Der heftig kritisierte Vorstandschef Oliver Kahn schließt einen vorzeitigen Abschied vom deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München aus. "Selbstverständlich bin ich (nächste Saison, d. Red.) noch hier", sagte Kahn am Sonntag nach dem mühsamen 2:0 (0:0) in der Bundesliga gegen Hertha BSC lachend.
"Ja, wir haben eine Aufsichtsratssitzung, turnusmäßig, Ende Mai", fügte Kahn an. "Da werden wir zusammenkommen, wir werden sehr kritisch miteinander umgehen, sehr analytisch sein und uns viele, viele Fragen stellen. Es gibt sicherlich hier und da Gesprächsbedarf: Wo können wir uns verbessern? Aber das ist alles Zukunftsmusik." Bei den Bayern werde "immer viel gesprochen und diskutiert", sagte der frühere Weltklassetorhüter. "Mein Fokus gilt nicht irgendwelchen Diskussionen, sondern nur der deutschen Meisterschaft. Darum geht's."
Präsident Herbert Hainer hatte ein Bekenntnis zum Vorstandsvorsitzenden verweigert. "Glauben Sie mir, wir konzentrieren uns jetzt alle auf das Sportliche", sagte Hainer auf eine entsprechende Frage: "Ansonsten analysieren wir und debattieren über die Gesamtlage. Wir besprechen das in aller Ruhe intern und sehr umsichtig, so wie man das vom FC Bayern gewöhnt ist."
Entscheidung über Kahns Zukunft noch in der Saison
Die Entscheidung über Kahns Zukunft soll in der Sitzung am 22. Mai fallen, zwischen dem 33. und 34. Bundesliga-Spieltag. "Die Termine legen wir immer ein Jahr im Voraus fest", sagte Hainer, "vielleicht haben wir ja bis dahin schon die Meisterschaft entschieden." Das Wichtigste sei, "was unten auf dem Platz passiert - und dass wir die elfte deutsche Meisterschaft gewinnen".
Sportvorstand Hasan Salihamidzic beteuerte, er könne "mit diesen Situationen ganz gut umgehen", er versuche, seinen "Job" zu tun: "Ich treffe immer die Entscheidungen, die zum Wohle des FC Bayern sind, arbeite 24/7 und versuche, in jeder Minute für jeden da zu sein. (...) Alles andere kann ich nicht beeinflussen."
Salihamidzic verteidigt die Kaderplanung
Vor dem Spiel gegen die schwache Hertha reagierte Salihamidzic noch dünnhäutig, als es um die Kaderplanaung beim FC Bayern ging. Zwar habe das Team in den Pokalwettbewerben seine Saisonziele verfehlt, aber "ich bin trotzdem der Meinung, dass wir einen Top-Kader haben", sagte Salihamidzic bei DAZN.
Die Personalplanung liege in seiner Verantwortung, betonte Salihamidzic, der sichtlich genervt immer wieder Gegenfragen stellte. "Wir schauen jeden Tag, was wir besser machen können. Wir nehmen die Kritik an, aber haben auch einen kühlen Kopf, um Entscheidungen zu treffen", sagte er: "Natürlich machen wir uns Gedanken, was wir besser machen können - das werden wir auch."
Der Trainingsbesuch des Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß am vergangenen Mittwoch werde überbewertet, ergänzte der Sportchef. "Uli will immer das Beste für den Klub. Er ist oft an der Säbener Straße, er wollte dem Trainer 'Hallo' sagen", meinte Salihamidzic: "Ich denke, dass da ein bisschen zu viel hineininterpretiert wird."
Goretzka sieht unfaire Behandlung
Auch Nationalspieler Leon Goretzka beklagte sich nach dem dritten Sieg im achten Spiel unter Trainer Thomas Tuchel und sieht die Stars von Bayern München von der kritischen Öffentlichkeit viel zu schlecht behandelt. "Spieler werden medial komplett kaputt gemacht", sagte der Mittelfeldmann. Auf die Rückfrage, ob er das auch auf sich beziehe, verneinte Goretzka. Andere Kollegen stünden stärker im Feuer und müssten "viel einstecken", meinte er.
Allerdings war zuletzt auch an ihm Kritik aufgekommen. Die Mittelfeld-Zentrale mit Goretzka und Joshua Kimmich hatte in der Münchner Krise keineswegs Bestform. "Ob berechtigt oder nicht - egal. Wir müssen unsere Antwort auf dem Platz geben", sagte der 28-Jährige über die Kritik: "Das ist unsere Aufgabe."