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Michael Ballack exklusiv bei DAZN: "Der FC Bayern ist nicht der Nabel der Welt"

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Michael Ballack exklusiv bei DAZN: "Der FC Bayern ist nicht der Nabel der Welt"DAZN
Kurz vor dem Bundesligastart spricht DAZN-Experte Michael Ballack über das Meisterschaftsrennen, ordnet die Chancen des BVB ein, den FC Bayern vom Thron zu stoßen, und erinnert sich mit Carlo Ancelotti und Jose Mourinho an zwei große Trainerpersönlichkeiten sowie "viel Feuer und Spannung" in der Kabine des FC Chelsea.

Der Capitano ist wieder da! Mit Michael Ballack kehrt der beste und populärste deutsche Fußballer seiner Generation bei DAZN zurück auf die große Fußball-Bühne. Als Experte wird der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft künftig die Spiele der Bundesliga und Champions League auf DAZN begleiten. Zum Einstand und pünktlich vor dem Saisonstart der Fußball-Bundesliga stellt sich Ballack zum Interview bei DAZN und erklärt, warum Jose Mourinho für ihn der größte Leader und Carlo Ancelotti ein fast perfekter Trainer war. 

Darüber hinaus spricht Ballack über das Meisterschaftsrennen der neuen Bundesligasaison und warum Borussia Dortmund trotz hochkarätiger Neuverpflichtungen noch lange nicht auf Schlagdistanz zum FC Bayern ist. Er erklärt, warum das Transfertheater um Robert Lewandowski eigentlich Tagesgeschäft im Profi-Business ist, regt zum Nachdenken über die 50+1-Regel an und verrät, wer aktuell sein Lieblingsspieler ist.  

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Michael Ballack bei DAZN über …

… seine Rolle als Experte bei DAZN

"Ich will meine eine Expertise sowie meine Sicht und Erfahrungen aus der Vergangenheit im Fußball einbringen. Es geht nicht nur um Vor- und Nachberichterstattung, sondern auch darum, während des Spiels zu kommentieren und die Szenen unmittelbar mit der nötigen Tiefe und Unaufgeregtheit zu bewerten. Aber auch darum, für die Zuschauer ein Spiel mit der nötigen Lockerheit zu kommentieren, denn Fußball ist Unterhaltung."

… seinen Ruf und die Rolle als Führungsspieler und Capitano

"Das Wort "Führungsspieler" war damals angesagt und wurde an meiner Person diskutiert. Ich war emotional, verbissen, wollte gewinnen und habe dem Erfolg alles untergeordnet. Und das habe ich auch von meinen Mitspielern verlangt. Das war für die Mitspieler nicht immer einfach, weil ich das direkt und emotional kommuniziert habe, aber immer im guten Willen. Da hat mich der ein oder andere Trainer, auch mein Vater damals, mal zur Seite genommen und geführt. Das hat mir geholfen, um in den Mannschaften mehr Zugang und Akzeptanz zu bekommen. Ich war froh, dieses Feedback bekommen zu haben; die Führungsaufgaben verbal darstellen zu können und als Leader akzeptiert zu werden. Man gerät natürlich mit Mitspielern oder manchmal dem Trainer aneinander, am besten aber in der richtigen Tonalität und im richtigen Moment. Die Akzeptanz als Führungsspieler muss man sich erarbeiten, auch in ruhigen Phasen, im Training, wenn man ruhig mit den Spielern spricht. Und die Leistung muss natürlich stimmen."

… gesunde Strukturen innerhalb einer Mannschaft

"Akzeptanz kommt durch Leistung. Als ich jung war, hatte ich auch Spieler neben mir, zu denen ich aufgeschaut habe, an denen ich wachsen konnte und dank denen ich nicht gleich im Vordergrund stand. Auch noch in Leverkusen mit Emerson, Beinlich und Kirsten. Das waren Spieler, an denen konnte ich mich orientieren und weiterhin dazulernen, obwohl ich selbst schon Nationalspieler war. Und wenn du so eine Struktur in der Mannschaft hast, ist das für einen jungen Spieler super, weil du Fehler machen, lernen und dich entwickeln kannst. Und nicht von heute auf morgen vorne stehst und alles von dir verlangt wird. Das kann einen erdrücken."

… seine Zeit bei Chelsea und die Frage, ob es zu viele Leitwölfe geben kann

"Klar, kann es. Das war in der Mannschaft sicher herausragend mit sechs, sieben Nationalmannschaftskapitänen und englischen Topspielern, die in der Hierarchie sehr weit oben waren. Da war viel Feuer und Spannung in der Kabine. Aber eine Stärke von Führungsspielern ist auch, das zu erkennen und sich zurückzunehmen. Die Verantwortung war dort auf viel mehr Schultern verteilt."

