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Sascha Thielert exklusiv im KMD-Podcast: "Mein Weg ist der mit der Fahne"

Sascha Thielert exklusiv im KMD-Podcast: "Mein Weg ist der mit der Fahne"DAZN
Sascha Thielert feierte am Wochenende in Köln sein 250. Spiel als Schiedsrichter in der Bundesliga. Der Assistent ist zu Gast in der 112. Folge kicker meets DAZN und gibt Einblicke in seine Arbeit, die Kommunikation im Team und die Voraussetzungen an Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter.

Sascha Thielert schwingt am Wochenende in den Stadien der Bundesliga die Fahne. Worauf es bei der Beurteilung von Abseitsentscheidungen ankommt, wieso Zweikämpfe vor der eigenen Nase besonders schwer zu beurteilen sind und wie man mit Sprinter wie Erling Haaland Schritt hält, verrät der Referee im Interview der aktuellen Ausgabe des KMD-Podcasts.

Wie gewohnt analysieren Alex Schlüter und Benni Zander zudem den vergangenen Spieltag der Bundesliga. Gemeinsam mit kicker-Reporter Oliver Bitter werfen Sie einen besonderen Blick nach Mönchengladbach. Die Mannschaft von Adi Hütter kassierte in den letzten drei Spielen 14 Gegentore und steckt in der Krise.

Zu hören ist 112. Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:

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Sascha Thielert über…

 

… Schiedsrichter-Assistenten mit vielen Spielen

"Ich achte meistens nicht so auf die anderen Assistenten. Ich kenne Assistenten, die die 300er-Marke geknackt haben. Mike Pickel ist mit Abstand die Nummer eins. Ich glaube, er ist der einzige, der die 400er-Marke knacken kann. Das ist sensationell. Ich glaube, das wird niemand mehr schaffen."

… das Jubiläumsgeschenk von Patrick Ittrich

"Wahrscheinlich habe ich die Messlatte für das Geschenk sehr hochgelegt. Zu seinem 50. Spiel in Bochum im letzten Jahr habe ich auch eine Kleinigkeit vorbereitet. Ich habe es nur nicht auf Social Media gepostet. Dieses Mal ist es "leider" rausgekommen, hat natürlich hohe Wellen geschlagen. Mein Handy steht kaum noch still. Ich freue mich sehr darüber."

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… das Abseits-Training

"Eine perfekte Antwort gibt es da nicht. Erstmal ist es viel Training mit unserem Assistenten-Coach auf den Lehrgängen. Da haben wir Jugendmannschaften, die die Gegenbewegung machen. Ein Spieler spielt den Ball und versucht immer möglichst genau in dem Moment den Ball in die Schnittstelle zu spielen, wenn der Spieler knapp im Abseits sein könnte. Die gegenläufige Bewegung ist für den Assistenten das schwierigste, weil es sehr schnell geht. Am Anfang dachte ich sehr häufig, dass er im Abseits steht. Wenn man das dann direkt danach auf dem Video präsentiert bekommt, merkt man ziemlich schnell, dass bei knappen Situationen die Fahne auch häufig unten gelassen werden kann, weil der Stürmer maximal auf gleicher Höhe ist. Man bekommt durch das Training ein gutes Gespür und je mehr Spiele man hat, umso mehr Erfahrung. Das macht sehr viel aus."

… die Entscheidung, Assistent zu werden

"Ich war schon immer gerne Assistent und auch schon früh in hohen Ligen Assistent. Mein erstes Spiel in der 3. Liga war mit 18 Jahren. Als Schiedsrichter lief es auch ganz gut. Ich habe drei Jahre in der 2. Liga gepfiffen, zeitgleich aber bei Peter Gagelmann an der Seitenlinie gewunken. Ich hatte viele Einsätze als Assistent in der Bundesliga und nur wenige mit der Pfeife. Da fehlte mir die Erfahrung und Routine. An der Linie fühlte ich mich von Spiel zu Spiel sicherer und wurde besser. Man hat mir dann nahegelegt, und das habe ich auch selbst bemerkt, dass mein Weg der mit der Fahne ist."

… die Einteilung als Vierter Schiedsrichter

"Wenn Patrick Ittrich kein Spiel in der Bundesliga hat, schaut die Schiedsrichterkommission, wo sie mich einsetzen kann. Das können dann Spiele in der 2. Bundesliga oder 3. Liga sein, oder eben als vierter Mann. Im Kölner Keller bin ich aktuell nicht dabei, sodass ich mehr Zeit habe, durch die Stadien zu tingeln und als vierter Mann eingesetzt zu werden. Das ist eine Aufgabe, die ich schon immer gerne gemacht habe. Ich kommuniziere gerne mit den Trainern und helfe so den Schiedsrichtern auf dem Feld."

… die Physis von Schiedsrichtern und Assistenten

"Deniz Aytekin und ich unterscheiden uns in mehreren Dingen. Zum einen ist er der mit Abstand viel bessere Schiedsrichter. Zum anderen ist er eher der Ausdauersportler und ich bin der Sprinter. Der Schiedsrichter muss viel mehr laufen, aber ich muss an der Linie viel schneller laufen. Das liegt mir deutlich besser."

