Marko Grujic, als serbischer Nationalspieler waren Sie dabei, als im März ein vermeintlicher Siegtreffer von Cristiano Ronaldo für Portugal in der Nachspielzeit nicht anerkannt wurde. Das Spiel ging 2:2 statt 3:2 für Portugal aus. Wie waren die Reaktionen, als Sie zurück bei Ihrem Verein FC Porto waren?
Marko Grujic: (schmunzelt) Ja, das Ronaldo-Tor war eine knifflige Situation. Es ist schwierig ohne Torlinientechnologie in der WM-Qualifikation. Dadurch kommt es zu unklaren Spielsituationen. Als es damals passierte, saß ich auf der Bank und war zu weit weg, um das richtig zu sehen. Aber ja, der Ball war über der Torlinie und da können Sie sich sicher vorstellen, wie meine portugiesischen Mitspieler und auch die Trainer die Szene diskutiert haben. Sie haben mich gefragt, wie zum Teufel das Tor nicht zählen konnte. Ich habe die serbische Sicht verteidigt. So etwas kann passieren und jeder macht Fehler. Das einzig Wichtige ist, dass solche Fehler nicht absichtlich passieren.
Was haben die portugiesischen Spieler gesagt?
Der einzige Porto-Spieler, der auf dem Feld war, war Sergio Oliveira. Er sagte sogar, er habe gesehen, dass der Ball hinter der Linie war, und dass das nicht sein könne. Portugal hätte zwei Punkte mehr und wir einen weniger, das hätte einen Unterschied gemacht.
Mit Dragan Stojkovic haben Sie seit Februar 2021 einen neuen Nationaltrainer, der mit 84 Länderspielen eine Legende in Ihrer Heimat Serbien ist. Wie handhabt er die Arbeit mit der Nationalmannschaft?
Dass er eine echte Legende und einer der besten Nationalspieler der serbischen Geschichte ist, ist auch uns Spielern als erstes eingefallen, als er Trainer wurde. In den ersten drei Spielen unter ihm holten wir sieben Punkte, trotz kurzer Vorbereitungszeit. Auch gegen Portugal, den stärksten Gegner der Gruppe, haben wir gut gespielt. Wir genießen das Training zusammen und haben eine gute Gemeinschaft. Wir freuen uns darauf, im September weiterzuspielen und mit den guten Ergebnissen im Rücken weiterzumachen.
Wie leitet er das Team menschlich?
Wir konnten nicht viel trainieren. Wir kamen von verschiedenen Teams und viele Spieler hatten im März und April schon mehr als 30 Spiele bestritten. Er hat ein Gespür dafür und hat uns eher entspannt, nur ein bisschen an der Taktik gearbeitet. Ansonsten ging es darum, ein neues Gefühl füreinander zu bekommen und uns außerhalb des Platzes gut zu verstehen. Das hat uns auf dem Platz neue Energie gegeben.
Mehr nicht? Das hört sich simpel an.
Stojkovic war vom ersten Tag an entschlossen, dass wir mit jedem mithalten können. Auch mit Portugal, dem größten Favoriten in unserer WM-Quali-Gruppe. Mit dem Gedanken sind wir auf den Platz gelaufen und haben sieben Punkte geholt. Wir sind froh darüber und alle Serben haben sich mit uns gefreut, aber daran müssen wir langfristig anknüpfen.
"Es ist verständlich, in der Situation zu Boden zu gehen"
Bei den Nachwuchsturnieren verfügt Serbien häufig über hochveranlagte Mannschaften. In der A-Nationalmannschaft lief es in den vergangenen Jahren aber nicht so gut. Was muss sich ändern, um die Erfolge der U-Mannschaften in die A-Nationalelf zu übertragen?
Die Frage stellen sich in Serbien viele und es gibt nicht die perfekte Antwort darauf. Seit einigen Jahren haben wir gute Spieler in den besten europäischen Vereinen, aber keinen großen Erfolg in der Nationalmannschaft und die Frage ist, warum. Mit der U20-Auswahl habe ich 2015 die Weltmeisterschaf in Neuseeland gewonnen, wir haben also eine gute Generation. Viele von diesen Jungs sind jetzt in der A-Nationalmannschaft, also erwarten die Leute Ergebnisse. Wir kennen uns auch schon eine Zeit lang und verstehen uns sehr gut. Wir haben also alles, um in den kommenden Jahren erfolgreich zu sein.
Bei Ihrem Club, dem FC Porto, haben Sie in der vergangenen Saison selten in der Startelf gestanden. Auch bei Porto trainiert mit Sergio Conceicao ein großer Name.
