In Podcast-Folge #143 erzählt Reschke von der schweren Rückkehr nach Stuttgart, schwärmt vom besten Leroy Sane aller Zeiten, spricht über das Geheimrezept von Tabellenführer Eisern Union und weitere aktuelle Themen aus der Bundesliga!
Außerdem klingelt kicker-Reporter Moritz Kreilinger durch, um die aktuelle Saison von Eintracht Frankfurt ausführlich zu beleuchten.
Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:
Michael Reschke bei kicker meets DAZN über ...
… das Topspiel zwischen den Bayern und Freiburg
"Es war ein herausragendes Bundesligaspiel und die perfekte Werbung für die Bundesliga. Der SC Freiburg hat in der ersten Viertelstunde den Bayern Paroli geboten, ist gut ins Spiel gekommen, war griffig, war selbstbewusst, hat die Bayern gepresst. Da hat man gesehen, warum sie zwischenzeitlich Tabellenzweiter waren und aktuell noch Dritter sind. […] Der SC Freiburg hat trotz des 0:5 nicht enttäuscht. Wieso war der FC Bayern so überlegen? Die Bayern haben in diesem Spiel 75 Minuten lang im Champions-League-Viertelfinal- oder -Halbfinalmodus gespielt. Die Spannkraft in der Mannschaft war vom ersten Moment an zu spüren, da war ein Fokus und ein Druck in jeder Aktion. Es gab aggressive Aktionen gegen den Ball und so viel Inspiration mit dem Ball – das war eine beeindruckende Leistung. In der Form kann keine deutsche Mannschaft gegen Bayern gewinnen, das ist gar keine Frage."
… die herausragenden Akteure der Münchner
"Ich habe Leroy Sane, den ich seit über zehn Jahren intensiv verfolge, noch nie so reif, erwachsen und präsent auf dem Platz gesehen wie in diesem Spiel. Auch die Bewegungen, die er zwischen den Ketten hatte: Für mich war bisher immer Lars Stindl das beste Synonym des "Schwimmers" zwischen den Ketten – aber da hat Leroy gestern noch einen draufgesetzt. Sehr erfreulich fand ich auch Choupo-Moting, der für mich oftmals unterschätzt wird, das ist ein richtig guter Bundesligaspieler. Er hat nicht nur mit dem Tor, sondern auch mit der Anspielbarkeit in der Spitze und der Torvorbereitung eine sehr starke Leistung geboten. Und dann gab's noch den Herbert von Karajan auf dem Platz. Von Karajan war einer der größten Dirigenten der Nachkriegszeit, jemand, der Orchester in einer positiven Art und Weise dominiert hat, die beeindruckend war. Den Dirigentenstab von ihm hat Joshua Kimmich übernommen. Wie Jo in so einem Spiel Dominanz ausstrahlt, wie er den Rhythmus der Bayern bestimmt, wie er anspielbar ist und mit dem ersten Kontakt einfache, schlüssige, aber auch spielverändernde Lösungen kreiert, das ist außergewöhnlich."
… einen möglichen Stammplatz für Eric Maxim Choupo-Moting
"Dann wird's riesige Probleme in der Bayern-Offensive geben, weil ich kann ja mal sagen, wer gestern nicht gespielt hat: Musiala, der ist auch nicht so schlecht, Coman, der ist nicht so langsam, Müller kommt auch irgendwann zurück. Da wünsche ich Julian Nagelsmann viel Spaß mit dem Aufstellungsquiz. Ich glaube, dass Choupo häufiger spielen wird, das hat er sich mit diesem Spiel erarbeitet. Aber insgesamt wird die Rotationsmaschine da eine große Rolle spielen, um die alle zufriedenzustellen."
… die "Talent"-Diskussion um Bayern-Coach Julian Nagelsmann
"Julian Nagelsmann ist einer der besten Trainer Europas, da lege ich mich fest. Diese Diskussion, ob er jetzt ein Talent oder schon ein Trainer ist, die überrascht mich in der Heftigkeit schon. Ich hatte in meiner Karriere das Glück, dass ich bei Bayer Leverkusen in ihren Topphasen mit Christoph Daum und Klaus Topmöller und später mit dem überragenden Jupp Heynckes zusammenarbeiten durfte. In München hatte ich das Glück, Pep Guardiola und Carlo Ancelotti zu erleben. Das sind alles Trainer von außergewöhnlicher Qualität, die sich aber alle noch einmal im Alter mit ihrer Erfahrung weiterentwickelt haben. Für mich ist es völlig klar, dass Julian Nagelsmann, der herausragende Qualitäten besitzt, auch Bereiche hat, in denen er sich weiterentwickeln sollte, muss und wird. Daraus die Formulierung "Talent" überzuphilosophieren, halte ich für völlig unangebracht. Und: Ich glaube auch, dass Karl-Heinz Rummenigge das nicht in die "Der hat noch viel zu lernen"-Schublade gesteckt haben wollte. Nagelsmann ist jemand, der jetzt schon viel mitbringt und sich noch weiterentwickeln kann. Und ob das Herbert Hainer, Oli Kahn, Hasan Salihamidzic oder Marco Neppe sind – die stehen alle wie eine Eins hinter Julian."
