Tabellenführer gegen Zweiten, Bayern gegen Bayer. Am Sonntag kommt es in der Bundesliga zum Spitzenspiel in Leverkusen (live und exklusiv auf DAZN), im Vorfeld diskutieren DAZN-Experte Sandro Wagner und Trainer Peter Hyballa über den Gipfel.
Hyballa sitzt nach mehreren Stationen im Ausland mittlerweile bei Drittligist Türkgücü auf der Trainerbank. Im Gespräch mit Wagner geht es um Mentalität, Taktik und einen möglichen Matchplan der Werkself gegen den Rekordmeister.
Sandro Wagner über den Vergleich des Spiels am Sonntag mit dem vergangene Saison:
Im letzten Spiel war die Benchmark der Leverkusener schon ziemlich hoch. Aggressives Pressing gespielt, gute Chancen herausgespielt – es war ein tolles Offensivspektakel von den Leverkusenern. Sie sind jetzt besser geworden, haben sich gefestigt und haben zwei einstudierte Spielsysteme. Sie praktizieren hohes Pressing, haben aber auch den Konterfußball für sich entdeckt und stehen defensiv besser. Bayern München hat sich mit dem neuen Trainer und dem ein oder anderen Neuzugang auch nicht verschlechtert.
Hyballa über den richtungsweisenden Charakter des Spiels:
Es ist noch sehr früh in der Saison. Bayern München hat die beste Mannschaft Deutschlands. Sie haben ihr gutes Gegenpressing durch Julian (Nagelsmann, Anm. d. Red.) noch einmal verschärft und das ist der Key Factor. Bayer Leverkusen muss das brechen, weil sie im Kontern überragend sind.
Wagner über die Frage, was man als Coach macht, wenn der Gegner keine Schwachstelle hergibt:
Dann versucht man, sein eigenes Spiel noch besser zu machen und auf die eigenen Stärken zu bauen. Natürlich werden sie auch auf Bayern München schauen, aber Gerardo Seoane ist scheinbar jemand, der die Gewichtung auf sein eigenes Spiel legt. Eigene Gewichtung 80, Gegner 20 – das finde ich ganz angenehm. Sie haben ein Heimspiel, sie stehen in der Tabelle gut da und haben Selbstvertrauen – warum da zu sehr auf Bayern München einstellen? Das ist meistens schief gegangen in der Vergangenheit.
Wagner über die Spielanlage beider Mannschaften:
Beide wollen die totale Kontrolle über das Spiel und beide wollen offensiven Tempofußball. Die Kontrolle vom Spielansatz her wird vermutlich erst einmal Bayern München haben, sie wollen das Spiel bestimmen und werden sich nicht ins Mittelfeldpressing zurückfallen lassen, sondern hoch attackieren. Aber ich hoffe, dass Leverkusen auch hoch anläuft und attackiert, wie sie es gegen Dortmund oder letztes Jahr gegen die Bayern gemacht haben. Da sind die Münchner am anfälligsten. Wenn sie attackiert werden, das sind sie nicht gewohnt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg, falls du das über 90 Minuten durchziehen kannst.
Wagner über Bayerns Mentalitätsspieler:
Leon Goretzka und Joshua Kimmich, das sind zusammen mit Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski die Flaggschiffe. Bei Bayern München kann man da beinahe elf Spieler aufzählen – und das ist eben der Unterschied zu anderen Bundesligisten oder Mannschaften auf europäischem Topniveau: dass bei Bayern so viele Leader auf dem Platz sind, die in Momenten, in denen es nicht läuft, vorangehen. Daran können sich die anderen aufrichten.
Wagner über die Bedeutung dieser Mentalitätsspieler:
Die Mentalitätsachse ist ein ganz wichtiges Thema. Das wurde jahrelang belächelt und man wollte uns einreden, dass es das nicht braucht und dass man mit Leistung vorangehen kann. Ja, das ist auch eine Art von Vorangehen – aber du brauchst trotzdem diese Mentalitätsspieler. Die Italiener haben uns das bei der Europameisterschaft vorgemacht. Und Bayern hat vor zwei Jahren gegen eine vielleicht talentiertere Mannschaft von PSG die Champions League gewonnen, weil sie die Mentalitätsspieler haben. Sie gewinnen jedes Jahr die Bundesliga, weil sie – neben der individuellen Qualität – die meisten Mentalitätsspieler haben.