Lothar Matthäus hat den FC Bayern München für den Transfer von Harry Kane gelobt, sprach über den Zustand des Rekordmeisters und gab seine Einschätzung zur Situation von Trainer Thomas Tuchel ab. Außerdem sprach er über die Wichtigkeit von Jamal Musiala für den Klub und auch für die deutsche Nationalmannschaft.
"Ich finde, dass er (Harry Kane) sein Geld wert ist. Man wollte ihn unbedingt haben, und es war richtig vom FC Bayern, sich für ihn so zu strecken“, sagte Matthäus in München bei einem Mediengespräch des Wettanbieters Interwetten. Der FCB hatte für den Kapitän der englischen Nationalmannschaft mehr als 100 Millionen Euro bezahlt.
Laut Matthäus wird sich dies "auf die nächsten drei, vier Jahre" auszahlen: "Mit ihm ist ein Leader gekommen, der seine Mitspieler besser machen kann."
Überhaupt ist der 62-Jährige begeistert von der Persönlichkeit des 30-jährigen Engländers: "Ein Mittelstürmer, der das „Mia san Mia“-Verständnis mitbringt. Er ist eben nicht nur ein guter Spieler, sondern auch ein guter Typ. Er versteckt sich vor nichts, läuft nicht davon, ist sehr nah an den Fans, macht viele Selfies, ist hörbar in der Kabine und kommt auch bei den Journalisten gut an. Er ist fast schon ein zweiter Thomas Müller."
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Matthäus kann Thomas Tuchel verstehen, betont aber, dass er sich noch beweisen muss
Zugleich brach er auch eine Lanze für Bayerns Coach Thomas Tuchel. Dieser habe nach der deutlichen Pleite im Supercup "eine ehrliche Pressekonferenz mit emotionalen Aussagen gegeben und dabei klar gesagt, was er fühlt".
"Ich glaube, dass man den einen oder anderen Spieler in den vergangenen Jahren zu sehr geschützt und zu sehr in Watte gepackt hat. Aber man sollte die Stars nun auch in die Verantwortung nehmen. Sie sind hochbezahlt und müssen auch mal mit Kritik leben. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist. Früher hat uns ein Uli Hoeneß schon vor einer Kamera beleidigt, als wir noch unter der Dusche standen", führte er aus.
Allerdings betonte Matthäus auch, dass der Cheftrainer der Bayern noch nicht zu 100 Prozent beim Rekordmeister angekommen ist. "Es wird sich zeigen, ob er zum FC Bayern passt. Die letzten drei Monate waren für alle schwierig. Auch Thomas Tuchel hat nicht das bewegen können, was sich die Verantwortlichen erhofft haben, auch ich habe mehr erwartet. Es ist alles so dahingeplätschert. Der FC Bayern hat noch viel Luft nach oben", so Matthäus, der ergänzte: "Aber Tuchel hat jetzt einen Weg eingeschlagen. Ob dieser erfolgreich ist, hängt von den Ergebnissen ab. Er hat jetzt einen Mittelstürmer, der ihm zuvor gefehlt hat. Dieser ist auch einer der besten auf der ganzen Welt."
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FCB: Matthäus würde auf Nachwuchskeeper vertrauen
Außerdem erklärte Matthäus, warum die Bayern große Schwierigkeiten bei der Suche nach einem weiteren Keeper haben. Nach dem Abgang von Yann Sommer stehen mit Sven Ulreich und Manuel Neuer aktuell nur zwei Torhüter im Kader. Neuer erholt sich weiterhin von seinem Unterschenkelbruch und wird wohl Ende September wieder eingreifen können.
"Wenn man weiß, dass ein Manuel Neuer zurückkommt, dann weiß man auch, dass kein anderer erstklassiger Torwart kommt, um sich dann wieder bei Manuels Rückkehr auf die Bank zu setzen", sagte Matthäus über die kolportierte Verpflichtung von Daniel Peretz von Maccabi Tel Aviv.
