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Klemens Hartenbach exklusiv: "In der WG mit Streich liefen die Beatles"

DAZN
Klemens Hartenbach exklusiv: "In der WG mit Streich liefen die Beatles"Getty Images
Sie lebten einst gemeinsam in einer WG und hörten die Beatles, heute ist Klemens Hartenbach der hinter Christian Streich wichtigste Mann beim SC Freiburg. DAZN hat ihn im Breisgau getroffen.

Klemens Hartenbach über …  

… die Gründe für die allgemeinen Sympathien gegenüber dem SC Freiburg:  Wir machen unseren Job relativ normal. Und hatten Glück mit entscheidenden Personen im Verein. Ob das Präsidenten waren oder Trainer, das hielt bis auf wenige Ausnahmen immer alles lang an. Das hat eine Wirkung nach außen. Die Leute merken, wir machen unseren Job so gut wie möglich, ohne dass sich der eine oder andere zu stark in den Vordergrund stellen möchte. Wir schaffen halt. Vielleicht kommt das besonders gut an. Wobei ich eigentlich finde, dass das normal ist.  

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… die langjährige Zusammenarbeit mit Christian Streich und Jochen Saier:  Auch das läuft eigentlich ganz normal. Auch in unseren Kalendern sind Meetings eingetragen, und dann sitzt man hin und wieder in verschiedenen Konstellationen zusammen. Es steht jetzt nicht jedes Mal, wenn wir reden, eine Flasche Wein in der Mitte. Das sind klare Abläufe. Aber man kennt sich schon so lange. Da werden keine Spielchen gespielt. Keiner versucht, seine Position durch eine Hintertür zu stärken, das gibt es bei uns nicht. Natürlich vertritt jeder seine Meinung, das wird diskutiert, aber ohne Schnickschnack. Und immer im Dienste des Vereins.  

… die menschliche Rollenverteilung:  Die Kunst ist, sich emotional nicht vom Spieltag leiten zu lassen. Wenn wir am Montag Besprechung haben, darf es keine Rolle spielen, wie wir am Wochenende gespielt haben. Den Abstand zu finden, fällt natürlich dem am schwersten, der am nächsten dran ist. Christian Streich ist entsprechend schon anzumerken, ob wir zuletzt gewonnen oder verloren haben. Da kann es mal dauern, bis man im Flow ist. Jochen Saier und ich haben größeren Abstand, auch wenn es nicht weniger emotional ist. Aber es gibt keine bestimmten Schemata, keine Blaupause oder moderierende Funktionen. Auch die Gesprächsanteile sind immer unterschiedlich.  

… die Ruhe, die er ausstrahlt:  Auch ich bin emotional genug und muss manchmal zurückgeholt werden auf der Tribüne. Aber es nutzt ja nichts, wenn man sich hochschaukelt. Und Entscheidungen aus der Emotion heraus getroffen werden. Ich kann mich einen Schritt zurücknehmen, auch im Umgang mit der Mannschaft, mit den einzelnen Spielern. Vor allem, weil ich weniger mit den Spielern zu tun habe, bei denen es gerade gut läuft. Sondern eher mit denen, die gerade Probleme haben und deswegen nicht jedes Mal nur mit dem Trainer reden wollen. Dann trinken die eben mal mit mir einen Kaffee. Dabei können sie sicher sein, dass manche Dinge auch bei mir bleiben und nicht direkt zum Trainer getragen werden. Deswegen muss ich manchmal auch etwas Abstand wahren und das große Ganze im Blick haben.  

… Angebote anderer Vereine:  Natürlich habe auch ich Kontakte nach Außen, Freiburg ist keine Blase. Aber ich glaube, dadurch dass wir drei so gut und eng zusammenarbeiten, denken viele gar nicht erst daran, bei einem von uns nachzufragen. Weil sie wissen, die machen ihr Ding da unten in Freiburg, von denen bricht keiner aus. Unsere Arbeit wird von Fachleuten geschätzt, das merke ich. Aber wir sind so eng zusammen, da probiert es eigentlich keiner. So kann es auch gerne bleiben.  

… die Freundschaft zu Christan Streich und das gemeinsame WG-Leben:  Das war super. Für mich vom Dorf kommend war Freiburg die erste große Stadt. Wir haben mit zwei anderen Jungs, die nichts mit Fußball zu tun hatten, in einer richtigen WG gewohnt. Wenn man mit 21 zu Hause wegzieht und in so einer engen, positiven Gemeinschaft zusammenlebt, dann findet eine zweite Phase der Entwicklung, der Sozialisierung statt. Die Beatles und Stones liefen, es wurde gekocht. Mein Faible fürs Kochen, mein Musikgeschmack, das ist alles in dieser Zeit entstanden. Ich weiß nicht, ob das alles passiert wäre, wenn ich in eine Einzimmerwohnung gezogen wäre. Ich finde es großartig, dass Christian und ich es geschafft haben, unsere Freundschaft trotz unserer Arbeitsbeziehung aufrecht zu erhalten. Das kann ich ganz uneitel behaupten. Das würde in einigen Fällen schiefgehen. Wir haben es geschafft. Das darf aber im Verein alles keine Rolle spielen. 

… Zeit nach Christian Streich:  Natürlich wird es auch die geben. Wie es die Zeit nach Volker Finke oder nach Fritz Keller gegeben hat. Es ist ja nicht so, dass die Zeit jetzt auf ewig einfriert. Aber das ist auch gut so. Unsere Verantwortung ist, dass wir das so gut wie möglich vorbereiten und der Staffelstab guten Gewissens weitergegeben werden kann. Das sehe ich als unsere große Aufgabe. Wir bauen was auf für das, was danach kommt.  

