Podcast: "Es ist nicht so, dass ich ein fertiger Torwart bin"

Kevin Trapp exklusiv im KMD-Podcast: "Es ist nicht so, dass ich ein fertiger Torwart bin"DAZN
In einem Gespräch über Espresso, die unterschiedlichen Torhüterstile einzelner Nationen und die Bedeutung eines kollegial konkurrierenden Torhüterteams gibt Eintracht-Spieler Kevin Trapp Einblicke in seine Karriere zwischen Frankfurt und Paris.

Wie viel Kaffee pro Tag ist noch gesund? Wie stellt man sich als Torwart auf die Spielart und einen neuen Trainer ein? Und worauf wird im individuellen Training mit dem Torwarttrainer Wert gelegt? Um diese Fragen und vieles mehr dreht sich das Interview mit dem heutigen Gesprächspartner Kevin Trapp bei kicker meets DAZN.

Zusätzlich zum Interview der Woche sprechen Alex Schlüter und Benni Zander in der 120. Folge des KMD-Podcasts über das Team, das die Rückrunden-Tabelle anführt. Unter Domenico Tedesco spielt RB Leipzig befreit auf. Am Sonntag gewannen die Sachsen mit 6:1 deutlich bei der kriselnden Hertha. Außerdem wird der gesamte vergangene Bundesliga-Spieltag unter die Lupe genommen.

Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:

Kevin Trapp über…

… seinen Espresso-Konsum

"Vernünftig wären maximal fünf Espressi am Tag. Das habe ich gelesen, weil ich auch einen sehr hohen Kaffee-Konsum habe und mich informieren wollte, welche Menge noch okay ist, aber ich bin teilweise deutlich über dem Okay drüber. In Paris habe ich mir eine Siebträgermaschine zugelegt. Von meiner Wohnung zu den guten Cafes war es weit und dann habe ich mir das selbst beigebracht, mich ein bisschen eingelesen und so ist es auch extremer geworden, weil ich die Maschine ja auch nutzen muss. Nach dem Aufstehen gibt es einen Cappuccino, nach dem Frühstück einen Espresso, nach dem Training und nach dem Mittagessen auch und danach habe ich meistens noch zehn Stunden am Tag, die ich irgendwie überbrücken muss. Nach dem Abendessen trinke ich inzwischen keinen Kaffee mehr. Das hat mir geholfen, besser einschlafen zu können. Es ist verschwendete Zeit, keinen Kaffee zu trinken."

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… die Saison von Eintracht Frankfurt

"So wie wir gerade spielen, das ist die Eintracht. Es ist immer sehr emotional. Ich habe mit Timothy Chandler darüber gesprochen. Die grauen Haare, die er hat, hat er, weil er bei der Eintracht ist. Wir haben einen schwierigen Saisonstart gehabt, haben uns dann aber stabilisiert. Der Rückrundenstart war alles andere als das, was wir wollten. Vor allem, weil wir besser gespielt haben, als das die Ergebnisse zeigen. Vor allem im letzten Drittel haben wir Entwicklungspotential. Häufig treffen wir die falschen Entscheidungen, haben ein schlechtes Timing und können die Ballgewinne nicht ausspielen. Oft gewinnen wir den Ball super und treffen dann im Angriff eine falsche Entscheidung und der ganze Aufwand, den wir vorher betrieben haben, ist futsch."

… die individuelle Spielvorbereitung als Torwart

"Am Tag vor dem Spiel bekomme ich die Standards zugeschickt, sodass ich mich darauf vorbereiten kann. Während der Woche versuchen wir, die Spielweise des kommenden Gegners ins Training zu integrieren, sodass wir uns auf das Spiel vorbereiten können."

… die Nachbereitung eines Spiels

"Es gibt immer eine Analyse. Manchmal gibt es Situationen, zu denen ich den Torwarttrainer befrage, wie er die Szene von draußen gesehen hat. Manchmal hat man das Gefühl, dass man in einer Situation anders hätte stehen können. Wie intensiv man sich die Analyse anschaut, hängt immer ein bisschen davon ab, wie viel man sich zu einem Spiel anschauen kann."

… Zufriedenheit mit der eigenen Saison

"Auch für mich war der Saisonstart schwer: lange letzte Saison gehabt, mit einer Riesenenttäuschung, dann zur Europameisterschaft gefahren, danach zwei Wochen Urlaub gehabt und zurückgekommen. Ich musste mich genau wie alle anderen Spieler auch an einen neuen Trainer mit einer neuen Spielart gewöhnen. Zwei Wochen Urlaub sind auch nicht extrem viel, um runterzukommen. Es wird oft unterschätzt, dass man dem Körper und dem Kopf die nötige Ruhe geben muss, um wieder frisch zu sein. Dann hast du einen holprigen Saisonstart und machst dir natürlich Gedanken. Als Torhüter hängst du natürlich von dem ganzen Spielverlauf ab. Im Endeffekt versuche ich das zu machen, was ich beeinflussen kann."

… seine Führungsrolle in der Mannschaft

"Ich bin jemand, der möchte, dass es allen gut geht. Durch meine Zeit in Paris kann ich mich gut in andere Spieler hineinversetzen, die in ein neues Umfeld kommen und die Sprache nicht sprechen. Ich habe auch durch meine Sprachkenntnisse versucht, jedem einzelnen zu helfen. Dabei habe ich am Ende wohl das Wichtigste vergessen, mich selbst. Ich habe dann versucht, das Vorbild zu sein, indem ich gute Leistungen bringe, Taten sprechen lasse. Alles andere kommt dann mehr oder weniger von allein. Das war so ein Switch, den ich gemacht habe: mich wieder mehr auf mich selbst zu fokussieren, anstatt das alles erzwingen zu wollen."

