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Bernd Leno im "kicker meets DAZN"-Podcast: "Wir können's ja mal versuchen wie Tsubasa oder bei den Kickers"

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Bernd Leno im "kicker meets DAZN"-Podcast: "Wir können's ja mal versuchen wie Tsubasa oder bei den Kickers"imago images / PRiME Media Images
Bernd Leno blickt im "kicker meets DAZN"-Podcast nicht nur auf seinen Weg aus der Stuttgarter Jugend hin zum Stammkeeper des FC Arsenal zurück, sondern plaudert auch über die Schwierigkeiten des Torwartspiels, sein Gänsehauttreffen mit Petr Cech - und seine Serienauswahl im Lockdown.

Nationalkeeper Bernd Leno erlebte als Jugendspieler einen steilen Aufstieg beim VfB Stuttgart, bekam dort aber nie die Chance, sich bei den Profis zu beweisen. Doch der Frust darüber sollte nicht lange anhalten, so bekam der damals 19-Jährige ein Angebot von Bayer Leverkusen - und spielte drei Wochen später gegen den FC Chelsea in der Champions League.

Bei "kicker meets DAZN" blickt der 29-Jährige auf seinen Weg aus der Jugend des VfB über Leverkusen zu seinem aktuellen Arbeitgeber Arsenal zurück, erzählt vom Leben in London und verrät, welches Premier-League-Stadion so kleine Kabinen hat, dass sogar Rucksäcke verboten sind.

Bernd Leno im "kicker meets DAZN"-Podcast über ...

... den jüngsten Derbysieg gegen Tottenham: "Hier in London kam gefühlt jeder auf der Straße zu einem her: "Hey, ihr müsst das Spiel gewinnen, Nordlondon ist rot!" Ich wollte von meinen Nachbarn nicht immer mit schrägen Blicken angeschaut werden, von dem her war's in allen Belangen wichtig, dass wir gewonnen haben."

... die spezielle Bedeutung des Derbys gegen Tottenham: "Das ist auf jeden Fall mit Abstand das wichtigste. Klar: Chelsea, West Ham, Crystal Palace – das sind auch alles Derbys. Gefühlt die halbe Premier League ist aus London. Aber Tottenham gegen Arsenal ist mit Abstand das größte. Die Atmosphäre im Stadion, wenn Zuschauer da sind, ist mit das beste, was ich erlebt habe. Wie schon gesagt: Meine Nachbarn sind alle Arsenal-Fans, die haben mich schon vor einer Woche zugetextet und gesagt: "Die ganze Saison ist nicht so top gelaufen bei euch, aber das Spiel müsst ihr gewinnen!" Jetzt habe ich wieder Ruhe in der Nachbarschaft."

... Möglichkeiten, wie man trotz wenig Beschäftigung während des Spiels den Fokus nicht verliert: "Das ist immer sehr, sehr schwierig, wenn man selbst nicht wirklich im Spiel ist. Aber man muss mit seinen Gedanken dabei sein und mit seinen Mitspielern kommunizieren. […] Ohne Zuschauer sind auch nicht die Emotionen im Spiel wie mit der Atomsphäre. Da muss man sich selber manchmal erinnern, vor allem, wenn man viele Spiele hat, kommt bei allen Spielern eine gewisse Müdigkeit dazu. Ich glaube, das ist total normal und sieht man ja meistens auch am Ende der Saison. Aber man muss trotzdem mit den Gedanken immer dabei sein. Manchmal hofft man vorne: Hoffentlich flankt er und wir machen das Tor. Aber mit einem Auge schaut man: Was passiert, wenn die Flanke nicht gut kommt? Da muss man schon mit den Gedanken immer einen Schritt weiter sein und immer "negativ" denken: Was passiert, wenn der Stürmer den Ball verliert? Was passiert, wenn der Sechser oder der Zehner den Ball verliert? Das ist für den Torwart mit das schwierigste."

