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Stefan Kießling exklusiv im KMD-Podcast: "Ich habe einmal bei meinem Sohn ausgeholfen und da gepfiffen. Mache ich nie wieder!"

Stefan Kießling exklusiv im KMD-Podcast: "Ich habe einmal bei meinem Sohn ausgeholfen und da gepfiffen. Mache ich nie wieder!"DAZN
Nach dem 1:1 von Bayer Leverkusen im Spitzenspiel der Bundesliga in München ist ein gut gelaunter Stefan Kießling zu Gast in der neuen Folge des KMD-Podcast. Das zurückliegende Spiel mit all seinen Wendungen und strittigen Szenen wird besprochen. Kießling erzählt außerdem von seiner Trikotsammlung und den schwierigen Anfängen in Leverkusen.

Bayer Leverkusen entführt einen Punkt aus München. Um das Spitzenspiel zu besprechen, haben sich Alex Schlüter und Benni Zander für die 122. Folge kicker meets DAZN Stefan Kießling in den Podcast geholt. Ausführlich wird das Spiel diskutiert und analysiert. Es geht um Kipppunkte im Spiel und das Fingerspitzengefühl von Schiedsrichtern. Dabei werden Vergleiche zum Tennis, Basketball und Golf bemüht. Gut gelaunt sprechen die drei auch über die Trikotsammlung von Kießling, seine Karriere mit Startschwierigkeiten in Leverkusen und das Revival des klassischen Neuners im modernen Fußball.

Alex und Benni gehen anschließend den zurückliegenden Bundesliga-Spieltag durch. Kicker-Reporter Patrick Kleinmann gibt außerdem ein Update über die Lage beim FC Schalke 04 in der zweiten Liga nach der Beurlaubung von Trainer Dimitrios Grammozis.

Zu hören ist diese Folge wie immer auf Abruf überall, wo es Podcasts gibt:

Stefan Kießling über…

 

… seine Leidenschaft, Trikots zu sammeln

"Ich habe aus meiner aktiven Karriere mehr als 400 Trikots. Ich habe sie schon als Kind gesammelt. Als ich Profi wurde, habe ich direkt angefangen, Trikots zu tauschen. Früher war das einfacher. Da hat man direkt nach dem Spiel mit seinem Gegenspieler das Trikot getauscht. Nach so vielen Jahren hat sich da einiges angesammelt. Jetzt habe ich ein paar Kisten im Keller stehen. Die wertvollsten Trikots sind die von Spielern, mit denen ich zusammengespielt habe: Lars Bender, Kevin Volland, Simon Rolfes, Bernd Schneider, Rene Adler. Spieler, mit denen du engen Kontakt hattest, mit denen du viel erlebt hast. Natürlich hast du auch große Gegenspieler gehabt. Den Bezug hast du aber eher zu den Leuten, mit denen du zusammengespielt hast. Meistens tauschst du mit deinen direkten Gegenspielern. Ich habe also sehr viele Innenverteidiger-Trikots."

… das 1:1 von Leverkusen beim FC Bayern München

"Ich bin mit einem guten Gefühl nach dem Spiel eingeschlafen, weil wir einen Punkt mitgenommen haben. In den letzten 20 Jahren sind wir mit 17 Niederlagen nach Hause gefahren. Diesmal war es ein Erfolg. Im Hinspiel haben wir fünf Stück bekommen. Das war bitter. Jetzt fährst du nach München, hast die erste Hälfte auch nicht gut gespielt und hattest das Gefühl: 'Oh, jetzt müssen wir die Kurve kriegen'. Es wurde dann immer besser und der Punkt war definitiv verdient. Mit ein bisschen Glück hätten wir sogar den Sieg verdient gehabt."

