Die French Open 2023 stehen vor der Tür. Wer geht beim wichtigsten Sandplatzturnier im Tennis als Favorit ins Rennen? Wir blicken auf die aussichtsreichsten Kandidaten bei den Männern und den Frauen.
Am Ende einer langen Sandplatzsaison stehen alljährlich die French Open. Für Tennisfans wird es in diesem Jahr aber eine unschöne Neuerung geben. Denn erstmals seit 2004 wird Rafael Nadal, der König der roten Asche von Paris, nicht an den Start gehen. Hartnäckige Verletzungsprobleme zwangen den Rekordsieger (14 Titel) und Titelverteidiger zum Rückzug.
Während der Spanier bereits ankündigte, seine Karriere nach dem kommenden Jahr zu beenden, schlägt nun die Stunde der Kronprinzen. Angeführt von Carlos Alcaraz wollen sie bei den French Open endgültig die neue Ära einläuten. Oder kann Novak Djokovic, der letzte Mohikaner der alten Garde, den Jungen noch einmal eine Lehrstunde erteilen?
Ohne Rafael Nadal gehen die French Open 2023 über die Bühne. Wer sind die Favoriten in Paris? Das klären wir jetzt.
French Open 2023: Die Schnellfakten zum Turnier
VERANSTALTUNG | French Open 2023 |
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ZEITRAUM | 28. Mai bis 11. Juni |
ORT | Stade Roland Garros | Paris |
ÜBERTRAGUNG | Eurosport, DAZN |
SIEGER MÄNNEREINZEL 2022 | Rafael Nadal (Spanien) |
SIEGERIN FRAUENEINZEL 2022 | Iga Swiatek (Polen) |
French Open 2023: Die Favoriten bei den Männern
Ohne Rafael Nadal präsentiert sich das Feld bei den French Open so offen wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch gibt es einige Spieler, die als Favoriten ins Turnier gehen. Wir stellen sie vor.
Carlos Alcaraz: Nadals Thronerbe
Mit gerade einmal 20 Jahren ist Carlos Alcaraz bereits an der Spitze der Tenniswelt angekommen. Bei den US Open im vergangenen Herbst feierte er seinen ersten Grand-Slam-Titel und wurde dadurch die historisch jüngste Nummer eins der Weltrangliste. Alcaraz ist Nadals legitimer Erbe, nicht nur aufgrund der gemeinsamen Nationalität. Der Schützling von Juan Carlos Ferrero ist ebenfalls besonders stark auf Sand, hat sein Repertoire aber bereits auf andere Beläge ausgeweitet, wie der Triumph in New York beweist.
Im Laufe der bisherigen Sandplatzsaison bestätigte er seine herausragende Form. In Barcelona und beim Masters-Turnier in Madrid gewann er jeweils den Titel. Beim folgenden 1000er-Turnier in Rom gab es dann allerdings einen Rückschlag, als er völlig überraschend gegen den ungarischen Qualifikanten Fabian Marozsan verlor. Nur ein Ausrutscher? Vermutlich schon. Allerdings wird es spannend zu sehen sein, wie er in Paris mit der Favoritenrolle umgeht. Die Zeiten des unscheinbaren Tennis-Kükens liegen weit hinter ihm.
Novak Djokovic: Den Rekord vor Augen
Roger Federer ist längst zurückgetreten, Nadal fehlt - nun liegt es an Novak Djokovic, die Fahne der alten Garde hochzuhalten. Der Serbe gehört immer noch zu den Topstars der Szene und lieferte sich mit Alcaraz zuletzt ein Wechselspiel um den Spitzenplatz in der Weltrangliste. Durch Nadals Abwesenheit könnte sich Djokovic in Paris einen Rekord holen, der als Benchmark im Tennis gilt. Aktuell liegen beide mit jeweils 22 Grand-Slam-Titeln gleichauf an der Spitze der Bestenliste. Sollte Djokovic die French Open gewinnen, wäre der 35-Jährige alleiniger Rekordhalter.
