Seit 1994 gibt es in der NFL einen sogenannten Salary Cap. Dabei handelt es sich um eine Gehaltsobergrenze, die verhindern soll, dass finanziell starke Teams die besten Spieler verpflichten und mit Top-Gehältern überschütten, während kleinere Franchises auf der Strecke bleiben und im sportlichen Wettbewerb keine Chance mehr haben.
Aber wie genau funktioniert der Salary Cap in der NFL? Welche Summe steht den Teams zur Verfügung? Und was passiert, wenn die Gehaltsgrenze überschritten wird? Das klären wir jetzt.
Welchen Zweck hat der Salary Cap in der NFL?
Anders als etwa der europäische Profisport arbeitet der US-amerikanische Sport flächendeckend mit Gehaltsobergrenzen. Das große Ziel ist natürlich, eine Ausgeglichenheit zwischen den einzelnen Teams zu schaffen. In der NFL gab es in der Zeit vor der Einführung 1994 ein System, das es Spielern erschwerte, ihre Teams zu wechseln.
1989 gab es eine erfolgreiche Klage der Spielergewerkschaft, deren Auswirkungen man etwa mit dem Bosman-Urteil in Europa vergleichen kann. Die NFL implementierte daraufhin das System der Free Agency, das es Spielern nach Vertragsende ermöglichte, überall zu unterschreiben, wo sie wollten.
Um zu verhindern, dass besonders finanzstarke Teams die besten Spieler mit hohen Gehältern locken und damit den sportlichen Wettbewerb vernichten, stimmte die Spielergewerkschaft der Einführung einer Gehaltsobergrenze, des sogenannten Salary Caps, zu.
Wie hoch ist der Salary Cap und wonach richtet sich die Gehaltsgrenze?
Der Salary Cap variiert von Jahr zu Jahr und wird von der NFL zentral festgelegt. Die exakte Höhe richtet sich nach den Einnahmen der Liga aus der Vorsaison. Der Umsatz ergibt sich aus drei Säulen: Medienrechte, NFL Ventures/Playoff-Einnahmen und lokale Einnahmen.
Die Gesamtsumme der Einnahmen der NFL wird zu 52 Prozent an die Besitzer der Franchises ausgezahlt, die Spieler erhalten 48 Prozent. Der Wert, der den 48 Prozent entspricht, wird als Spielerkosten zu gleichen Teilen auf die 32 Teams verteilt. 2024 beträgt diese Summe pro Team 329,4 Millionen Dollar. Ein großer Teil dieser Summe wird dann als Salary Cap festgelegt.
Für die Saison 2024 liegt die Gehaltsobergrenze pro Team daher bei 255,4 Millionen Dollar. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Millionen Dollar - einen solchen Anstieg im Vergleich zur Vorsaison gab es in der NFL-Geschichte noch nie. Die Liga selbst begründete die Umsatzsteigerung auch mit dem Hype um Taylor Swift, der der Liga nicht nur viel Aufmerksamkeit, sondern auch echte Einnahmen beschert hat.
Die Entwicklung des Salary Caps in der NFL
Jahr | Höhe des Salary Caps |
---|---|
1994 | 34.608.000 Dollar |
1995 | 37.100.000 Dollar |
1996 | 40.753.000 Dollar |
1997 | 41.454.000 Dollar |
1998 | 52.388.000 Dollar |
1999 | 57.288.000 Dollar |
2000 | 62.172.000 Dollar |
2001 | 67.405.000 Dollar |
2002 | 71.101.000 Dollar |
2003 | 75.007.000 Dollar |
2004 | 80.582.000 Dollar |
2005 | 85.500.000 Dollar |
2006 | 102.000.000 Dollar |
2007 | 109.000.000 Dollar |
2008 | 116.000.000 Dollar |
2009 | 123.000.000 Dollar |
2010 | kein Cap |
2011 | 120.375.000 Dollar |
2012 | 120.600.000 Dollar |
2013 | 123.600.000 Dollar |
2014 | 133.000.000 Dollar |
2015 | 143.280.000 Dollar |
2016 | 155.270.000 Dollar |
2017 | 167.000.000 Dollar |
2018 | 177.200.000 Dollar |
2019 | 188.200.000 Dollar |
2020 | 198.200.000 Dollar |
2021 | 182.500.000 Dollar |
2022 | 208.200.000 Dollar |
2023 | 224.800.000 Dollar |
2024 | 255.400.000 Dollar |
Wann gilt der Salary Cap?