Ballack Chelsea Ronaldo Manchester United Moskau 2008 FinaleImago

… seinen ehemaligen Coach Jose Mourinho

"Mourinho ist ein Trainertyp, der vorneweg gegangen ist, ein unheimlich gutes Verhältnis zu seinen Spielern haben wollte und unter all diesen Führungsspielern noch einmal ein Leader war wie kein anderer in der Trainergilde. Er hat ein Riesen-Ego, ein unheimliches Selbstvertrauen und spricht das auch aus. Die Sache mit "I'm the Special One" ist da ja nur exemplarisch. Solche Dinge nach außen hin zu sagen, ist sehr provokant, aber er stellt sich vor die Mannschaft und kann den Druck ab. Das trägt er auch in die Mannschaft hinein, weil er es lebt und vorgibt. Und alle sind ihm gefolgt."

… seinen ehemaligen Coach Carlo Ancelotti

"Andere Trainertypen kommen mehr über die kommunikative Ebene und versuchen, ein Team weniger hart und dominant zu führen. Ancelotti war jemand, der beides konnte und das in einer guten Symbiose und Balance bei vielen Stationen perfekt bewiesen hat. Er hat sich immer Feedback geholt, der gute Kontakt zu den Topspielern war ihm wichtig. Er wusste genau: Er braucht die Kabine, er braucht die starken Spieler, damit die Mannschaft seine Ideen mitträgt. Das ist ein Schlüssel für jeden Trainer, um in einer Mannschaft erfolgreich zu arbeiten. Er hatte da immer wieder ein Ohr bei uns Spielern, hat natürlich aber dann seine eigenen Entscheidungen getroffen. Er hat alles erlebt und ist fast ein perfekter Trainer."

… seinen aktuellen Lieblingsspieler

"Ich bin ein großer Fan von Kevin De Bruyne. Sein Werdegang ist top, er hat sich bei Manchester City zu einem absoluten Weltklassespieler entwickelt. Mit einer guten Mentalität und seiner flexiblen Spielart hat er in Pep Guardiolas sehr systematischem Fußball trotzdem noch diesen Esprit und das Selbstverständnis, sowohl defensiv als auch offensiv aus seiner Position herauszugehen. Die Mitspieler suchen seine Nähe. Das ist immer ein Indikator, wenn Spieler in schwierigen Situationen auch auf sehr hohem Niveau zu gewissen Spielern gehen, um Support zu bekommen und sich unmittelbar Feedback zu holen. Da ist er eine Anlaufstation."

… den BVB als Meisterkonkurrent für die Bayern

"Ich wäre vorsichtig damit, Dortmund trotz ihrer guten Neuverpflichtungen auf Augenhöhe mit Bayern zu sehen. Das sind sie nicht. Alleine, weil sie das vom Anspruchsdenken her nicht mitbringen. Aufgrund der letzten Jahre ist es für Bayern München Normalität, Meister zu werden. Es ist eine ganz andere Herangehensweise für einzelne Spieler, bei Bayern einen Vertrag zu unterschreiben, dort zu spielen und gewinnen zu müssen. Oder bei Dortmund nach dem Motto: Ich kann gewinnen, aber wenn wir nicht Meister werden, ist es auch nicht schlimm. Das ist ein völlig unterschiedlicher Ansatz und durch diese Verinnerlichung des Gewinnen-müssens, ist Bayern für mich weiter großer Favorit. Für die Konkurrenten gilt es, dem durch eine absolute Top-Einstellung und das Abrufen der Leistung über das ganze Jahr entgegenzutreten. Nur so hast du eine Chance, den FC Bayern über 34 Spieltage zu schlagen."

… die Unterschiede, die Bayern zum Maßstab machen

"Der FC Bayern hat über Jahrzehnte hinweg sukzessive auch intern einen Druck aufgebaut, bei dem ein Spieler merkt: Hier darf man nicht verlieren. Da ist ein anderer Druck da, der von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge geschaffen wurde. Die Medienlandschaft drumherum ist auch ein Faktor, der Druck und Spannung erzeugt und aufgrund dessen es nicht einfach ist, Leistung zu bringen. Es sind kleine Bausteine, die zusammen dazu führen, dass man immer wach und bis in die Haarspitzen motiviert ist. Es ist natürlich am besten, wenn man wie beispielsweise Robert Lewandowski oder Cristiano Ronaldo ein hohes Maß an Selbstmotivation über einen langen Zeitraum mitbringt, aber das ist außergewöhnlich. Von daher ist das Umfeld auch wichtig. Wir sind alle empfänglich für Einflüsse von außen, sei es medial oder in Gesprächen mit Freunden oder Mitspielern. Unser Verhalten und die Art, wie wir an Dinge herangehen, werden zu 80 Prozent von Emotionalität gesteuert. Wenn du also eine Gruppe an Topspielern hast, die das alle verkörpern und der Verein das als Oberhaupt schon bei der Vertragsunterschrift impliziert, hast du eine ganz andere Spannung. Das sind diese gewachsenen Unterschiede zu den anderen Vereinen. Deshalb ist es so schwer, die Bayern von da oben wegzustoßen."