Conceicao ist eine Legende, die Leute lieben ihn. Er war insgesamt viele Jahre beim Verein und auch als Spieler erfolgreich. Als Trainer hat er alles unter Kontrolle. In der Champions League haben wir eine gute Saison gespielt. Ich selber bin bereit, wann immer ich gebraucht werde. Ich gebe mein Bestes und weiß, dass ich dem Team mit meinen Qualitäten helfen kann.
Im Champions-League-Achtelfinale schalteten Sie Juventus Turin nach Verlängerung aus. Sie wurden im Rückspiel eingewechselt und kurz vor Schluss nach einem leichten Foul gegen Sie von den Kameras beim Zeitspiel entlarvt. Was haben Sie gedacht, als Sie die Bilder später sahen und wie haben Ihre Mitspieler reagiert?
Ich denke, es ist verständlich, in der Situation zu Boden zu gehen, und auch clever, um Zeit von der Uhr zu nehmen, weil Juventus viel Druck gemacht hat und wir ein Mann weniger waren. Als ich nach dem Spiel in die Kabine kam, war mein Handy voller Nachrichten mit diesem kurzen Video, als ich zu Boden gehe und grinse. Das war lustig. Manchmal merken wir Spieler nicht, dass Kameras überall sind, aber so ist das heutzutage mit der modernen Technik.
Mit Ihren 25 Jahren sind sie schon ein recht erfahrener Mittelfeldspieler. Beim FC Porto haben in der vergangenen Spielzeit zunächst häufig Mateus Uribe und Sérgio Oliveira an Ihrer Stelle gespielt. Was unterscheidet die beiden von Ihnen, und was bringen Sie mit? Gegen Ende der Saison scheinen Sie sich durchgesetzt zu haben.
Jeder von uns hat unterschiedliche Qualitäten und kann der Mannschaft etwas anderes geben. Ein Team unserer Klasse braucht das auch. Es wird auch in der kommenden Saison auf das ganze Gefüge ankommen.
Mit dem FC Porto spielen Sie für einen großen Club. Spüren Sie die Bedeutung dieses Clubs in den Straßen einer Stadt, in der die Leute auch noch immer sehr stolz auf den Champions-League-Triumph 2004 sind?
Fußball ist den Leuten im ganzen Land sehr wichtig. Dass die Leute Fußball lieben, merkt man auch an den drei großen Clubs Porto, Benfica und Sporting, und der starken Nationalelf. Als in Porto wieder Fans ins Stadion kommen durften, war das eine tolle Atmosphäre. Auch für mich, der schon einiges gesehen hat. 2004 war natürlich ein großer Moment für die Stadt und den Verein. Porto hat vier Europapokale gewonnen, ist also auch international sehr erfolgreich und ein großer europäischer Club.
Was unterscheidet Trainingseinheiten in Portugal von denen Ihrer Ex-Klubs Liverpool oder Hertha?
Die Trainingseinheiten hier sind länger und taktischer. Jeder Bereich des Feldes ist hier sehr wichtig und es wird taktisch genau gearbeitet.
"Nach dem Thiago-Transfer war nicht sicher, ob ich Spielzeit bekomme"
Passt das zu Ihnen und Ihrem Spiel, oder hätten Sie es gerne körperlicher, wie in der Premier League?
Im modernen Fußball muss jeder seine Schwächen kennen und sich jeden Tag darauf konzentrieren, vor und nach jedem Training. Man muss sich auf jedes Training individuell vorbereiten und nach dem Training noch individuell nachbereiten. Das können Extraschichten, Rehamaßnahmen oder bestimmte Behandlungen sein. All das zusammen gibt einem die Möglichkeit, sich jeden Tag zu verbessern. Auch in Liverpool habe ich viel gelernt, über die Arbeit mit dem Körper und die Kraftarbeit. Wenn man von Kraftarbeit in einem Gym spricht, denken viele an Gewichte und extreme Kraftübungen, aber so ist es nicht, man arbeitet, um seine Schwächen auszubessern und das ist sehr wichtig. Hier trainieren wir viele taktisches Dinge und Abschlüsse. Darüber hinaus sollte jeder Fußballer an seinen eigenen Schwächen arbeiten.
Ihre Leihe zum FC Porto kam 2020 im Sommer erst am letzten Tag der Transferperiode zustande. War es schwierig, erneut in eine neue Stadt zu kommen und sich dort zurecht zu finden, nachdem Sie schon in der Vergangenheit häufig verliehen wurden?