... die Schwierigkeiten des Torwartspiels bei Freistößen: "Natürlich bereite ich mich auch auf Standardsituationen vor. Man hat [die Gewohnheiten der Schützen] im Hinterkopf und versucht, ich will nicht sagen zu zocken, aber sich ein bisschen einen Vorteil zu verschaffen. […] Das Problem ist häufig auch, dass die ganzen Spezialisten auf die Idee kommen, Sichtblocks aufzustellen. Das macht's für den Torwart nicht einfacher. Man sieht den Ball nicht, man sieht teilweise gar nicht, wann geschossen wird. Das ist das schlimmste als Torwart: Im Endeffekt guckst du einfach ins Nichts und wartest, bis der Ball irgendwann mal rauskommt. Dann machst du eine falsche Bewegung – und du bist tot. Da kannst du so viel reagieren, wie du willst."

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... die Variante, einen Spieler hinter die Mauer zu legen: "Da bin ich wirklich ein Fan davon. Es ist ein Riesenunterschied zu wissen, dass der Ball nicht flach kommt. Deine Position und die Grundstellung sind dann schon ganz anders. Wenn du weißt, er schießt drunter oder drüber, dann stehst du ein bisschen dazwischen. Aber wenn du weißt, er kommt nur über die Mauer oder auf deine Seite - das ist ein Unterschied. Dadurch kann die Mauer auch Vollgas hochspringen. Sonst springen sie nicht so hoch, weil sie Angst haben, der Ball könnte drunter gehen."

... den "Vorschlag" von DAZN und kicker, man könne ja Verteidiger an Pfosten und die Latte kleben: "Wir können's ja mal versuchen wie Tsubasa oder bei den Kickers früher: Wenn einer auf die Latte geht und sich da runterhängen lässt, dann noch mit Salto … Ich hab's im ersten Lockdown wieder angeschaut, es war Weltklasse. Suchtfaktor pur."

... seinen Werdegang als Torwart: "Ich bin ins Tor gegangen, weil der Torwart bei meinem Heimatverein damals nicht zum Hallenturnier gekommen ist. Das hat super geklappt, dann hab' ich Handschuhe bekommen und bin zuhause nur noch auf dem Bett mit Handschuhen rumgehüpft. Seitdem war ich nur noch Torwart. Mein Vater, mein Bruder und ich waren immer kicken und mein Bruder ist drei Jahre älter als ich, der hat immer draufgeballert und ich bin durch die Gegend geflogen. [...] Am Anfang habe ich gerne draußen gespielt. Aber ich war dann auf einmal mega gut bei diesem Hallenturnier und das hat mich gepusht. Früher mit den Kumpels, wenn man mit fliegendem Torwart gespielt hat, bin ich auch nie ins Tor, weil draußen mehr Action war. Aber spätestens als ich mit elf zum VfB in die D-Jugend gekommen bin, hatte ich auch keine Lust, zu laufen und es hat mir einfach Spaß gemacht. Ein bisschen Show, ein bisschen fliegen, das hat schon Bock gemacht."

... den ausgebliebenen Schritt zu den Profis beim VfB Stuttgart: "Es war schon nicht einfach. Es ging immer steil bergauf: mit der U17 Deutscher Meister, während der A-Jugend-Zeit dritte Liga gespielt, was damals für mich der Schlüssel war: mit Zuschauern, mit Druck. Ich habe top gespielt, sie waren mega zufrieden mit mir, aber ich durfte nie mit den Profis trainieren. Nach der Jugendzeit habe ich die Vorbereitung mitgemacht und wurde wieder in die zweite Mannschaft gesteckt. Das war enttäuschend, aber ich habe mir die Zeit gegeben. Und auf einmal kam dann Leverkusen und zack zack: eine Woche später war ich in der Bundesliga und drei Wochen später in der Champions League. […] Mir wurde damals früh in der Vorbereitung gesagt, dass ich wieder in der zweiten Mannschaft spielen soll. Es kamen die typischen Ausreden: Ich sei jung, ich müsse spielen und so weiter. Ich habe dann gesagt: Ich will den Konkurrenzkampf annehmen, gebt mir eine faire Chance, ich will voll und ganz bei der Profimannschaft sein und nicht immer hin und her geschoben werden. Vor allem als Torwart musst du dir ein bisschen die Akzeptanz bei den Mitspielern erarbeiten.