… die größte Herausforderung durch den Trainerwechsel

"Im Endeffekt geht es um das große Ganze. Man sieht jetzt immer mehr, wie der Trainer spielen möchte: tief nach vorne spielen, Linien überspielen, schnell hinter die Kette kommen, aus dem Pressing herauszuspielen. Das einzustudieren, braucht natürlich eine gewisse Zeit. Wir hatten viele Spieler, die spät von der Europameisterschaft zurückkamen. Solche Automatismen bekommst du nicht in vier bis fünf Wochen. Die holst du dir auch über Erfolge. Und die sind am Anfang ausgeblieben. Dann wird’s schwer. Du fängst an, über die Spiele nachzudenken. Für mich persönlich hat sich gar nicht so viel verändert, aber über das Ganze habe ich auch viel nachgedacht."

… die Beziehung zum Torwarttrainer

"Der Torwarttrainer ist sehr nah an den Torhütern dran. Wir sind quasi immer getrennt von der Mannschaft, was das Warmmachen angeht. Wir kommen meist erst ins Mannschaftstraining, wenn die Torhüter integriert werden. Von daher hast du zum Torwarttrainer nochmal ein anderes Verhältnis als zum Cheftrainer, weil der Torwarttrainer nur drei oder vier Torhüter hat, um die er sich spezifisch kümmert, während sich ein Trainer um 25 Spieler kümmern muss."

… die unterschiedlichen Spielweisen von Torhütern

"In Paris habe ich immer gehört, dass die deutschen Torhüter auf eine andere Art und Weise spielen als ein französischer oder italienischer Torhüter, weil sie das anders beigebracht bekommen. Die Deutschen gehen im Eins-gegen-Eins in den Block, machen sich so groß wie möglich. Die Italiener sind meistens mit dem Körper, also den Armen, vorne draufgerutscht. Das kannte ich so nicht. Ich habe das dann versucht im Training, aber ab einem gewissen Punkt gibt es Dinge bei einem Torhüter, die kannst du fast nicht mehr ändern."

… Torwarttrainer Jan Zimmermann

"Jan hat die Verantwortung, die er jetzt als Torwarttrainer hat, schon als Spieler sehr gut übernommen. Er war ein super Ansprechpartner für mich, als ich aus Paris zurückkam, weil die Erwartungen natürlich groß waren. Die hatte ich auch an mich selbst. Diese Rolle als Trainer hat er damals schon als Spieler mitübernommen. Er wusste, wie er der Mannschaft helfen konnte."

… das Kontinuum von Kollegialität bis Konkurrenz auf der Torhüterposition

"Du brauchst jemanden, der den Ehrgeiz hat, spielen zu können und spielen zu wollen, aber trotzdem gut fürs Ambiente ist. Wenn du jemanden hinter dir hast, von dem du weißt, dass er dir nur etwas Schlechtes wünscht, dann ist das auch schlecht für die Stimmung in der Mannschaft. Dieses Jahr haben wir ein sehr gutes Torwartteam, das sich gegenseitig unterstützt, aber auch hochzieht. Wenn wir im Training Wettbewerbe machen, werden sich schon mal Wörter an den Kopf geworfen. Das ist aber alles sehr positiv und kollegial. So muss das sein."

… die individuellen Trainingsziele

"Die 30 war damals noch so weit weg und jetzt gehe ich auf die 32 zu. Es ist nicht so, dass ich ein fertiger Torwart bin. Ich bin im letzten Drittel meiner Karriere. Es wird sehr viel wert auf die Torwartathletik gelegt: Antritt, Explosivität. Ich war selbst verwundert, aber wir laufen in jedem Spiel über fünf Kilometer. Wir werden so trainiert, dass wir fit genug sind, bis in die 94. und 95. Minute konzentriert zu sein. Ich habe meinen Fitnesszustand noch einmal verbessert."

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… seinen besten Skill als Torhüter

"Ich habe mir die Dokumentation von Michael Schumacher angeschaut und da war ein Satz dabei: 'Wenn ich über meine Stärken rede, klinge ich arrogant. Über meine Schwächen lasse ich die anderen reden.' Das fand ich sehr gut, weil ich jemand bin, der sehr ungern über sich und seine Stärken spricht. Diese eine Stärke… ich würde sagen, Bälle halten. Das funktioniert sehr gut."

… die Nachricht von Markus Krösche, der meinte, dass er sich ein Karriereende von Trapp in Frankfurt vorstellen könne

"Ich habe Markus direkt eine Nachricht geschrieben und ihn darauf hingewiesen, dass ich momentan nicht im Kopf habe, 2024 aufzuhören. Er hat mit einem Smiley geantwortet. Ich weiß nicht, ob er sich selbst unter Druck setzen wollte. Mit 34 wird man sich natürlich überlegen, wie lang man noch spielen möchte, ob man das Niveau noch hat. Für mich ist es wichtig, dass ich an einem Moment aufhören kann, an dem ich es selbst entscheiden kann. Das ist jetzt noch zu früh."