Der Salary Cap gilt die gesamte Saison. Allerdings erhalten Teams zwischen dem Ende einer Saison und dem Start des neuen Ligajahres die Möglichkeit, ihre Finanzen für die kommende Spielzeit zu ordnen. Was auch deshalb nötig ist, weil Verträge mit Spielern natürlich von Jahr zu Jahr schwanken.
Entscheidend ist, dass die Teams am ersten Tag des neuen Ligajahres - 2024 ist das der 13. März - die Bedingungen des neuen Salary Caps erfüllen. Bedeutet: Bis zu diesem Tag müssen die Finanzen geregelt sein. Danach dürfen die Teams den Salary Cap nicht mehr überschreiten.
In der Offseason, also zwischen dem offiziellen Start des Ligajahres Mitte März und dem ersten Spiel der Regular Season im September, gilt allerdings eine Sonderregel: die sogenannte "Top-51-Rule". Diese besagt, dass in diesem Zeitraum nur die 51 Verträge mit dem höchsten Cap Hit unter den Salary Cap fallen.
Hintergrund: Bis zum Ligastart im September arbeiten die NFL-Teams zwischenzeitlich mit bis zu 90 Spielern, um Konkurrenzkampf zu schaffen, ehe der Kader gekürzt wird. Hier wäre es unrealistisch, den Salary Cap, der für eine normale Kadergröße während der Saison gedacht ist, komplett als Maßstab zu nehmen.
Bis zu einer Deadline vor Beginn der Regular Season müssen die Teams ihre Kader auf 53 Spieler kürzen, außerdem werden Practice Squads gebildet. Spieler, die zu diesem Zeitpunkt verletzt sind, werden auf die PUP-Liste gesetzt und können nach ihrer Genesung in den 53er-Kader nachnominiert werden.
Wichtig dabei: Alle Spieler, also 53er-Kader plus Pratice Squad plus verletzte Spieler, zählen ab Saisonstart unter den Salary Cap. Die "Top-51-Rule" gilt dann nicht mehr.
Was passiert, wenn der Salary Cap überschritten wird?
Verstöße gegen den Salary Cap ziehen in der NFL drakonische Strafen nach sich. Diese können Geldstrafen von bis zu fünf Millionen Dollar beinhalten, Verträge mit Spielern können für ungültig erklärt werden oder die Franchise verliert womöglich sogar einen oder mehrere Draft-Picks.
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Welche Beträge zählen zum Salary Cap?
Grundsätzlich ist der Salary Cap streng und beinhaltet alle Gehälter und sonstige Zahlungen, die im jeweiligen Jahr an einen Spieler fließen. Allerdings gibt es Möglichkeiten, Cap Hits - also die Summen, die gegen den Salary Cap gerechnet werden - durch Umstrukturierungen in die Zukunft zu verschieben. Der Vorteil: Man verschafft sich finanziellen Spielraum für die Gegenwart.
Das klassische Beispiel ist der Signing Bonus. Es ist durchaus üblich, dass Teams bei einzelnen Spielern Verträge so abändern, dass ein Teil des Basisgehalts in einen Unterschriftenbonus umgewandelt wird. Diese Summe wird sofort an den Spieler ausbezahlt, kann bilanztechnisch aber für den Rest der Vertragslaufzeit oder maximal fünf Jahre abgeschrieben werden.
Was ist Dead Cap in der NFL?
In der NFL kann es passieren, dass auch Spieler den Salary Cap belasten, die gar nicht mehr Teil des Teams sind. Hierbei handelt es sich um "Dead Cap", also um totes Kapital. Es steht in den Büchern, obwohl der Spieler womöglich schon lange weg ist.
Wie kann Dead Cap entstehen? Ganz einfach: durch Entlassungen oder Trades. Wird ein Spieler mit einem gültigen Vertrag entlassen oder per Trade zu einem anderen Team geschickt, landet das verbleibende garantierte Gehalt, das dem Spieler über die Vertragslaufzeit bei seinem alten Team noch zugestanden hätte, dort als Dead Cap in den Büchern.