"Der kostet ein paar Millionen Euro. Allerdings frage ich mich, warum man keinen Nachwuchstorwart aus dem Bayern-Campus hochgezogen hat”, sagte Matthäus. Beim Auftakt gegen Bremen saß mit Tom Ritzy Hülsmann ein Nachwuchsmann auf der Bank.
Zuletzt wurde auch Kepa Arrizabalaga gehandelt. Der Spanier entschied sich jedoch für eine Leihe zu Real Madrid, da bei den Königlichen Stammkeeper Thibaut Courtois wegen eines Kreuzbandrisses lange ausfällt.
Die Verpflichtung eines Keepers dürfte aber die einzige verbleibende Aktion der Bayern in dieser Transferperiode sein. Matthäus glaubt nicht an eine Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldspielers: "Man hat ihn bisher nicht gefunden und was aktuell noch auf dem Markt ist, hat nicht mehr die Qualität, die der FC Bayern braucht. Man hat ja gute Spieler für dieser Position. Kimmich und Goretzka haben es in Bremen gut gemacht. Konrad Laimer ist ein Mentalitäts-Monster, ein Spieler, den jeder Trainer gerne in seiner Mannschaft hätte."
Matthäus hat große Erwartungen an die Heim-EM
Matthäus äußerte sich nicht nur zum FC Bayern, sondern auch zur deutschen Nationalmannschaft. Trotz der schwachen Ergebnisse zuletzt hat er keine Sorgen, dass das DFB-Team bei der Heim-EM im kommenden Jahr nicht erfolgreich sein wird.
„Von dieser Mannschaft habe ich die Erwartung: Nicht Halbfinale - sondern Europameister Deutschland", sagte der Weltmeister von 1990 und lobte zugleich den Kader: "Das sind alles Weltklasse-Spieler. Ob beim FC Barcelona mit Marc-André ter Stegen und Ilkay Gündogan. Ob bei Real Madrid mit Toni Rüdiger. Dazu all die Bayern-Profis, die schon die Champions League gewonnen haben und junge Spieler wie Jamal Musiala, Kai Havertz oder Florian Wirtz. Wir haben alles – nur keinen Neuner, da muss Hansi eine Lösung finden."
Zum Titel schießen könnte die DFB-Elf Niclas Füllkrug. "Er ist ein Typ der vorne weiß, wo das Tor steht! Wie Harry Kane auch. Aber wenn er ins Konterspiel eingebunden werden soll, fehlt ihm vorne die Schnelligkeit”, erläuterte Matthäus.
Darüber hinaus glaubt er weiter an Bundestrainer Hansi Flick, nahm ihn gleichzeitig aber auch in die Pflicht: "Ich habe ihn zuletzt beim Spiel der Bayern zum Liga-Auftakt in Bremen gesehen und ihm gesagt: Du musst den Leuten deine Entscheidungen mehr erklären, sie mitnehmen. Klar ist: Hansi will schnellen, offensiven Fußball spielen lassen - und das schon gegen Japan und Frankreich in den Testspielen zeigen. Aber er wird jetzt nichts mehr ausprobieren. Es heißt jetzt knallhart: Leistung, Leistung, Leistung! Die fordert er nun ein.“
Matthäus setzt auf Musiala: "Wenn der FC Bayern funktioniert, dann funktioniert auch die Nationalmannschaft"
Der ehemalige Nationalmannschaftskapitän ist sich sicher, dass wir "eine tolle EM erleben" werden. Große Hoffnungen setzt er dabei auf Jamal Musiala: "Es ist wichtig, dass Jamal Musiala sein Weltklasse-Talent in dieser Saison auch umsetzt, vor allem auch für die Nationalmannschaft. Er und auch der Leverkusener Wirtz können auf hohem Niveau den Unterschied machen. Musiala muss nun aber auch zünden! Ich glaube: wenn der FC Bayern funktioniert – das hat man in der Vergangenheit immer wieder gesehen – dann funktioniert auch die Nationalmannschaft."