… Bereiche, in denen sich auch Welttrainer wie Pep Guardiola noch entwickeln
"Pep ist jemand, der jedes Spiel seiner Mannschaft im Nachgang seziert. Und dabei feststellt, dass er Ideen hatte, die nicht aufgegangen sind, der das reflektiert und so Input für weitere Spiele holt. Auch im Umgang mit Spielern war es für ihn immer ein Credo: Wir müssen uns weiterentwickeln wollen. Das hat er als eine der Triebfedern in seinem sportlichen Leben gesehen. Selbst bei Jupp Heynckes habe ich festgestellt, dass er sich in einzelnen Bereichen hinterfragt hat und bestrebt war, sich der neuen Zeit, anderen Gegebenheiten oder Veränderungen in taktischen oder athletischen Bereichen anzupassen. Das zeichnet diese absolute Topklasse an Trainern aus."
… Freiburgs Coach Christian Streich
"Ich kenne Christian Streich seit vielen Jahren und damit beide Streichs: Den an der Linie, den Wahnsinnigen, der dir manchmal den Verstand rauben kann, wenn er auf der Gegenseite aktiv ist. Aber auch den, der mit dir in aller Ruhe und Sachlichkeit über Fußball spricht, über seinen Klub und sein Trainerdasein. Und wenn wir über die Entwicklung von Trainern sprechen: Was ich als ganz besonders bei ihm empfinde ist, wie er über seinen Trainerstab spricht. Mit welchem Respekt, mit welcher Zuneigung, mit welcher Überzeugung, dass das ein absolutes Topteam ist, dass er da an seiner Seite hat. […] Es ist ihm manchmal auch zu viel, wie alles zu einem ganz großen Teil auf ihn fokussiert ist."
"Die Art und Weise, wie Union Berlin Gegner bekämpft, ist einfach beeindruckend"
… das Gedankenspiel, ob Christian Streich auch bei anderen Klubs funktionieren würde
"Es gibt sicherlich Vereine, zu denen Christian besser passen würde. Aber wenn du diese Fachkompetenz hast, ein Spiel zu lesen, Spieler besser zu machen, Mannschaften zu führen, diese Erfahrung – dann bist du in der Lage, jeden Verein zu führen. Er müsste vielleicht in dem ein oder anderen Landstrich sprachlich ein bisschen nachjustieren."
… Tabellenführer Union Berlin
"Die Art und Weise, wie Union Berlin Gegner bekämpft, das eigene Tor verteidigt und als Mannschaft auftritt, ist einfach beeindruckend. Es gibt auch keinen Trainer, der besser wäre für den Klub als Urs Fischer. Was er als Trainer in den Jahren, seitdem er da ist, geleistet hat, das ist ganz großes Kino. Die Wahl zum Trainer des Jahres ist überfällig. […] Und was Oliver Ruhnert im Management bewegt, welche Transferpolitik die auf die Beine stellen, mit wie vielen deutschen Spielern und deutschen Profis aus der zweiten Reihe – das ist ja nicht die Creme de la Creme, das sind Spieler, die oft woanders nicht den Durchbruch geschafft haben –, das ist einfach fantastisch.
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… Borussia Dortmund und die seit Jahren fehlende Konstanz
"Sie sind letztes Jahr Vizemeister geworden, also wird das manchmal vielleicht zu kritisch gesehen. Aber mit der Zwischenbilanz können die Dortmunder aktuell nicht zufrieden sein. Für mich liegt es bei Borussia Dortmund auch nicht am Trainer, ich schätze Edin Terzic als außergewöhnlichen Trainer. Ich hatte schon gute Gespräche mit ihm, wo man fühlt, wie tief er in allem drinsteckt: einzelne Personen, taktische Ausrichtungen. Sie haben mit Peter Herrmann auch den für mich besten Co-Trainer der Bundesliga. Eigentlich stimmt das Umfeld, aber so ein kleiner Knacks ist oftmals in der Mannschaft. Ich kann es mir aber nicht erklären, weil die Qualität grundsätzlich hoch ist."
… seine Zeit beim VfB Stuttgart
"Ich hatte eine total emotionale Zeit in Stuttgart, es hat mir viel bedeutet, für diesen Klub zu arbeiten. Wir hatten ein sehr gutes erstes Jahr, waren als Aufsteiger Siebter und wurden Rückrundenzweiter. Wir haben eine interessante Transferpolitik betrieben mit vielen jungen Spielern, die wegen intelligenten Vertragsverlängerungen in den letzten Jahren gewinnbringend verkauft worden sind. Aber ich muss auch sagen, dass ich Fehler gemacht habe. Und am Ende des Tages stand eine Entlassung, die mir einfach wehgetan hat. Aber die Verbundenheit mit dem Klub ist immer noch da."