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… den Spielverlauf

"In den ersten 35 Minuten tat mir das schon weh, zuzuschauen. Ich habe nach dem Rückstand gehofft, dass wir nicht direkt wieder einen reinbekommen. Vor allem nach diesem Eigentor – dieser Wachrüttler muss in manchen Spielen einfach sein – hatten wir drei Hundertprozentige. Es ist schade, wenn du da nicht kaltschnäuzig genug bist. In der zweiten Halbzeit war es ein offenes Spiel, das Spaß gemacht hat, anzuschauen. Am Ende des Tages musst du sagen: Super. Du bist nach München gefahren und hast einen Punkt mitgenommen."

… Kipppunkte im Fußball, wie das Eigentor zum 1:1

"Es ist ein Phänomen, aber das ist dieser Sport. Das ist nicht nur im Fußball, sondern in vielen anderen Sportarten auch: letztes Beispiel ist das Tennis-Finale von Rafael Nadal, wo im dritten Satz wahrscheinlich jeder drauf gesetzt hätte, dass er den verliert. Am Ende gewinnt er das. Man kann es manchmal einfach nicht erklären. Als Stürmer im Fußball hast du Phasen, da kannst du machen, was du willst, der Ball springt vor deinen Füßen und du kannst ihn nur noch reinschieben. Und dann gibt es Phasen, wenn es nicht läuft, dann springt der Ball einen Meter weg und du kannst ihn nicht einschieben. Wir hatten gegen die Bayern so eine Phase im Spiel, wo wir total unterlegen waren. In den ersten 35 Minuten haben wir es überhaupt nicht geschafft, unser Umschaltspiel umzusetzen. Und dann kommt eine Situation im Spiel, in der man ein bisschen Mut bekommt. Es klappen ein, zwei Situationen und schon hast du auf einmal die riesigen Möglichkeiten."

… schlechte Momente im Sport

"Ich merke das auch beim Golf. Da hast du einen genialen Abschlag, liegst 60 Meter vorm Loch. Du weißt, du kannst diesen Schlag, und auf einmal schreibst du dir eine Acht auf und denkst: 'Hä? Wie geht das?' Das sind Dinge, die kann man sich manchmal einfach nicht erklären."

… das höhere Anlaufen von Bayer in der zweiten Halbzeit

"Die Jungs haben das die ganze Woche trainiert und verschiedene Situationen durchgespielt. Wir wollten kompakt stehen, um in den zentralen Situationen auf den Außen die Bälle zu erobern und dann schnell nach vorne spielen. Das hat in der zweiten Halbzeit viel besser geklappt. In der Phase nach dem 1:1 – das macht man gerne mal nach einem Tor – sind wir drauf gegangen, um zu signalisieren, dass wir gleich noch eins machen wollen. Dann setzt du auch mal die Bayern unter Druck."

… die potenzielle gelb-rote Karte gegen Mitchell Bakker

"Er trifft ihn natürlich. In dem Fall finde ich es total richtig, nicht direkt die zweite Gelbe Karte zu geben. Erinnere dich an die erste Karte. Ist das eine Gelbe Karte? Das muss man dann auch berücksichtigen. Ich habe es gegen die Bayern auch schon zigmal erlebt. Genau in solchen Phasen ist es Quatsch, dort eine gelb-rote Karte zu geben. Es war richtig, dass wir ihn dann ausgewechselt haben. Rein bezogen auf das Foul hätte ich auch keine gelb-rote Karte gegeben."

… den schwierigen Stand von Schiedsrichtern

"Der Schiedsrichter hat es wirklich nicht leicht. Egal was er pfeift, eine Mannschaft hat immer etwas dagegen. Genauso kommen noch von außen die Rufe. Ich habe einmal bei meinem Sohn ausgeholfen und da gepfiffen. Mache ich nie wieder!"

… die Erinnerung an Tore

"Damit habe ich Schwierigkeiten. Auch wenn wir beim Essen über alte Spiele und alte Situationen philosophieren. Dann bin ich schon manchmal am Überlegen: 'War das wirklich so? Wie war das?' Es gibt viele Tore, die man nicht vergisst und viele kommen auch wieder, wenn man davon erzählt, aber es würde mir schwerfallen, dir auf Anhieb zehn Tore zu nennen. Das erste, was mir in den Kopf kommt, ist das Tor in Hamburg, als ich dann die Torjägerkanone gewonnen habe."

