Die deutschen Skispringer sind beim frühesten Weltcup-Auftakt der Geschichte ohne Top-10-Platzierung geblieben und haben rund sieben Wochen vor der Vierschanzentournee noch reichlich Nachholbedarf gezeigt. Bei den ersten Mattenspringen einer Wintersaison wurde Routinier Pius Paschke (Kiefersfelden) im polnischen Wisla als Fünfzehnter wie schon am Vortag bester Deutscher. Die Topleute der DSV-Adler wie Karl Geiger enttäuschten.
Überragender Springer des Wochenendes war Lokalmatador Dawid Kubacki mit zwei Siegen. Am Sonntag setzte sich der Vierschanzentournee-Gewinner von 2019/20 mit Sprüngen auf 131,0 und 133,5 m (287,0 Punkte) souverän vor dem Slowenen Anze Lanisek (278,7) und Norwegens Olympiasieger Marius Lindvik (277,0) durch. Weltcup-Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi wurde nachträglich wie schon Bruder Junshiro in der Qualifikation disqualifiziert.
Wellinger bleibt hinter den Erwartungen zurück
Nach dem starken zweiten Platz von Katharina Althaus bei den Frauen konnten die Männer am Sonntag auf der Adam-Malysz-Schanze nicht nachziehen. Geiger, Weltcup-Zweiter des Vorwinters, wurde immerhin 17., nachdem er am Vortag noch den zweiten Durchgang verpasst hatte. Youngster Philipp Raimund (beide Oberstdorf) kam auf Platz 19 und holte zum erst zweiten Mal in seiner Karriere Weltcup-Punkte.
Der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler (Siegsdorf) schob sich mit einem starken zweiten Sprung noch von Platz 25 auf 20 nach vorne. Der deutsche Meister Andreas Wellinger (Ruhpolding) blieb als 25. hinter den nach den Sommerleistungen hohen Erwartungen zurück. Auch für die Möglichkeiten von Constantin Schmid (Oberaudorf) war Platz 26 zu wenig.
Nach dem Auftakt steht eine längere Pause an. Bei den folgenden Stationen in Kuusamo (Männer/26. und 27. November) und Lillehammer (Frauen/3. und 4. Dezember) feiert dann der Schnee sein Saisondebüt.
Sechs Meter fehlen zum Sieg
Katharina Althaus ist nach einer starken Aufholjagd auf das Podest geflogen und hat für das erste deutsche Spitzenresultat des Skisprung-Winters gesorgt. Die 26-jährige Oberstdorferin musste sich am Sonntag als Zweite nur der Österreicherin Eva Pinkelnig geschlagen geben. Im ersten Springen auf der Mattenschanze hatte Althaus als 21. noch enttäuscht.
"Gerade nach gestern war ich heute doppelt nervös und ein bisschen verunsichert. Jetzt freue ich mich mega über das Podest": sagte Althaus: "So kann es gerne weitergehen."
Althaus, die am Samstag in Polen ihr schlechtestes Weltcup-Ergebnis seit fast sieben Jahren hinnehmen musste, sprang 123,0 und 131,0 m, arbeitete sich mit 251,4 Punkten noch vom sechsten auf den zweiten Platz vor. Für die zweimalige Olympiazweite war es der 38. Podestplatz ihrer Karriere, zum neunten Sieg fehlten rund sechs Meter. Pinkelnig kam bei ihrem vierten Weltcup-Erfolg auf 262,3 Punkte (129,0+126,0), Platz drei ging an die Schwedin Frida Westman (248,7).
Lundby ist zurück
Selina Freitag (Aue), am Vortag als 19. beim Sieg der Norwegerin Silje Opseth beste Deutsche, kam am Sonntag auf den identischen Rang.
Eine durchwachsene Rückkehr nach anderthalb Jahren Wettkampfpause feierte Norwegens Topspringerin Maren Lundby, die auf die Plätze 16 und 24 kam. Die Pyeongchang-Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin hatte wegen Gewichts-Problemen die vergangene Olympia-Saison ausgelassen und damit auch ein Zeichen gegen den Mager-Wahn in ihrem Sport setzen wollen.