Michael Ballack DAZN Experte

… den Wechsel von Robert Lewandowski

"Ich war auch in der Situation, vom FC Bayern wegzugehen, was für mich völlig normal ist. Wenn ich so ein Topspieler bin, habe ich immer Optionen. Der FC Barcelona ist ein Traumverein mit einer Traumhistorie und es ist etwas ganz Normales, als Profi auch einmal zu wechseln. Der FC Bayern ist nicht der Nabel der Welt, es gibt auch andere Topvereine in Europa. Und gerade wenn ich so lange so erfolgreich mit einem Verein zusammengearbeitet habe, warum nicht? Es geht meistens nicht geräuschlos über die Bühne, erst recht nicht, wenn noch eine vertragliche Bindung besteht. Aber ich glaube, der FC Bayern hat hier alles richtig gemacht, den Weg frei zu machen, die Ablöse zu kassieren und an die Wirtschaftlichkeit zu denken. Genauso kann man Lewandowski beglückwünschen zu dem Wechsel, er hat sich noch einmal einen Traum erfüllt. Und die Mitspieler auf dem Niveau sehen das professionell. Ich habe erlebt, dass Topspieler neben mir gegangen sind. Da gab's Geräusche, Verhandlungen, die Zeitungen waren voll. Aber das muss man als Spieler ausblenden. Wenn es überhandnimmt und die Leistung darunter leidet, okay. Aber als Spieler bist du irgendwann einmal in der Situation. Von daher gab's dort nie ein kritisches Wort."

… die angefressene Bayern-Führung nach dem Abschied großer Spieler 

"Es ist doch ein positives Zeichen, wenn jemand einem das übel nimmt. Spieler und Verein wollen beide Erfolg haben. Dass Bayern den Spieler halten will, ist doch ganz klar. Und je besser der Spieler ist, desto mehr tut es weh, wenn er geht. Und je mehr gekämpft wird, umso mehr Geräusche gibt es. Da wird mit allen Mitteln, mit Hängen und Würgen gearbeitet. Da werden die Medien hinzugezogen, da wird versucht, Stimmung zu machen und sich selbst zu verteidigen. Weil natürlich jeder, auch der FC Bayern, kritisch von den Medien beäugt wird. Was macht er richtig, was macht er falsch? Wie hoch ist das Angebot? Wie ist die Kommunikation? Wird alles getan, um den Spieler zu halten? Die Verantwortlichen treffen Aussagen, die selbstschützend wirken. Ob diese immer richtig sind, sei mal dahingestellt. Aber dadurch entstehen Spannungen in Vertragsverhandlungen."

… das Szenario, einen Topspieler auf die Tribüne zu setzen

"Das bringt nichts. Der Verein ist da immer in einer schwierigen Situation, weil der Spieler vielleicht nicht am längeren Hebel sitzt, aber oft agiert, wie er agiert. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es Trainingsstreiks gibt, das finde ich unterirdisch. Wenn ich einen Vertrag unterschreibe und der Verein sagt 'Du bleibst!', dann muss ich das akzeptieren. Aber diese Konstellation und die Eventualität, einen Spieler auf die Tribüne setzen zu können, sind Teil des Spiels und Teil des Drucks, der aufgebaut wird. Am Schluss, wenn der Wechsel durch ist, ist aber alles wieder vergessen. Ich würde das nicht überbewerten. Es geht um unheimlich viel Geld. Der Verein muss an sich denken, in dem er auf sportlich hohem Niveau wirtschaftlich denkt. Und der Spieler denkt an sich, weil die Zeit als Profi limitiert ist und die Möglichkeit, woanders zu spielen, irgendwann nicht mehr kommt."

… Möglichkeiten, die Bundesliga attraktiver und spannender zu machen

"Die Premier League ist das Maß aller Dinge. Spanien ist mit den Aushängeschildern Real Madrid und Barcelona eine superattraktive Liga mit einem hohen technischen Anspruch. Die Bundesliga würde ich dahinter einordnen. Veränderungen müssen Sinn machen und sollten am besten eine Förderung der Attraktivität mitbringen. Alles rund um die 50+1-Regel ist sicherlich das größte Thema, das eine Konkurrenzfähigkeit wiederherstellen oder uns näher an andere Ligen heranbringen könnte. Aber da bräuchte man eine große Zustimmung aus der Liga, von den Fans. Und dann sind wir bei Regeländerungen wie Playoffs, um die Spannung für die Fans hochzuhalten, damit der Fußball nicht zu ausrechenbar wird. Nichts ist langweiliger als berechenbarer Erfolg. Es wäre im Interesse aller, sich immer wieder zu hinterfragen: Was passiert mit unserem Fußball?"