… das Revival des echten Neuners

"Ich halte von der falschen Neun nichts. Ich finde es sogar gut, wenn man mit zwei Stürmern spielt, weil du so viel Unterstützung vorne hast. Die Jungs laufen ungern den harten Weg auf den ersten Pfosten und wollen sich lieber absetzen und die Tore selber machen. Oft entstehen dadurch aber keine freien Räume. Der Raum entsteht nur, wenn man Laufwege macht. Dafür brauchst du jemanden als Unterstützung im Sechzehner. Ich habe so gerne mit zwei Stürmern gespielt, weil du da diese Unterstützung hast."

… das Anforderungsprofil eines modernen Stürmers

"Ich war nicht der Schnellste, Patrik Schick ist definitiv schneller. Ich war oft derjenige, der hinten die Räume zugemacht und auch Bälle erobert hat. Jetzt hast du häufig Positionen, die gehalten werden. Ich glaube aber, dass sich das Profil nicht so sehr verändert hat."

… Veränderungen in der taktischen Grundordnung

"Das Spiel mit zwei Stürmern wird weniger. Jetzt hast du eher den klassischen Neuner und eine falsche Zehn, oder wie du das auch immer nennst, der dann um den Stürmer herum spielt. Das 4-4-2 habe ich selten an der Taktiktafel gesehen. Es fällt auch auf, dass bei vielen Vereinen im Rückstand nicht zusätzliche Stürmer gebracht werden, sondern es wird eins zu eins ausgewechselt. Ich kann mich an Spiele erinnern, da waren vier Mittelstürmer auf dem Platz, weil wir das Tor noch machen wollten."

… seinen aktuellen Gesundheitszustand

"Körperlich geht es mir wieder gut. Ich habe 2018 aufgehört und dann vier Monate erst einmal nichts gemacht: totales Break, Auszeit, Weltreise mit der Familie. Das war toll. Erst im Oktober habe ich dann hier in Leverkusen angefangen. Ende 2019 hatte ich die Hüft-OP hinter mir. Seither fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung."

… das Erbe von Dimitar Berbatov bei Bayer Leverkusen

"Ich bin mit 21 nach Leverkusen gekommen. Damals war das jung. Heute siehst du Florian Wirtz mit 17 im Profikader. Ich sollte damals mit Berbatov die Doppelspitze bilden und Berbo ist dann nach Manchester gewechselt und ich war allein da. Das war nicht so einfach. Es hat nicht so funktioniert, wie erhofft. Es war ein bisschen holprig. Michael Skibbe hat mich damals richtig angepackt. Ich habe dann als Rechtsaußen gespielt und wurde nicht mehr an Toren gemessen. Ich konnte die Linie rauf- und runterrennen und habe mich so reingearbeitet."

… die Kritik am Anfang

"Es gab zig Situationen. "Die teuerste Bratwurst aus Nürnberg" von der BILD kennt ihr wahrscheinlich. Ich kann mich an ein Spiel in Stuttgart erinnern, da gelang Andrej Voronin und mir gar nichts im Sturm. Michael Skibbe hat mich zur Halbzeit ausgewechselt und sagte: "Kieß, es tut mir leid. Ich muss dich rausnehmen." Ich habe alles versucht, habe den Ball auch erobert, aber ständig wieder verloren. Dadurch war das Bild schlecht. Andrej Voronin hatte gar keinen Ballkontakt und war unauffällig. Das waren lehrreiche Monate für mich."

… den Wendepunkt

"Wie es dann manchmal so ist. Es war das letzte Spiel vor Weihnachten in Dortmund. Ich habe das entscheidende Tor gemacht. Es bleibt immer das in Erinnerung, was als Letztes passiert ist. Ab dem Zeitpunkt hat es Klick gemacht und es hat funktioniert."