Ja, sicher. Es ist immer etwas schwierig, wenn man neu ankommt, und nicht weiß, was einen erwartet. Aber das alles war auch sehr aufregend. Das war bei der ersten Leihe nach Cardiff so, und auch in Berlin und in Porto. Ich versuche viel über die neue Kultur, die Liga und den Club zu lernen. Ich bin 25 Jahre alt und habe schon in fünf verschiedenen Clubs gespielt. In jedem Verein habe ich viel gelernt. Der Wechsel am Deadline Day kam etwas unerwartet. Ich wusste noch nicht einmal, wann das Transferfenster genau schließt, ob das am 5. oder 6. Oktober ist. Aber ich mochte die Idee nach Porto zu wechseln und das hat für mich gut gepasst.
War auch die Aussicht, in der Champions League zu spielen, ein Faktor?
Das war auch ein Aspekt. Ich habe vorher nicht regelmäßig in der Champions League gespielt, für mich hat sich ein Traum erfüllt.
Sie sagten, der Wechsel sei eine Überraschung gewesen. Die Saisonvorbereitung haben Sie komplett mit dem FC Liverpool durchgeführt, haben aber mit Thiago zusätzliche Konkurrenz bekommen. Wie haben Sie diese Phase in Liverpool erlebt?
Es war schön, die Staff-Mitglieder und Spieler wiederzusehen. Wir waren während der Vorbereitung in Salzburg, haben gut gearbeitet und ich war sehr fit. Im Pokal gegen Lincoln City und Arsenal habe ich gut gespielt. Ich wollte nicht wieder auf der Bank sitzen, vorher war ich zwei Jahre lang bei Hertha BSC in der Bundesliga und habe mehr als 50 Spiele gemacht. Nach dem Transfer von Thiago war nicht sicher, ob ich Spielzeit bekommen würde.
"Als ich zum FC Liverpool kam, wusste ich nichts über den Profifußball"
Sie zeigten sich damals überrascht von der Kommunikation in Liverpool. Hatten Sie gehofft, Jürgen Klopp würde mit ihnen sprechen, um die Situation zu klären, oder ist das im Profifußball manchmal zu viel verlangt?
Die Kommunikation war kein Problem. Fußball ist ein sehr professionell geführter Sport und da haben keine Emotionen mit reingespielt. Natürlich wäre ich gerne ein Teil des FC Liverpool, aber sie haben viele starke Spieler auf meiner Position. Das wichtigste ist aber, dass ich spiele und mir Selbstvertrauen holen konnte.
In den zwei Jahren bei Hertha BSC sind gereift. Was ist menschlich und sportlich der größte Unterschied zwischen der Zeit, als sie von Roter Stern Belgrad nach Liverpool wechselten und dem Zeitpunkt, an dem sie Hertha verlassen haben?
Manchmal spreche ich mit meinen Freunden oder früheren Mitspielern darüber. Als ich das erste Mal zum FC Liverpool kam, wusste ich nichts über den Profifußball. Das denkt man nicht unbedingt von einem Spieler, der zum großen FC Liverpool wechselt, aber ich hatte keine Ahnung. In den vergangenen drei, vier Jahren habe ich viel gelernt. Erst in der Bundesliga, aber auch in Porto. Das liegt auch an erfahrenen Mitspielern wie Pepe oder Sergio Oliveira. Fußball ist ein hartes Spiel und du lernst jeden Tag dazu. Du lernst auch bei jedem Spiel. In der Champions League lernt man zum Beispiel, wie man sich in bestimmten Situationen verhält. Aber auch die Bundesliga gefällt mir gut, ich würde gerne eines Tages dorthin zurückkehren.
Geben Sie uns ein Beispiel: Was bedeutet, Sie hatten keine Ahnung? Bei Roter Stern waren Sie immerhin schon ein wichtiger Spieler.
Erstmal hatte ich zu viel Respekt vor den großen Spielern. Es ist nicht leicht, gegen die Persönlichkeiten zu spielen, die man vorher jedes Wochenende im Fernsehen gesehen hat. Ich habe mich insgeheim gefragt, ob ich mit solchen Stars in Zweikämpfe gehen kann. Wenn man so denkt, kann man nicht erfolgreich sein. Hinzu kamen Defizite beim taktischen Verhalten, Positionsspiel, das richtige Anlaufverhalten und andere Bewegungen, da lernt man andauernd dazu. Ich glaube, Fußballer sind im Alter zwischen 28 und 32 Jahren am besten. Ich glaube, da werde auch ich meine besten Momente haben. Dafür arbeite ich hart, um so schnell wie möglich auf mein höchstes Niveau zu kommen.