… sprintende Linienrichter

"Marco Achmüller ist mit Abstand der schnellste Assistent, den es bei uns im DFB gibt. Der läuft Zeiten, das geht wahrscheinlich an Usain Bolt ran oder an Aubameyang. Das ist unglaublich, was der für ein Tempo vorgibt. Wenn man nicht ganz sein Tempo hat, muss man das mit der Erfahrung regeln. Und wenn man dann einen Haaland sieht, muss man einen Tick eher loslaufen, um im entscheidenden Moment auf gleicher Höhe zu sein."

… den Umgang mit Trainern

"Man kennt sich und weiß, wie man miteinander umzugehen hat. Ich finde es immer viel schlimmer, wenn der letzte Ersatzspieler auch immer noch meint, seinen Kommentar abgeben zu müssen. Das finde ich viel anstrengender, als sich kurz mit dem Trainer zu batteln."

… die Fans im Stadion

"In meiner ersten Saison habe ich am meisten darauf geachtet. Man sieht die Leute, kriegt das auch mit, aber man ist so konzentriert, dass es sich anfühlt wie ein Spiel Elf gegen Elf mit zehn Zuschauern wie in der Kreisliga. Natürlich merkt man das, wenn 80.000 gegen dich pfeifen. Am Ende ist man aber total fokussiert auf das Spiel."

… die Analysen nach dem Spiel

"Ich schau mir nicht mehr das ganze Spiel an. Oftmals gibt es auch Spiele, die willst du dir gar nicht über 90 Minuten anschauen. Ich will die entscheidenden Situationen nochmal sehen, auch wenn ich schon weiß, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Ich will nochmal sehen, wie weit war sie richtig, oder wie weit lag ich falsch, um ein Gefühl dafür zu bekommen."

… den Einfluss des VAR auf die Assistenten

"Bei knappen Situationen, aus denen ein Tor entstehen kann, müssen wir die Fahne unten lassen. Da müssen wir erst winken, wenn der Ball im Tor ist, oder die Chance vorüber ist, damit der VAR das korrigieren könnte. Das ist die große Änderung, die es seither gab. Für mich kann ich sagen, dass ich immer versuche, die Entscheidung richtig zu treffen. Ich habe nicht einmal mehr die Fahne unten gelassen, weil es überprüft werden kann. Ich möchte die Aufgabe zu 100 Prozent auf dem Platz richtig lösen und möchte den Videoschiedsrichter nicht gebrauchen, nur als doppelter Boden, wenn man tatsächlich mal danebenliegt."

… Zweikämpfe vor dem Linienrichter

"Bei Patrick Ittrich und mir gibt es klare Absprachen. Die schwierigsten Entscheidungen für einen Assistenten sind die, bei der jeder vorm Fernseher sagt: "Das kann doch nicht angehen, der steht einen Meter daneben und sieht das nicht." Wenn etwas direkt vor deiner Nase passiert, ist es viel schwieriger, das zu sehen, als wenn die Situation 15 Meter entfernt ist. Du kannst in dem Moment gar nicht überall gleichzeitig hinschauen. Das lässt das Auge gar nicht zu. Wenn ich den Zweikampf am Boden beobachte, ist Patrick im Arm- oder Oberkörperbereich, damit möglichst einer von uns beiden das mögliche Foul wahrnehmen kann."

… seine Beziehung zu Patrick Ittrich

"Patrick und ich kommen beide aus Hamburg. Ich war 18 und Patrick 19, als wir uns kennengelernt haben. Wir hatten schon immer eine freundschaftliche Verbindung, auch wenn wir immer ein Stück weit Konkurrenten waren. Wir haben dem anderen immer alles gegönnt, wir haben nie gestichelt, waren nie böse, wenn der andere aufgestiegen ist. Dann ist der andere automatisch bei ihm im Gespann mitgefahren. Wir haben immer gesagt, wenn einer von uns beiden in die Bundesliga aufsteigen sollte, dann fährt der andere definitiv mit. Als es bei Patrick so weit war, war ich bei Tobias Stieler im Gespann. Irgendwann hat sich die Möglichkeit ergeben, dass ich bei Patrick mitfahren konnte. Am Anfang gab es nicht so die namhaften Spiele wie unter Tobias zu dem Zeitpunkt. Aber das war mir egal. Meine Freude war es, Patrick zu unterstützen. Ein bisschen romantisch."

… Kommunikation der Schiedsrichter

"Fünf Minuten Ittrich-freie Zone? Das funktioniert nicht. Patrick ist schon ein sehr kommunikativer Typ auf dem Platz. Das sieht auch jeder. Das ist seine Stärke. Patrick regelt das immer wieder durch seine Kommunikation. Ich behaupte, dass viele Spieler gerne mit ihm zusammenarbeiten. Wir haben immer sehr viel Spaß. Patrick kriegt seine Spiele meistens sehr gut über die Bühne. Und wenn er mal zu doll Erklärbär wird, dann kommt von außen ein kleiner Hinweis."