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Lars Stindl exklusiv im KMD-Podcast: "Da jetzt nur zu kritisieren, ist unterste Schublade"

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Lars Stindl exklusiv im KMD-Podcast: "Da jetzt nur zu kritisieren, ist unterste Schublade"DAZN

In der 138. Episode des Podcasts  kicker meets DAZN treffen Benni Zander und Alex Schlüter auf Borussia Mönchengladbachs Kapitän Lars Stindl - der eine vor Ort, der andere per Telefon zugeschaltet. Herausgekommen ist ein launiges Gespräch - mit allerdings auch sehr nachdenklichen Zwischentönen.

Im Gespräch blickt Stindl, der seit 2015 das Trikot der Fohlen trägt, nicht nur auf die erste Saisonniederlage von Borussia Mönchengladbach gegen Mainz 05 zurück, sondern erklärt auch die Ansätze des neuen Borussia-Trainers Daniel Farke. Außerdem: Wie er sich im gehobenen Alter von 34 Jahren um seinen Körper kümmert, das besondere Binnenklima bei der Borussia - und am Ende bricht eine Lanze für seinen ehemaligen Sportdirektor Max Eberl.

Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt. 

Lars Stindl bei kicker meets DAZN exklusiv über…

... die Niederlage gegen Mainz:

"Die Niederlage war aufgrund des Spielverlaufs sehr ärgerlich. Wir hatten zu Beginn ein paar Probleme, sind dann aber immer besser in Spiel gekommen und hatten richtig gute Möglichkeiten, selbst in Führung zu gehen. Dann kam die sehr unglückliche Situation mit dem Platzverweis und dem Freistoß. Wir haben danach alles noch versucht, aber man muss auch sagen, dass Mainz ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht hat und sie uns mit ihrer Wucht und spielerischen Qualität ein bisschen überrascht haben. Mainz hat nicht unverdient gewonnen, aber ich kann uns auch nicht so richtig einen Vorwurf machen."

... die Maßnahmen nach dem Platzverweis:

"Nach dem Gegentor war klar, dass wir etwas verändern mussten. Wir haben dann Christoph (Kramer, Anm. D. Red.) nach hinten in die Abwehrkette gestellt und auf 4-4-1 umgestellt. Das hatten wir auch in der Vorbereitung schon mal geübt, weil unser Trainer wirklich sehr akribisch ist und uns auf jegliche Spielsituation vorbereitet. Dazu gab es auch eine kurze Video-Sitzung und eine Trainingseinheit, damit jeder Bescheid weiß. Wir haben da Überzahl- und Unterzahlspiel geübt und jetzt ist das in fünf Spielen schon drei Mal so eingetroffen. Das hat also mit dem 4-4-1 ganz gut gepasst im Spiel, deshalb haben wir es lange so gelassen. Wir wollten nicht zu früh zu wild werden. Die letzten zehn Minuten haben wir dann auf 3-4-2 umgestellt, um mehr Risiko zu gehen. Leider konnten wir uns aber nicht mehr belohnen."

... seinen annullierten Treffer zum Ausgleich:

"Normalerweise stehen nur die ganz Schnellen im Abseits, insofern war es für mich eher ungewohnt (lacht). Als er drin war, war die Vorfreude groß - auch nach so langer Zeit mal wieder zu treffen. Aber als dann keiner kam, um mit mir zu jubeln, war schon klar, was passiert."

... seine Rückkehr nach der Verletzung:

"Ich bin körperlich wieder topfit und freue mich, wieder auf dem Platz zu stehen. Wir hatten eine gute Struktur in der Mannschaft und die nötigen Ergebnisse eingefahren. Deshalb war die Idee, zunächst nicht zu viel Risiko zu gehen. Jetzt schauen wir mal, wie die Sache weiter verläuft. Wir wollten die Konkurrenzsituation im Kader verändern und jedem Einzelnen mehr Leistung rauskitzeln. Das haben wir auf verschiedenen Positionen in den letzten Wochen getan, was einer Mannschaft auch guttut. Das gegenseitige Pushen tut einem Spieler auch immer gut."

... seine persönliche Saisonvorbereitung:

"Jeder bekommt auf ihn persönlich zugeschnittene Trainingspläne mit in den Urlaub, viele Jungs nehmen sich private Trainingscoaches, um optimal vorbereitet zu sein. Durch die eine oder andere schwere Verletzung in meiner Karriere bekommt man so ein Feingefühl für den Körper und gerade in der Zeit danach lernst du extrem viel über ihn: Was tut dir gut und tut dir nicht so gut. Diese Erfahrungen lasse ich in mein wöchentliches Training einfließen - zum Beispiel bei der Vorbereitung vor einem Training oder nach einem freien Tag. Da muss man sich ein bisschen reinfuchsen, geht vielleicht in den Kraftraum. Das lernt man mit der Zeit. Früher geht man einfach topfrisch zum Training, heute muss man ein bisschen adaptieren. Man muss ein bisschen etwas machen und investieren."

Borussia Mönchengladbach Lars Stindl Bundesliga 12092021Quelle: Getty ImagesGetty Images

... Daniel Farke als Trainer:

"Unser Trainer hat vom ersten Tag an den Leuten ein paar Sachen mitgeteilt. Sein Team und er sind sehr detailliert und erfolgsorientiert. Sie befassen sich viel mit unserem Fußball und unserer Mannschaft. Es war eine intensive Vorbereitung, was den Kopf betrifft. Er hat viel in der Theorie gearbeitet, auch mit denen, die nachkamen. Er versucht, seine Idee einzutrichtern, damit wir die wirklich verinnerlichen. Damit die Leute das auch spüren und merken. Ein Beispiel: Der Ballbesitz ist Borussia-DNA. Damit beschäftigen wir uns jetzt seit fast drei Monaten."