"Ich war geschockt, konnte nicht atmen und nicht reagieren"
Wie oft hat Liverpool Sie gescoutet und mit Ihnen gesprochen, bevor Sie dort einen Vertrag unterschrieben haben?
Als sie das erste Mal angerufen haben, wusste ich nicht, wie lange sie mich gescoutet hatten. Nach einem Spiel mit der U21-Nationalmannschaft rief mich mein Berater an und sagte, ich würde einen Anruf von einem großen Trainer kriegen, und dass mir das gefallen würde. Ich dachte, das könne jeder sein. Als ich zum Training fuhr, musste ich die ganze Zeit daran denken und ich habe keinen Zweikampf gewonnen (lacht). Danach klingelte mein Handy, ich hörte die Stimme, und dann war das Jürgen Klopp. Ich war geschockt, konnte nicht atmen und nicht reagieren. Dann hat er mich beruhigt und gesagt, dass er darüber nachdenke, mich zu verpflichten. Ich sagte ihm, ich müsse erst mit meiner Familie sprechen, war aber sehr beeindruckt. Ich hatte ihn vorher schon verfolgt und war beeindruckt und habe ihm große Erfolge mit Liverpool zugetraut. Dann habe ich erfahren, dass sie meinen Weg schon länger verfolgt hatten. Sie haben mir anhand von Videos gezeigt, wo ich mich noch verbessern müsse und wie ich ins Liverpooler Team passen würde. Zwei Monate nach dem ersten Anruf habe ich den Vertrag unterschrieben.
In Deutschland nennt man Jürgen Klopp einen Menschenfänger, weil er gut darin ist, Menschen für eine Sache zu begeistern. Was hat Sie beim Gespräch mit ihm am meisten beeindruckt?
Er hat an mich geglaubt. Er sagte, er wolle mich nicht verpflichten, nur weil ich jung sei. Er sagte, wenn ich in Liverpool das zeigen würde, was er bisher gesehen habe, würde ich Teil der Mannschaft werden und Spielzeit erhalten. Von da an war ich begeistert. Vom ersten Tag an habe ich viel gelernt und gerne mit ihm zusammengearbeitet. Auch wenn ich nicht oft unter ihm spielen durfte, kann ich nur Gutes über ihn als Trainer und Mensch sagen. Es ist eine wertvolle Erfahrung, mit so einem Trainer zusammenzuarbeiten. Ich habe viel von ihm gelernt, was ich in Zukunft gebrauchen kann.
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Sie sagten vorhin, es sei nicht leicht mit Spielern zusammenzuspielen, die man vor kurzem noch im Fernsehen gesehen hat. Was für eine Mentalität herrschte in Liverpools Team damals?
Ich weiß noch, als ich in die Cafeteria kam und das ganze Team zu Mittag aß. Als ich reinkam, schauten mich alle an und ich sah in einige sehr berühmte Gesichter wie die von Sadio Mane und Mohamed Salah. Ich war aufgeregt und es war etwas unangenehm, vor ihnen zu stehen. Danach habe ich gelernt, dass das alles nette Kerle sind, und keine großen Superstars, wie sie von den Fans wahrgenommen werden.
Gab es beim FC Liverpool einen Spieler, der ganz anders ist, als Sie erwartet hatten?
Ich war sehr beeindruckt von Mo Salah, er ist ein sehr bescheidener Typ und arbeitet sehr hart. Er ist jeden Tag im Kraftraum oder macht andere Dinge, um sich zu verbessern. Das macht ihn zu einem der erfolgreichsten Spieler der Welt. Er ist auch sehr entspannt und hilfsbereit, er gibt auch gerne Tipps. Er lebt den Fußball hundertprozentig und lebt dafür. Seine Tipps sind viel mehr wert als Geld oder andere Dinge, weil sie einen besser machen.
Salah wirkt manchmal auf dem Platz ein bisschen träge.
Manche meiner Freunde sagen auch, dass er auf dem Platz egoistisch wirkt, aber persönlich als Typ und im Training ist er ganz anders. Vielleicht ist es in manchen Momenten so, dass er es für die beste Option hält, zu schießen, oder er übersieht einen Mitspieler, aber ich glaube, er will dem Team immer helfen, er ist wirklich ein Teamplayer.