... seine Anfangszeit bei Leverkusen: "Das war krass! Ich glaube, die in der Kabine in Leverkusen haben auch gedacht: Oh mein Gott, was macht der da? Wie soll der in zwei Wochen an der Stamford Bridge spielen? Ist das einer aus der Jugend oder wo haben die den ausgegraben? Ich weiß noch: Es war ein Donnerstag, da habe ich zum ersten Mal mit der Mannschaft trainiert und war natürlich sehr aufgeregt. Da waren viele Spieler wie Michael Ballack, die man nur von FIFA oder aus der Bundesliga kannte. Sonntag war dann das erste Spiel gegen Werder Bremen, das waren schon aufregende Tage. Simon Rolfes hat später zu mir gesagt, er wusste von Anfang an, dass es gut geht, weil ich sehr präsent war und bewusst aufgetreten bin. Nicht wie jemand, der erst einmal auf Sicherheit bedacht oder zurückhaltend ist. Die Mannschaft hat mir auch sehr geholfen, auch Trainer Robin Dutt und die Torwarttrainer."

... seine erste Begegnung mit Petr Cech: "Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich dran denke! Nach drei Wochen in Leverkusen habe ich an der Stamford Bridge Champions League gespielt: Cech, Torres, Drogba – die ganzen Verbrecher kennen wir ja noch von damals. Vor dem Spiel kam Petr Cech auf einmal zu mir und sagte: "Gutes Spiel, Bernd!" Und ich dachte mir: Oh Gott, woher weiß der meinen Namen? Wieso kann der Deutsch? Ganz nebenbei: Er hat sein Abitur auf Deutsch gemacht. Das Spiel ist top für mich gelaufen, die Leverkusen-Fans haben meinen Namen geschrien. Nach dem Spiel hat Cech zu mir gesagt: "Super Spiel, sehr beeindruckende Leistung." Ich hab' ihn dann gefragt, ob ich sein Trikot haben könnte und er: "Ja, natürlich!" Er hat sein Trikot ausgezogen, dann bin ich weggelaufen und auf einmal packt mich jemand an der Schulter – und er meint: "Ich will auch dein Trikot!" Und ich wusste gar nicht, wo rechts und links ist. Was ist das hier alles? Das stimmt doch hier alles gar nicht. Dann habe ich ihm mein Trikot gegeben und war komplett durcheinander. Und sieben Jahre später treffe ich ihn als meinen Konkurrenten.

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Quelle: Imago Images

... seinen Wechsel zum FC Arsenal: "Leverkusen war eine sehr schöne Zeit, ich habe dort eine Top-Entwicklung genommen, bin dem Verein sehr dankbar und habe zu den Leuten und den Fans immer noch eine sehr gute Beziehung. Aber ich musste aus meiner Komfortzone raus, um den nächsten Schritt zu gehen. Ich wollte auf jeden Fall ins Ausland. Die Premier League, das kann ich auch bestätigen, ist die geilste Liga. Und Arsenal ist auch ein geiler Verein. Ich habe mich dem Konkurrenzkampf gestellt, das hat mich auch ein, zwei Schritte weitergebracht."

... Jens Lehmann und den schlechten Ruf der deutschen Keeper in England: "Als die ganzen Leute vom Staff gehört haben, es kommt ein deutscher Torhüter … Jens Lehmanns Spitzname war "The Mad Jens". Die haben sich gedacht: Torhüter sind sowieso immer ein bisschen komisch und speziell, da haben wir jetzt wieder ein paar Jahre ein bisschen Probleme. Aber nach einer Woche haben sie gesagt: Das ist entspannt, dass er ein bisschen ruhiger ist.

... den Fußball-Flair in England: "In England ist alles ein bisschen traditioneller. Und in England zählt immer nur das, was aufm Rasen ist. Der Rasen ist immer perfekt. Das ist in Deutschland nicht so. In Deutschland ist aber alles drumherum perfekt. Die Stadien sind neu, die Kabinen sind top und groß. Im Goodison Park zum Beispiel, die Kabine – da gehst du in jede Dorfkabine und die ist besser. In Fulham darfst du nicht mal einen Rucksack mitnehmen, weil die Kabine so klein ist. Da läufst du erstmal aus dem Stadion raus, an der Straße entlang und gehst in ein Gebäude nebenan. Aber das ist einfach Englischer Flair, da beschwert sich auch niemand, das ist einfach so."