Michael Ballack DAZN Experte Interview 2

… Gefahren für die Tradition durch Investoren

"Man muss sich von der Angst frei machen. Nur weil ich die Tore für Investoren öffne, heißt das nicht, dass ich meine Tradition verliere oder die Fans weniger wichtig sind. Wenn man Eintracht Frankfurt mal als Beispiel nimmt. Wenn man den Kult sieht, der da herrscht, und wie die Fans auswärts reisen. Das verliere ich nicht dadurch, dass ich Investoren reinhole. Die Fans bleiben und sind dafür verantwortlich, das am Leben zu halten und mit Kritik mitzugestalten. Das Mitspracherecht ist auch ein Thema. Es besteht eine Angst, das aus der Hand zu geben. Dass da einer kommt und anfängt, unsere Trikots grün anzumalen. Aber das ist Quatsch. Ich habe es mit Roman Abramowitsch bei Chelsea erlebt oder auch mit Dietmar Hopp in Hoffenheim, der nachhaltig in die Jugend investiert hat, ein NLZ aufgebaut hat, unheimlich viel Geld in Förderung und Infrastruktur gesteckt und Fußballplätze geschaffen hat, wo Kinder Fußballspielen können. Nicht nur auf hohem Niveau in dem Verein, sondern das verwässert sich nach unten hin. Da werden Talente irgendwo weggeholt und damit wieder ein Verein unterstützt. Man sollte froh sein, dass das Geld in den Fußball fließt. Die Vereine sollten nicht immer Angst haben, dass etwas passiert, was einem nicht passt - man sollte offener und positiver damit umgehen, wie in England. Die Attraktivität ist ja weiterhin da. Wir sind alle Fans und wollen Wettbewerbsfähigkeit, natürlich so ausbalanciert, dass die Fans mitgestalten können und zufrieden sind. Man kann Strukturen finden, in denen mitgestaltet wird. Nichts ist schlimmer, als eine gute Mannschaft zu haben, aber keine Fans. Ich verstehe aber auch die Argumente von Klubs und Fans, die das nicht wollen. Die, die Verantwortung in der Breite und beim e.V. wollen."

… ein mögliches Engagement beim DFB

"Es gab Anfragen, klar. Ich hatte eine tolle Karriere und durfte auf sehr hohem Niveau spielen. Das würde ich in einem eventuellen zukünftigen Job als Gradmesser wollen. Ich habe da auch Vorstellungen, die nicht immer konform sind mit denen von anderen. Es muss auch von der Chemie her mit den Protagonisten passen, um erfolgreich zu sein. Im Fußball ist das ganz schwierig, das sieht man an der Kurzlebigkeit der Trainer, die es unheimlich schwer haben, ruhig zu arbeiten und etwas aufzubauen. Die haben am Anfang ja auch ein tolles Gespräch mit dem Verein geführt, sonst wären sie da nicht hingegangen. Da waren Vertrauen und Aufbruchsstimmung da. Und sechs Wochen später nach drei verlorenen Spielen bricht die Welt zusammen. Man muss genau überlegen, in welche Tür man seinen Fuß reinsetzt. Da war bisher noch nicht die Konstellation dabei, die mich hundert Prozent überzeugt hat."

… seine Zukunftsplanung

"Ich bin ein spontaner Typ und war auch als Fußballer nie jemand, der die großen Ziele hatte, wie andere Spieler es immer formulieren. Ziele sind klar wichtig, damit man im Kopf eine Vorstellung davon hat, wo man hinkommen kann und sich auf dem Level, auf dem man ist, nicht zufriedengibt. Aber das verbildlichen, verbalisieren oder niederschreiben von Zielen war für mich kein Thema. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen."

… Dinge, die er in seiner Karriere anders gemacht hätte 

"Ich würde eigentlich alles genauso wieder machen. Ob ich nach Chelsea nochmal in die Bundesliga zu Leverkusen hätte wechseln müssen - das war aus heutiger Sicht vielleicht nicht der beste Schritt. Auch wenn es zu meinem Ex-Klub war, bei dem ich eine tolle Zeit hatte. Aber in der Konstellation würde ich das heute anders machen. Aber das ist kein Jammern, sondern eine Bewertung auf hohem Niveau. Ich konnte dort noch einmal in einem tollen Umfeld Champions League spielen und meine Karriere ausklingen lassen."