Acht Jahre lang war Robert Lewandowski der zuverlässige Torlieferant beim FC Bayern. Mit dem polnischen Weltklassestürmer gewannen die Bayern jedes Jahr die Meisterschaft, den Pokal, die Champions League, den Weltpokal. Lewandowski lieferte Tore wie am Fließband - und war auch vom Elfmeterpunkt stets eine Bank.
Insgesamt schoss Lewandowski wettbewerbsübergreifend 344 Tore für den FC Bayern. Beeindruckende 51 Tore davon erzielte er wettbewerbsübergreifend vom Punkt. Und das bei nur fünf Fehlschüssen! Das macht eine bärenstarke Erfolgsquote von 91 Prozent. Ironischerweise setzte es in den fünf Spielen, in denen Lewandowksi mal vom Punkt vergab, nicht mal eine Niederlage für sein Team. Bis auf ein 1:1 gegen den BVB wurden die anderen vier Bundesligaspiele auch ohne Elfmetertor gewonnen.
Die Lücke, die Lewandowski mit seinem Wechsel zum FC Barcelona hinterlassen hat, ist also riesig. Einen zuverlässigen Schützen wie ihn gibt es selten in Europa. Und so wurde auch beim FC Bayern fleißig experimentiert, bis ein neuer fester Elfmeterschütze feststand. So durften sich in der Hinrunde mit Sadio Mane, Eric Maxim Choupo-Moting und Serge Gnabry schon drei Stürmer ausprobieren.
Mane, Choupo-Moting und Gnabry sind abgesetzt
Neuzugang Mane traf beim 7:0 gegen den VfL Bochum, brauchte beim 5:2 gegen Mainz aber schon den Nachschuss. Choupo-Moting vergab seinen Versuch beim 6:1 gegen Werder Bremen. Und Serge Gnabry traf beim 3:0 im Rückspiel gegen Bochum, darf seitdem aber trotzdem nicht mehr ran.
Denn seit dem Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City steht beim Rekordmeister die neue Rangordnung fest: Joshua Kimmich wird in Zukunft der fest eingeplante Elfmeterschütze beim deutschen Rekordmeister sein. So schnappte sich der Mittelfeldspieler im Viertelfinal-Rückspiel in der Schlussphase auch den Ball, als Schiedsrichter Clement Turpin nach VAR-Eingriff aufgrund Manuel Akanjis Handspiel auf den Punkt zeigte.
Neues Kapitel für Kimmich
Kimmich schoss hoch, mittig und mit Wucht und traf sicher zum 1:1-Endergebnis unters Tordach. Nach dem Spiel beantwortete er die Nachfrage des kicker, ob seine Berufung geplant war und von Dauer sein wird, jeweils mit einem knappen wie eindeutigen "ja".
Dabei trat Kimmich bislang in seiner Karriere nicht groß als Elfmeterschütze in Erscheinung. Was aber womöglich auch daran lang, dass er die meiste Zeit in einem Team mit Lewandowski spielte. Jedenfalls ist Kimmich in seiner Laufbahn als Profi in der regulären Spielzeit vor dem Elfer gegen City erst einmal aus elf Metern angetreten: 2015 im Trikot der U21-Nationalmannschaft. Auch damals mit Erfolg.
Daneben gab es noch einen Fehlschuss im Pokalkrimi gegen Dortmund 2016, das der FCB am Ende trotzdem gewann. Und einen erfolgreichen Versuch in der Elferlotterie des EM-Viertelfinals 2016 für Deutschland gegen Italien. Der erfolgreiche Schuss gegen Ederson und City bildet somit so etwas wie den Grundstein und Auftakt eines neuen Kapitels in Kimmichs Profi-Karriere.