Allerdings spricht die Form nicht unbedingt für den Serben. Zwar gewann er im Januar die Australian Open, doch auf Sand lief danach nicht mehr viel zusammen. Achtelfinale in Monte-Carlo, Viertelfinale in Rom - und dazu immer wieder Verletzungen, die ihn beeinträchtigen. Aber Djokovic ist Djokovic. Zweimal konnte er die French Open in seiner Karriere bislang gewinnen, und wer die Karriere des "Jokers" kennt, der weiß, dass er gerade bei Grand-Slam-Turnieren eine Macht ist. Denn die Distanz drei Gewinnsätze ist gefühlt ein anderer Sport. Und diesen beherrscht Djokovic wie kaum ein anderer.
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Stefanos Tsitsipas: Die Sehnsucht nach dem ersten Mal
Mit seinen 24 Jahren gehört auch Stefanos Tsitsipas noch zu den jungen Wilden, doch mit jedem Grand-Slam-Turnier bekommt man als Außenstehender den Eindruck, dass es irgendwie nicht sein soll. In zwei Finals stand er bereits. Im Januar unterlag er Djokovic in Melbourne, 2021 erreichte er zudem bei den French Open das Endspiel. Auch damals war der Serbe in einem epischen Fünfsatz-Match zu stark.
Vier weitere Male stand Tsitsipas in einem Grand-Slam-Halbfinale. Aber der große Wurf, er will einfach nicht gelingen. Irgendjemand ist immer besser. Allerdings leidet der Grieche auch immer wieder unter seltsamen Systemabstürzen. Bei den US Open 2022 etwa schied er bereits in der ersten Runde aus. Läuft bei Tsitsipas alles zusammen, kann er die French Open gewinnen. Allerdings muss er dafür nicht nur den Gegner, sondern auch sich selbst beherrschen.
Casper Ruud: Nur im Schatten Haalands?
Norwegen war abseits der klassischen Wintersportarten nicht unbedingt gesegnet mit Superstars. Aktuell gibt es gleich zwei: Erling Haaland und Casper Ruud. Der 24 Jahre alte Ruud hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive im elitären Kreis der besten Tennisspieler etabliert, steht aber immer noch im Schatten Haalands. Können die French Open 2023 dies ändern?
Im vergangenen Jahr stand er in Paris im Endspiel und unterlag Nadal. Wenige Monate später zog er im Finale der US Open gegen Alcaraz den Kürzeren. In diesem Jahr tut er sich noch recht schwer, Konstanz in sein Spiel zu bekommen. Mehrfach scheiterte er in frühen Runden. Wie bei Tsitsipas gilt auch bei Ruud, dass es vorrangig an ihm liegt, wie weit er kommt. Die Fähigkeiten, um die ganz großen Titel zu spielen, hat er allemal. Das hat er im vergangenen Jahr bewiesen.
Holger Rune: Der selbstbewusste Entertainer
Große Klappe - und viel dahinter. Das lässt sich kurz und knapp über Holger Vitus Nodskov Rune sagen. Der Däne ist nur wenige Tage älter als Alcaraz und hat die Tour im vergangenen Jahr im Sturm erobert. Rune ist unheimlich selbstbewusst, neigt aber auf dem Platz sehr gerne auch zu cholerischen Ausrastern, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen läuft. Rein spielerisch gehört er gerade auf Sand aber zu den Besten.
Im vergangenen Jahr kam er bei seinem French-Open-Debüt direkt bis ins Viertelfinale. In diesem Jahr führte ihn sein unterhaltsamer Stil ins Finale von Monte-Carlo und zum Turniersieg in München. In Rom warf er unter anderem Djokovic aus dem Wettbewerb. Rune hat das Zeug, gemeinsam mit Alcaraz in den nächsten zehn oder sogar 15 Jahren eine Ära zu prägen. Möglicherweise kreuzen sich die Wege bereits in Paris. Apropos französische Hauptstadt: Beim dortigen Masters-Turnier, das auf Hartplatz ausgetragen wird, feierte er im vergangenen Jahr seinen ersten Titel bei einem 1000er-Turnier ...
Was ist mit Alexander Zverev?
Im vergangenen Jahr befand sich Alexander Zverev bei den French Open in der Form seines Lebens, ihm wurde gute Chancen auf den Turniersieg zugerechnet. Im Halbfinale spielte er mit Nadal auf Augenhöhe, ehe er böse umknickte. Mehrere Bänder im Fußgelenk waren gerissen, Zverev musste aufgeben. Nach dem steinigen Programm in der Reha läuft er seiner Form von damals weit hinterher.