... die Debatte, ob die Premier League der Bundesliga überlegen ist: "Das muss man schon sagen, finde ich. In Deutschland hat man Bayern, auch Leipzig und Dortmund sind gute Teams, die international konkurrenzfähig sind. Aber in England ist in der Breite viel, viel mehr los. Das sieht man auch dran, dass der Letzte Mal gegen den Zweiten gewinnt. Vor allem mit Fans! Ohne Fans ist es auswärts ein bisschen leichter, aber mit Fans sieht man, wie schwach die Auswärtsteams performen. Die Spiele gehen viel mehr hin und her, es gibt nicht so viel Taktikgeschiebe wie in anderen Ligen, sondern es wird viel mehr mit offenem Visier gespielt. Die ganzen Mannschaften haben, natürlich auch finanziell bedingt, breit aufgestellte Kader. Da ist die Premier League in de Spitze und auch in der Breite besser aufgestellt als andere Ligen."

... den Unterschied der Fan-Pöbeleien in beiden Ländern: "Es ist sehr ähnlich. Man wird ausgepfiffen, beleidigt – aber mittlerweile findet man das auch irgendwie geil und lustig, muss ich ehrlich sagen. Das pusht einen auch ein bisschen. Wenn man auf Zeit spielt und alle pfeifen einen aus, dann denkt man sich: Ja, komm, komm! Mehr, mehr, mehr! (lacht) Aber in der Regel hat man ein sehr faires Publikum in England. Das Einzige, womit man ein Problem bekommt, ist, wenn man Schwalben macht. Das können sie gar nicht haben."

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... Arsenals holprige Saison und die Ziele: "Uns fehlt komplett die Konstanz in dieser Saison. Wir hatten im Herbst eine Phase, da haben wir in fünf, sechs Spielen hintereinander nicht einmal ein Torgeschossen. Da gab's eine schlechte Atmosphäre. Aber dann haben wir die Kurve bekommen, fünf, sechs Spiele hintereinander gewonnen und sind auch geklettert. Jetzt schnuppern wir wenigstens wieder ein bisschen an der Europa League. Mit der Champions League wird's, das müssen wir ehrlichweise sagen, sehr, sehr schwer über die Liga. Aber das Mindestziel wäre, die Europa Leaue zu erreichen. Wir spielen noch gegen Everton, wir spielen noch gegen Liverpool – beide zuhause -, wir spielen noch gegen die fünf letzten Mannschaften unten drin. Wir haben alles noch in der eigenen Hand. Wenn wir eine gute Schlussphase der Saison spielen, dann können wir das Ziel erreichen. In der Europa League selbst stehen wir auch gut da, ich hoffe mal, dass wir am Donnerstag das Viertelfinale safe machen können. Das Ziel dort muss sein, die Europa League zu gewinnen!

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... seine Zukunft nach der Karriere: "Der Plan ist, abgesprochen mit meiner Frau, dass wir nach der Karriere zurück nach Deutschland gehen, ich hoffe natürlich ins Schwabenländle. Aber das weiß man nie. Ich weiß auch nicht, wie lange ich spielen werde. Vielleicht beendet man irgendwo seine Karriere, wo man sich so sehr wohlfühlt, wo man danach einen Job hat, der einem Spaß macht. Aber wir sind offen für alles, deswegen sehe ich das ganz entspannt. Aber wir fühlen uns hier sehr, sehr wohl, London ist eine geile Stadt und Arsenal ist ein geiler Klub.

... die Vorzüge der Anonymität in einer Weltmetropole wie London: "Deswegen feier' ich London auch so extrem! Natürlich erkennen dich ein paar Leute, aber die Leute haben mega Respekt, sind mega entspannt, nerven dich nicht, sind nicht aufdringlich. Man kann hier Underground fahren, man kann Essen gehen, man kann in der Stadt rumlaufen. Natürlich hau ich mir noch 'ne Cappi drauf, dass man noch entspannter sein kann. Aber im Endeffekt kann man ein ganz normales Leben hier führen, und das ist das Geilste! Auf was ich gar keinen Bock hätte, wäre nur zuhause rumsitzen – so wie jetzt – und immer das Gefühl haben, das man belästigt wird."