... die Veränderungen in Borussias Spiel:

"Ballbesitz ist schön und gut. Aber wir versuchen, eine gesunde Struktur auf den Platz zu bekommen, um uns damit viele Möglichkeiten zu erarbeiten. Es gibt einen Unterschied zwischen Ballbesitz und gutem Ballbesitz. Wir wollen guten Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte, das müssen wir hinbekommen und von dort aus unsere Struktur entfalten und alle Facetten, die diesen Kader ausmachen. Wir haben nicht nur saubere Passspieler, sondern auch Spieler, die in die Tiefe gehen können, die das Spiel auseinanderziehen können, die zwischen die Linien gehen können. Wenn wir über die Struktur in die gefährlichen Bereiche kommen, haben wir freie Hand. Man muss sich als Spieler darauf einlassen, was der Trainer will – ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Ballbesitz und Struktur sind wichtig, aber auch die anderen Elemente müssen wir einfließen lassen: Griffig sein im Pressing, im Gegenpressing, im Umschaltspiel."

... Ex-Coach Adi Hütter:

"Auch mit ihm haben wir viele Dinge besprochen. Aber wenn es dann mal nicht so läuft, kommen auch viele Dinge zusammen. Der eine oder andere ist unzufrieden, dann kommen von außen Dinge an die Mannschaft getragen. Aber das musst du aushalten können als Mannschaft. Und das sind wir hier bei der Borussia. Das haben wir uns erarbeitet, der Verein ist so gestärkt, dass er auch unruhige Zeiten aushalten kann. Wir drehen nicht durch, wenn es gut läuft und reden nicht alles schlecht, wenn es mal nicht läuft. Wir haben auch mit Adi Hütter viel gesprochen, die Dinge aber nicht so hinbekommen. Und dann wird es nicht nur für eine Mannschaft schwer, sondern auch für einen Trainer. Jeder Einzelne hat nicht die Leistung gebracht, die er von sich selbst erwartet. Diese individuelle Qualität hat uns gefehlt letzte Saison."

... seine Vertragssituation:

"Meine Entscheidung ist unabhängig von den Entscheidungen anderer Spieler. Es wäre schön, wenn der eine oder andere sich noch zur Borussia bekennt. Dellen und Tiefs sind ganz normal, andere Vereine hatten ganz andere Probleme. Das Vertrauensverhältnis des Klubs in die Mannschaft ist gewachsen und den Leuten wurde vernünftig kommuniziert, was wir aufgearbeitet haben und wie wir weitermachen wollen. Der Verein hat jetzt einen Cut gemacht und wollen jetzt den Schritt machen, den wir schon machen wollten. Und dabei kann jeder Spieler für sich entscheiden, ob er das will. Für mich ist die Borussia mein Verein. Ich habe vor über sieben Jahren bewusst diese Entscheidung getroffen, die bereue ich zu keiner Sekunde. Ich habe unfassbare schöne Jahre gehabt und schon einiges erlebt - auch den einen oder anderen schweren Moment. Wenn ich mich nächstes Jahr so fühle, wie ich mich jetzt fühle, könnte ich mir vorstellen, weiter hier zu spielen. Die Voraussetzungen sind top, wir fühlen uns gut, der Verein ist sensationell und zu meinem Verein geworden. Ich bin positiv, was die Zukunft angeht. Aber ich muss schauen, wie sich der Körper anfühlt und ob ich noch weiter Fußball spielen will. Der Drang und der Spaß sind da. Aber die eine oder andere schwere Verletzung fühlt man dem Körper ehrlich gesagt schon auch an. Ich will einen vernünftigen Abschluss und danach noch 30 Jahre joggen gehen oder kicken mit den Kids. Das große Gut möchte ich mit nichts auf der Welt eintauschen."

... seinen Ex-Chef Max Eberl und die Gerüchte um RB Leipzig:

"Ich freue mich unfassbar, dass Max Eberl wieder ein Thema ist für den Fußball. Weil es bedeutet, dass es ihm gut geht und er eine nicht einfache Phase seines Lebens ganz gut überbrückt hat und vielleicht auch ein bisschen Kraft geschöpft und sich ein paar Gedanken gemacht hat. So einen qualitativ guten Manager im deutschen Fußball zu haben, ist top. Was genau seine Ideen sind und seine Vorstellungen, welche Gerüchte es gibt und dass sich Vereine wie RB Leipzig damit beschäftigen, wenn die Position vakant ist, das ist doch auch ganz normal. Wie seine Entscheidung ausfällt, kann und will ich nicht beurteilen. Für mich ist wichtig, dass es Max gut geht und dass er wieder Freude hat am Leben. Bei welchem Verein er dann tätig sein wird, ist seine persönliche Entscheidung und darüber will ich gar nicht urteilen. Wir haben sportlich wie privat schöne und schwierige Momente durchlebt, waren immer füreinander da. Wenn man die Emotionalität seiner Pressekonferenz sieht, dann erkennt man, dass er das Ding von vorne bis hinten gelebt hat. Den Schritt zu gehen, war sicherlich schwer für ihn – aber von außen betrachtet auch notwendig. Diejenigen, die ihn jetzt kritisieren, haben aber keine Ahnung von dem Menschen. Das ist die Problematik mit den sozialen Netzwerken: Jeder darf seine Meinung ohne persönlichen Kontakt, ohne Wissen und Knowhow kundtun. Da jetzt aber nur zu kritisieren, ist unterste Schublade, das geht einfach nicht."