… Streich als Nationaltrainer:  Wenn man alle deutschen Trainer durchgeht, stolpert man zwangsläufig auch über seinen Namen. Er hat es ja nicht gerade schlecht gemacht bei uns in all den Jahren und zu vielen Themen hat er was zu sagen. Man muss überlegen: Was verbindet man mit einem Nationaltrainer? Der oder die muss kein großer Trainer-Guru sein, nicht die Taktik neu erfinden. Es muss eine Persönlichkeit sein, die gutes Verständnis vom Fußball hat, aber vor allen Dingen Entscheidungen so moderieren kann, dass jeder gerne zur Nationalmannschaft kommt und eine gute Stimmung herrscht. Und wenn es darum geht, werden gerade die richtigen Namen gehandelt. Der DFB hat sich aber klar geäußert, dass er keinen Trainer aus einem laufenden Vertrag holen will.  

… Löws Zeit als Nationaltrainer:  Er hat Unglaubliches geleistet. Für mich gab‘s Phasen, in denen ich keine Länderspiele angeschaut habe. Weil ich gespürt habe, wie ungern die Nationalspieler dahin gegangen sind und sich gegen irgendeinen zweitklassigen Gegner ein Gewürge ohne Ende geboten haben. Das hat sich unter Jogi komplett geändert. Das ist ein total großer Verdienst. Die Frische war fast immer da, ein Großteil der Jungs ist gerne zur Nationalmannschaft gegangen, weil sie ihre Kumpels getroffen, Inhalte vermittelt bekommen haben, eine gute Stimmung herrschte. Ich würde mir wünschen, dass das so weitergeht. Deswegen fände ich auch eine Übergangslösung, zum Beispiel bis Jürgen Klopp irgendwann frei wird, blöd. Man sollte sich jetzt entscheiden und hoffen, dass es so lange geht wie mit Jogi.  

… Flick als Nationaltrainer:  Er hat bei Bayern München wie in der Nationalmannschaft eine Ansammlung an sehr, sehr guten Spielern. Da geht es darum, sie einen Tick besser zu machen, aber die sind ja alle schon wahnsinnig gut. Deswegen geht es viel um Moderation, Wertschätzung, Begehrlichkeit. Das kann man zwischen Bayern und der Nationalmannschaft gut transferieren.  

… die Europa Conference League:  Damit habe ich mich bislang Null beschäftigt. Ich glaube, wenn es im Pokal günstig läuft, reicht wohl Platz 7, oder so. Ich bin da etwas Altrocker und gerne auf Spielerseite und stelle infrage, ob es einen weiteren Wettbewerb wirklich braucht. Das gilt auch für diese Champions-League-Reform. Es geht halt ums Geld. Wenn sich die Jungs über 34 Spieltage auf einen Platz spielen, der berechtigt ist für die Conference League oder mehr, dann soll es so sein. Und dann darf man sich auch drüber freuen. Auch wenn wir in Freiburg dann in der folgenden Saison eigentlich eher schlechte Erfahrungen gemacht haben.  

… die Sinnhaftigkeit einer Europapokal-Teilnahme für den SC Freiburg:  Zunächst einmal hoffe ich, dass wir im Sommer wieder unbedenklich reisen können. Das allein ist gerade natürlich problematisch. Trotzdem sitze ich nicht am Schreibtisch und denke: Bloß nicht Siebter werden. Unsere zweite Mannschaft steigt vielleicht in die 3. Liga auf, wir haben eine Menge Talente, die nachkommen. Ich sehe kein Problem, den Kader punktuell zu erweitern. Was mich dann mehr beschäftigt, ist die Vorbereitung. Kommen wir dann in einen guten Rhythmus? Davon hängt es ab, ob die Spieler auch im Oktober, November noch fit sind. Da hatten wir mit der letzten Europa-League-Quali Probleme. Olympische Spiele, Europameisterschaft und U21-Europameisterschaft spielen da auch eine Rolle. Wer kommt wann in welchem Zustand wieder? Schlechte Erfahrungen haben wir meistens dann gemacht, wenn unsere Vorbereitung zerstückelt war.  

… den Europapokal als Argument bei Transfers:  Ich fände es nicht gut, wenn sich Spieler nur für den SC Freiburg entscheiden, weil er in der Conference League spielt. Für mich hätte eine zweite Mannschaft in der 3. Liga eine größere Tragweite. Das hat für junge Talente eine Anziehungskraft, weil sie eine Möglichkeit sehen, es über die zweite Mannschaft in die Bundesliga zu schaffen. Wenn wir einen Spieler holen, dann ja nicht damit der im nächsten Jahr wieder geht, weil er acht Spiele in der Conference League gemacht hat. Der soll dann ja ein bisschen länger hier bleiben.  

… das Gerücht, Freiburg wäre an Ribery interessiert:  Das habe ich auch gelesen. Keine Ahnung, wo sowas herkommt. Womöglich über die Geschichte mit Jonathan Schmid. Da grüßt man sich mal oder es gibt ein Trikot. Da besteht ein gutes Verhältnis zueinander. Aber das ist ein völlig anderer Planet. Da darf man nicht die Realität verlieren. Das wäre für alle Beteiligten nicht gut. Außer für den Trikotverkauf vielleicht.