Vom Bundesliga-Absteiger zum Champions-League-Sieger - die Karriere von Torhüter Stefan Ortega klingt wie der wahr gewordene Traum eines jeden Fußballers. In der neuesten Folge des Talkformats "Time2Charge" stellt der 31-Jährige dar, wie er diesen extremen Übergang erlebt hat.
Außerdem verrät der Keeper im Gespräch mit Moderator Alex Schlüter, wer bei Man City am härtesten trainiert und wie seine Hochzeit beinahe den Wechsel zu Pep Guardiola verhindert hätte.
Stefan Ortega über ...
... die Spieler bei Man City: "Erling [Haaland] ist bei uns zum Beispiel nicht der, der am meisten trainiert."
... seinen Wechsel zu Man City: "Es hat lange gedauert, bis ich mich für City entschieden habe. [...] Ich habe ihnen gezeigt, dass ich nicht der Clown bin, den sie als Nummer Zwei geholt haben."
... den ersten Kontakt nach England: "Ich habe gesagt: ‚Ich heirate am Freitag, ich fliege nach Hause.‘ Darauf hat meine Agentur die Krise mit mir gekriegt."
... die Angebote von Brentford und Man City: „Ich bin damals nach London geflogen und habe mir dort das letzte Heimspiel von Brentford angeschaut. Dann wurde mir gesagt: ‚Du könntest morgen noch nach Manchester weiterfliegen und dich dort mit dem Torwarttrainer treffen.' Ich habe gesagt: ‚Ich heirate am Freitag, ich fliege nach Hause.‘ Darauf hat meine Agentur die Krise mit mir gekriegt. Sie meinten: ‚Stefan, überlege es dir, das ist eine riesige Chance für dich.‘ Ich habe aber gesagt, dass ich zurückfliege, weil ich gerne mit meiner Frau alles für die Hochzeit regeln wollte."
"Erst wollten wir absagen, aber haben uns dann mit Manchester City darauf geeinigt, stattdessen zu telefonieren. Manchmal muss man einfach seinen Wert kennen und verkaufen. Dann ging es nur um City und Brentford und es hat lange gedauert, bis ich mich für City entschieden habe."
"Am Ende habe ich erst das dritte Angebot angenommen. City hätte ja auch sagen können: ‚Was will der Spinner von Arminia Bielefeld, der die ganze Zeit Nein sagt?‘ Im Nachhinein hat mir das beim Start dort geholfen, weil ich ihnen gezeigt habe, dass ich nicht der Clown bin, den sie als Nummer Zwei geholt haben und alles macht, was sie wollen, sondern ich habe gezeigt, dass ich eine Persönlichkeit habe."
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... Wertschätzung bei Man City: "Klar hat das Ganze mir auch geholfen, meine Position in der Mannschaft zu finden und nicht mehr so schüchtern zu sein im Vergleich zu vor einem Jahr. Ich habe mir schon ein bisschen was erarbeitet, das hat man auch gesehen, als das Interesse vom FC Bayern kam und alle Parteien recht offensiv gesagt haben: ‚Den Stefan lassen wir jetzt nicht gehen."
"Pep hat in einer Pressekonferenz gesagt: ‚Es ist nicht nur das Sportliche, was er mitbringt, sondern auch das Zwischenmenschliche.‘ Das Gute ist, dass in mir nach wie vor das Feuer brodelt. Ich merke trotzdem, dass es mich zum Beispiel triggert, wenn ich auf der Bank sitze. Aber ich glaube, dass ich letztes Jahr schon einen riesigen Schritt gemacht habe, dass ich nicht nur die Pokalspiele bekommen habe, sondern auch das Spiel in Dortmund."
Stephan Ortega: "Ruben Dias trainiert wie ein Wahnsinniger"
... die Spieler bei Man City: "Am Anfang habe ich in Manchester sehr viel beobachtet und geschaut, wer arbeitet hier wie mit wem zusammen, was sind die Gruppen, was sagt mir zwischenmenschlich zu. Das war letztes Jahr mit Ilkay [Gündogan], dass ich jemanden gefunden habe, mit dem es viele Gemeinsamkeiten gibt, wie den Migrationshintergrund, wie unsere Eltern ticken. Da haben wir mit der Zeit gemerkt, dass wir zwei unterschiedliche Typen sind, aber mit sehr vielen Gemeinsamkeiten."
"Erling [Haaland] ist bei uns zum Beispiel nicht der, der am meisten trainiert. Dadurch, dass er in der Zeit bei Dortmund recht viele kleine Wehwehchen hatte und letztes Jahr verletzungsbedingt gar nicht ausgefallen ist, aber viel mehr Spiele hatte, hat er für sich einen Weg gefunden, danach zu regenerieren. Wer eine richtige Maschine ist und wie ein Wahnsinniger trainiert, ist Ruben Dias."
... eine Zeit voller Highlights: "Als wir damals vor zwei Jahren die Hochzeit geplant haben, war ich mit Arminia Bielefeld im Abstiegskampf der Bundesliga. Da bin ich nicht davon ausgegangen, dass ich zwei Jahre später einen FA Cup planen muss, deswegen war das Ganze auch viel in meiner Gefühlswelt."
"Es ging los mit der Premier League-Meisterschaft, ich habe das Spiel gemacht, nach dem wir den Pokal bekommen haben. Eine Woche später Pokalfinale im Wembley-Stadion vor 90.000 Zuschauern im großen Derby gegen Manchester United. Wir gewinnen den Pokal und dann hatte ich eine richtig schöne Hochzeit, unsere kleine Tochter wurde auch noch an dem Tag getauft. Montagabend bin ich wieder zurückgeflogen, dann sind wir am Donnerstag nach Istanbul geflogen und haben die Champions League gewonnen. Damit war das Triple besiegelt und wir hatten dann auch eine irrsinnige Party. Das war wirklich der Wahnsinn."
... das Auszahlen harter Arbeit: "Ich habe das Glück, dass ich Eltern habe, die schon immer recht viel arbeiten mussten, damit wir als Familie das Nötigste haben. Das heißt, ich habe da schon den Input bekommen, dass es normal ist, dass es mal schwieriger sein, aber dass man trotzdem die ganze Zeit weitermachen kann. Aufgeben ist erstmal keine Option. Diese Genugtuung, die man am Ende hat, ist mit Abstand eines der schönsten Gefühle."