… seine Rückkehr als Zuschauer am zurückliegenden Wochenende nach Stuttgart ins Stadion
"Es ist mir extrem schwergefallen, das kann ich nicht anders sagen. Ich habe mit Alex Wehrle ein sehr nettes Verhältnis, der hatte mich eingeladen. Als ich damals gegangen bin, ist auch keine verbrannte Erde übriggeblieben. Ich habe zwei, drei sportliche Fehlentscheidungen getroffen, für die ich dann auch den Quittungsblock bezahlt habe. Der Abschied ist mir schwergefallen, es ist auch eine ganze Zeit lang schwierig gewesen für mich, überhaupt nach Stuttgart reinzufahren. Es ist schon noch eine spezielle Form von Verbindung."
"Bellingham, Musiala und Wirtz haben alle die Qualität, den Ballon d'Or zu gewinnen"
… die Lage bei Schalke 04
"Ich habe es nicht verstanden und fand es schade, wie Frank Kramer generell empfangen worden ist. Da war von Anfang an eine Skepsis und aus vielen Quellen ein Gegenwind. Normalerweise sollte ein Trainer, wenn er anfängt – grade bei einem Emotionsklub wie Schalke 04 – den entsprechenden Rückenwind bekommen. Das ist ein Pfund, das am Ende des Tages auch noch zum Klassenerhalt führen kann. Weil die Wucht, die dieses Stadion entwickeln und die Art und Weise, wie die Fans die Mannschaft pushen und tragen können, das gibt Anlass zur Hoffnung. Es würde mich freuen, wenn es auch noch lange mit Frank Kramer der Fall sein sollte – das wird aber einzig und allein von den nächsten Resultaten abhängen, wie da weiter vorgegangen wird."
… die Krise von Bayer Leverkusen
"Wir waren in Leverkusen vor Jahren bekannt dafür, hochtalentierte, junge, deutsche Spieler zu verpflichten und einen Kader zu haben, der zu einem Großteil deutschlastig war. Und das ging auch mit einer speziellen Mentalität und Stimmung einher. Wenn du die jetzige Mannschaft siehst, sind da extrem viele talentierte, interessante, junge Spieler, die aber durchweg keine Deutschen sind und oftmals nicht einmal Deutsch sprechen. Wenn so ein Mannschaftsgebilde in einen Flow kommt, dann tragen die sich untereinander, dann funktioniert das – siehe letzte Saison. Wenn aber etwas passiert wie in diesem Jahr, dass du plötzlich in einen Antilauf reinkommst, dann hast du zu wenig Spieler, an denen man sich aufrichten kann. Die tief in der Bundesliga drinstecken und in der Lage sind, alles wieder auf einen erfolgreichen Weg zurückzuführen. Dann hast du noch ein Problem: Die Leverkusener waren gut letztes Jahr und sind von einem ganz besonderen Spieler getragen worden – Florian Wirtz. Wenn wir über Alter und Talent sprechen: Wirtz ist ja jetzt schon ein internationaler Ausnahmespieler. Der fehlt natürlich und könnte mit den Offensivaktionen und der Kreativität, die er hat, und dem unbändigen Siegeswillen, der den Jungen auszeichnet, dafür sorgen, dass wieder eine andere Struktur reinkommt. Der wird bitterlich vermisst."
… Steffen Baumgarts Arbeit in Köln
"Steffen Baumgart ist überhaupt kein Trainer, das ist ein Zauberer. Was der in Köln bewegt hat in anderthalb Jahren – angefangen bei der Wiederauferstehung von Anthony Modeste bis hin zum Verbessern nahezu jedes einzelnen Spielers bis hin zu der Mentalitätseinimpfung dieser Kölner Mannschaft … […] In der Kölner Vereinshymne – für mich übrigens die beste Vereinshymne der Welt – gibt es eine Zeile: 'Un mer jonn met dir, wenn et sin muss durch et Füer', also 'Wir gehen mit dir, wenn es sein muss, durchs Feuer'. Das wird in dieser Saison, wenn dann ein Freudenfeuer oder ein Feuerwerk sein. Es ist beeindruckend, was in Köln passiert."
… die Gründe, warum ihm das Verfolgen der Bundesliga noch immer Freude bereitet
"Es gibt eine Geschichte in der Bundesliga, die auch als außergewöhnlich empfinde: Wir haben mit Jude Bellingham, Jamal Musiala und Florian Witz drei junge Spieler, die alle die Qualität haben, den Ballon d'Or zu gewinnen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir in zwei, drei Jahren hier sitzen und alle drei sind unter den besten zehn Nominierten. Diese Spieler sehen zu dürfen, ist ein Geschenk für die Liga und etwas Besonderes."