"Ich bin 1000 Kilometer entfernt", sagte er nach seinem Achtelfinal-Aus gegen Daniil Medvedev in Rom und wirkte zunehmend deprimiert. Bei den French Open 2023 zählt er zu den Außenseitern, in seiner aktuellen Form wäre jeder Sieg ein Erfolg.
French Open 2023: Die Favoritinnen bei den Frauen
Und wie sieht es bei den Frauen aus? Normalerweise ist es erfolgversprechender, die Lottozahlen zu tippen, als den Ausgang eines Grand-Slam-Turniers bei den Tennisspielerinnen. Allerdings gibt es in diesem Jahr eine klare Favoritin, über die der Weg zum Titel in Roland Garros führt.
Iga Swiatek: Die neue Dominatorin
Die Polin Iga Swiatek hat die Vormachtstellung im Frauentennis an sich gerissen. Und besonders die French Open liegen ihr. Zweimal konnte sie in Roland Garros bereits triumphieren, 2020 und im vergangenen Jahr. Die 21-Jährige, die im Turnierverlauf Geburtstag feiert, geht als klare Favoritin ins Turnier. Allerdings musste sie das wichtige Vorbereitungsturnier in Rom verletzungsbedingt aufgeben. Ob sie bis zum Start der French Open vollständig fit wird, bleibt abzuwarten.
Aryna Sabalenka: Swiateks Gegenspielerin
Die Geschichte des Frauentennis ist voll von Rivalitäten zwischen Spielerinnen. Steffi Graf vs. Monica Seles, Chris Evert vs. Martina Navratilova und viele mehr. Das Duell zwischen Aryna Sabalenka und Swiatek hat ebenfalls das Potenzial, in die Geschichtsbücher einzugehen. Allein in diesem Jahr trafen sich beide bereits zweimal in einem Finale. In Stuttgart gewann die Polin, in Madrid gewann die drei Jahre ältere Belarussin. Sollte Swiatek aufgrund ihrer Verletzung geschwächt in die French Open gehen, steht Sabalenka - Australian-Open-Siegerin vom Januar - bereit.
Der Rest: Alles kann passieren
Hinter Swiatek und Sabalenka ist das Feld völlig offen. Coco Gauff als inzwischen etabliertes Küken der Tour ist immer wieder zu starken Leistungen fähig. Im Vorjahr stand sie im Finale der French Open und unterlag Swiatek. In der laufenden Sandplatzsaison spielte sie aber deutlich unter ihren Möglichkeiten. Gleiches gilt für ihre US-amerikanische Landsfrau Jessica Pegula. Zu rechnen dürfte mit der Kasachin Elena Rybakina sein, die im vergangenen Jahr in Wimbledon gewann und zuletzt auch auf Sand aufsteigende Form bewies.
French Open 2023: Die Übertragung
Die French Open werden umfangreich im Free-TV von Eurosport sowie im LIVE-STREAM bei discovery+ übertragen. Auch der Streamingdienst DAZN zeigt das Turnier dank einer Kooperation mit Discovery. Auf der Plattform von DAZN können Abonnenten die beiden TV-Sender Eurosport 1 und Eurosport 2 als LIVE-STREAM empfangen.
French Open: Die Siegerinnen und Sieger seit 2010
Männereinzel | Fraueneinzel | |
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2022 | Rafael Nadal | Iga Swiatek |
2021 | Novak Djokovic | Barbora Krejcikova |
2020 | Rafael Nadal | Iga Swiatek |
2019 | Rafael Nadal | Ashleigh Barty |
2018 | Rafael Nadal | Simona Halep |
2017 | Rafael Nadal | Jelena Ostapenko |
2016 | Novak Djokovic | Garbine Muguruza |
2015 | Stan Wawrinka | Serena Williams |
2014 | Rafael Nadal | Maria Sharapova |
2013 | Rafael Nadal | Serena Williams |
2012 | Rafael Nadal | Maria Sharapova |
2011 | Rafael Nadal | Li Na |
2010 | Rafael Nadal | Francesca Schiavone |