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Das Spiel von Jürgen Klopp ist bekannt für viel Pressing und Gegenpressing. Wie trainiert man diesen laufintensiven Stil und welche Rolle hat der defensive Mittelfeldspieler in diesem Spielsystem, in dem das ganze Team Druck auf den Gegner ausüben muss?
Ich finde diesen Spielstil gut, er ist aber auch sehr intensiv, und es ist schwierig, ein Teil davon zu sein. Das Team versucht, hoch anzulaufen und den Ball so nah am gegnerischen Tor wie möglich zu erobern. Wenn du den Ball verlierst, ist es sehr, sehr wichtig, zu versuchen, den Ball nach drei bis vier Sekunden wieder zu gewinnen. Wenn das nicht klappt, muss das Team zurück in seine verteidigende Formation. Manche nennen diese Spielweise Hard-Rock-Fußball. Man muss viel rennen, pressen und sprinten. Dabei zuzuschauen macht Spaß, aber für die Spieler ist es hart. Du musst jeden Tag sehr fit und ausgeruht sein. Jürgen möchte genauso spielen und so hat der Club die Champions League und die Premier League gewonnen.
In England gibt es dutzende Spiele in vielen verschiedenen Wettbewerben. Zwischen den Spielern müssen sich die Profis vor allem regenerieren. Wie trainiert man da unter der Woche, speziell taktische Elemente wie Pressing und Gegenpressing?
Es gibt kleine Übungen. Sechs oder sieben Spieler gegen drei. Die drei versuchen, den Ball zu erorbern. Wer den Ball verliert, muss versuchen, ihn wiederzuholen. Diese Übungen gehen aber nur drei bis vier Minuten, die Spieler verlieren also nicht so viel Energie. So erinnerst du dich immer daran, dass du ins Gegenpressing musst und versuchst, im Spiel wach zu sein. Aber wenn Liverpool nicht so viele Spiele hätte, könnte man das unter der Woche häufiger wiederholen.
"Ich kann mir vorstellen, eines Tages in die Bundesliga zurückzukehren"
Sie haben gesagt, die Bundesliga sei ein Ziel für Sie. Gladbach und Werder waren im Gespräch, auch ein Verbleib bei Hertha BSC. War es eine Option, ein drittes Jahr bei Hertha zu spielen im vergangenen Sommer oder wollten Sie etwas Neues machen?
Ich konnte mir immer vorstellen, in der Bundesliga zu bleiben. Ich mochte die Leute, die Mentalität und den Club sehr. Nach zwei Jahren habe ich auch die deutschen Werte verinnerlicht, wie hart zu arbeiten und pünktlich zu sein. Ich mag das, nicht jeder Spieler aus dem Ausland hat diese Disziplin so gemocht (schmunzelt). Einige aus der serbischen Nationalmannschaft sagen, in Deutschland wäre es zu viel Arbeit und die Leute seien nicht entspannt. Aber ich mochte das und ich kann mir vorstellen, eines Tages in die Bundesliga zurückzukehren.
Hertha BSC hat eine schwere Spielzeit hinter sich. Haben Sie noch Kontakt zu früheren Mitspielern oder Funktionären?
In meiner Freizeit gucke ich mir Spiele meiner Ex-Klubs an und ich habe noch Freunde dort. Es war eine schwierige Saison, aber sie haben ein gutes Team mit tollen Spielern und auch einen Investor. Hoffentlich können sie in den nächsten Jahren in die Top-Sechs der Liga vorrücken.
Letzte Frage: Sie spielen in Porto mit Pepe zusammen, das Sinnbild des "harten Hundes". Auch in der englischen Championship haben Sie mit Cardiff Erfahrungen gesammelt. Wer bzw. was ist aggressiver: Pepe oder die Championship?
Gute Frage. Pepe ist ein sehr aggressiver Spieler mit einem guten taktischen Verständnis. Er hat ein gutes Positionsspiel und bewegt sich clever und schafft Abseitsfallen. Er ist 38 Jahre alt und eine echte Legende. Er ist auch immer noch fit und sprintet schneller, als viele denken. Er ist enorm wichtig für das Team. Es war aber auch eine tolle Erfahrung, in der Championship zu spielen. Die Liga ist eine der physischsten in Europa, es gibt viel Körperkontakt, viele schnelle Läufe und intensive Spiele. Die Spiele dort waren eine gute Schule für mich, das Spiel ist sehr schnell und es gibt sehr viele Eckbälle. Man muss andauernd konzentriert sein, um den Ball wegzuköpfen. Für mich war auch das eine gute Erfahrung.